Ecken sind zuweilen abgestumpft, die älteren nicht selten mit Buckeln ausgestattet. (Fig. 192, 193.)
Schon im 11. Jahrhundert war das Streben des Reiters dahin gerichtet, die Zügelhand vom Schilde unabhängiger zu machen. Diese Absicht führte dahin, die Schilde und Tartschen um den Hals zu hängen, so dass sie vollständig die Brust bedeckten. Derlei Tartschen sind, wiewohl häufig aus Eisen vorkommend, doch der Mehrzahl nach von Holz, mit Haut überzogen, viereckig, mit abgerundeten Ecken und besitzen in der Mitte einen vorspringenden Grat. Damit das Einlegen des Speeres nicht behindert werde, besassen sie an der rechten Seite einen tiefen Einschnitt, in welchem der Spiessschaft
[Abbildung]
Fig. 191.
Armrustschützen im Kampfe, durch Setzschilde ge- deckt. Aus einem Manuscript der königl. Bibliothek in London. Mscr. E. IV. Nach Hewitt.
[Abbildung]
Fig. 192.
Handtartsche, sogenannte kleine Pavese, von Holz mit Temperamalerei. Aus den Zeugbüchern Maximilians I. Zeug österr. Land.
Platz finden konnte (Fig. 194.). Im Oriente macht sich zu gleicher Zeit eine Umänderung der Form der Reitertartschen bemerkbar. Auch hier werden sie meist von Holz gefertigt, oft bemalt, öfter aber mit ornamentalen Reliefs in Handpressung auf Leder gefertigt und ver- goldet. In der Wahl der Form und in der Tragart aber gingen die Wege auseinander. Eine besondere Art in Ungarn im 15. Jahrhundert üblicher Tartsche ist trapezförmig, mehr konvex gebaut, so dass sie,
9. Der Schild.
Ecken sind zuweilen abgestumpft, die älteren nicht selten mit Buckeln ausgestattet. (Fig. 192, 193.)
Schon im 11. Jahrhundert war das Streben des Reiters dahin gerichtet, die Zügelhand vom Schilde unabhängiger zu machen. Diese Absicht führte dahin, die Schilde und Tartschen um den Hals zu hängen, so daſs sie vollständig die Brust bedeckten. Derlei Tartschen sind, wiewohl häufig aus Eisen vorkommend, doch der Mehrzahl nach von Holz, mit Haut überzogen, viereckig, mit abgerundeten Ecken und besitzen in der Mitte einen vorspringenden Grat. Damit das Einlegen des Speeres nicht behindert werde, besaſsen sie an der rechten Seite einen tiefen Einschnitt, in welchem der Spieſsschaft
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Fig. 191.
Armrustschützen im Kampfe, durch Setzschilde ge- deckt. Aus einem Manuscript der königl. Bibliothek in London. Mscr. E. IV. Nach Hewitt.
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Fig. 192.
Handtartsche, sogenannte kleine Pavese, von Holz mit Temperamalerei. Aus den Zeugbüchern Maximilians I. Zeug österr. Land.
Platz finden konnte (Fig. 194.). Im Oriente macht sich zu gleicher Zeit eine Umänderung der Form der Reitertartschen bemerkbar. Auch hier werden sie meist von Holz gefertigt, oft bemalt, öfter aber mit ornamentalen Reliefs in Handpressung auf Leder gefertigt und ver- goldet. In der Wahl der Form und in der Tragart aber gingen die Wege auseinander. Eine besondere Art in Ungarn im 15. Jahrhundert üblicher Tartsche ist trapezförmig, mehr konvex gebaut, so daſs sie,
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9. Der Schild.
Ecken sind zuweilen abgestumpft, die älteren nicht selten mit Buckeln
ausgestattet. (Fig. 192, 193.)
Schon im 11. Jahrhundert war das Streben des Reiters dahin
gerichtet, die Zügelhand vom Schilde unabhängiger zu machen. Diese
Absicht führte dahin, die Schilde und Tartschen um den Hals zu
hängen, so daſs sie vollständig die Brust bedeckten. Derlei Tartschen
sind, wiewohl häufig aus Eisen vorkommend, doch der Mehrzahl nach
von Holz, mit Haut überzogen, viereckig, mit abgerundeten Ecken
und besitzen in der Mitte einen vorspringenden Grat. Damit das
Einlegen des Speeres nicht behindert werde, besaſsen sie an der
rechten Seite einen tiefen Einschnitt, in welchem der Spieſsschaft
[Abbildung Fig. 191. Armrustschützen im Kampfe, durch Setzschilde ge-
deckt. Aus einem Manuscript der königl. Bibliothek in London. Mscr.
E. IV. Nach Hewitt.]
[Abbildung Fig. 192. Handtartsche, sogenannte kleine Pavese, von Holz
mit Temperamalerei. Aus den Zeugbüchern Maximilians I. Zeug österr.
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Platz finden konnte (Fig. 194.). Im Oriente macht sich zu gleicher Zeit
eine Umänderung der Form der Reitertartschen bemerkbar. Auch
hier werden sie meist von Holz gefertigt, oft bemalt, öfter aber mit
ornamentalen Reliefs in Handpressung auf Leder gefertigt und ver-
goldet. In der Wahl der Form und in der Tragart aber gingen die Wege
auseinander. Eine besondere Art in Ungarn im 15. Jahrhundert
üblicher Tartsche ist trapezförmig, mehr konvex gebaut, so daſs sie,
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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/199>, abgerufen am 28.11.2024.
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