über die Brust reichend, auch die linke Seite deckt. Diese Tartschen finden sich nicht allein in den ungarischen, sondern in allen Heeren, welche mehr oder weniger unter dem Einflusse des Orientes stehen, den ungarischen, polnischen, moskowitischen u. a. Sicher trugen auch die Reiter des Königs Mathias Corvinus derlei Tartschen. Die ungarische Garde Maximilians I. führte solche, wie wir aus dem Theuerdank ersehen. Einige Exemplare derselben haben sich noch in den kaiserlichen Sammlungen zu Wien erhalten. (Fig. 195.) Dort, wo diese in Berührung mit den deutschen kamen, merkt man deren Streben, die Vorteile der deutschen mit der orientalischen Form zu
[Abbildung]
Fig. 193.
Handtartsche, sogenannte kleine Pavese, von Holz mit Temperamalerei. Aus den Zeugbüchern Maximilians I. Zeug österr. Land.
[Abbildung]
Fig. 194.
Brusttartsche für einen Feldharnisch, von Holz, mit Leder überzogen und mit dem Wappen der Stadt Deggendorf bemalt. 15. Jahrhundert, 1. Hälfte. Kais. Museum in Zarskoe-Selo.
vereinen; da erhalten die Tartschen an der rechten Seite die Ein- schnitte für die Spiessstange, aber auch die Deutschen führen um die Mitte des 15. Jahrhunderts "ungarische" Tartschen, die aber durchwegs in Deutschland gefertigt waren.
Eine andere Form orientalischer Schilde ist die Adarga (adargue, eigentlich darake), welche im 13. und 14. Jahrhundert von den Mauren in die spanischen Heere und von da nach Frankreich,
I. Die Schutzwaffen.
über die Brust reichend, auch die linke Seite deckt. Diese Tartschen finden sich nicht allein in den ungarischen, sondern in allen Heeren, welche mehr oder weniger unter dem Einflusse des Orientes stehen, den ungarischen, polnischen, moskowitischen u. a. Sicher trugen auch die Reiter des Königs Mathias Corvinus derlei Tartschen. Die ungarische Garde Maximilians I. führte solche, wie wir aus dem Theuerdank ersehen. Einige Exemplare derselben haben sich noch in den kaiserlichen Sammlungen zu Wien erhalten. (Fig. 195.) Dort, wo diese in Berührung mit den deutschen kamen, merkt man deren Streben, die Vorteile der deutschen mit der orientalischen Form zu
[Abbildung]
Fig. 193.
Handtartsche, sogenannte kleine Pavese, von Holz mit Temperamalerei. Aus den Zeugbüchern Maximilians I. Zeug österr. Land.
[Abbildung]
Fig. 194.
Brusttartsche für einen Feldharnisch, von Holz, mit Leder überzogen und mit dem Wappen der Stadt Deggendorf bemalt. 15. Jahrhundert, 1. Hälfte. Kais. Museum in Zarskoë-Selo.
vereinen; da erhalten die Tartschen an der rechten Seite die Ein- schnitte für die Spieſsstange, aber auch die Deutschen führen um die Mitte des 15. Jahrhunderts „ungarische“ Tartschen, die aber durchwegs in Deutschland gefertigt waren.
Eine andere Form orientalischer Schilde ist die Adarga (adargue, eigentlich dárake), welche im 13. und 14. Jahrhundert von den Mauren in die spanischen Heere und von da nach Frankreich,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0200"n="182"/><fwplace="top"type="header">I. Die Schutzwaffen.</fw><lb/>
über die Brust reichend, auch die linke Seite deckt. Diese Tartschen<lb/>
finden sich nicht allein in den ungarischen, sondern in allen Heeren,<lb/>
welche mehr oder weniger unter dem Einflusse des Orientes stehen,<lb/>
den ungarischen, polnischen, moskowitischen u. a. Sicher trugen auch die<lb/>
Reiter des Königs <hirendition="#g">Mathias Corvinus</hi> derlei Tartschen. Die<lb/>
ungarische Garde Maximilians I. führte solche, wie wir aus dem<lb/>
Theuerdank ersehen. Einige Exemplare derselben haben sich noch<lb/>
in den kaiserlichen Sammlungen zu Wien erhalten. (Fig. 195.) Dort,<lb/>
wo diese in Berührung mit den deutschen kamen, merkt man deren<lb/>
Streben, die Vorteile der deutschen mit der orientalischen Form zu<lb/><figure><head><hirendition="#g">Fig</hi>. 193.</head><p><hirendition="#g">Handtartsche</hi>, sogenannte kleine Pavese, von Holz<lb/>
mit Temperamalerei. Aus den Zeugbüchern Maximilians I. Zeug österr.<lb/>
Land.</p></figure><lb/><figure><head><hirendition="#g">Fig</hi>. 194.</head><p><hirendition="#g">Brusttartsche</hi> für einen Feldharnisch, von Holz, mit<lb/>
Leder überzogen und mit dem Wappen der Stadt Deggendorf bemalt.<lb/>
15. Jahrhundert, 1. Hälfte. Kais. Museum in Zarskoë-Selo.</p></figure><lb/>
vereinen; da erhalten die Tartschen an der rechten Seite die Ein-<lb/>
schnitte für die Spieſsstange, aber auch die Deutschen führen um<lb/>
die Mitte des 15. Jahrhunderts „ungarische“ Tartschen, die aber<lb/>
durchwegs in Deutschland gefertigt waren.</p><lb/><p>Eine andere Form orientalischer Schilde ist die <hirendition="#g">Adarga</hi><lb/>
(adargue, eigentlich dárake), welche im 13. und 14. Jahrhundert von<lb/>
den Mauren in die spanischen Heere und von da nach Frankreich,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[182/0200]
I. Die Schutzwaffen.
über die Brust reichend, auch die linke Seite deckt. Diese Tartschen
finden sich nicht allein in den ungarischen, sondern in allen Heeren,
welche mehr oder weniger unter dem Einflusse des Orientes stehen,
den ungarischen, polnischen, moskowitischen u. a. Sicher trugen auch die
Reiter des Königs Mathias Corvinus derlei Tartschen. Die
ungarische Garde Maximilians I. führte solche, wie wir aus dem
Theuerdank ersehen. Einige Exemplare derselben haben sich noch
in den kaiserlichen Sammlungen zu Wien erhalten. (Fig. 195.) Dort,
wo diese in Berührung mit den deutschen kamen, merkt man deren
Streben, die Vorteile der deutschen mit der orientalischen Form zu
[Abbildung Fig. 193. Handtartsche, sogenannte kleine Pavese, von Holz
mit Temperamalerei. Aus den Zeugbüchern Maximilians I. Zeug österr.
Land.]
[Abbildung Fig. 194. Brusttartsche für einen Feldharnisch, von Holz, mit
Leder überzogen und mit dem Wappen der Stadt Deggendorf bemalt.
15. Jahrhundert, 1. Hälfte. Kais. Museum in Zarskoë-Selo.]
vereinen; da erhalten die Tartschen an der rechten Seite die Ein-
schnitte für die Spieſsstange, aber auch die Deutschen führen um
die Mitte des 15. Jahrhunderts „ungarische“ Tartschen, die aber
durchwegs in Deutschland gefertigt waren.
Eine andere Form orientalischer Schilde ist die Adarga
(adargue, eigentlich dárake), welche im 13. und 14. Jahrhundert von
den Mauren in die spanischen Heere und von da nach Frankreich,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/200>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.