Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.10. Das Pferdezeug und der Pferdeharnisch. von deutschen Reitern häufig benutzt, wie denn überhaupt die An-eignung ungarischer und polnischer Formen bis in die neueste Zeit stattgefunden hat, ja sogar die alte türkische Sitte, die Pferde mit mennigroter Farbe zu bemalen, wurde noch am Ende des 16. Jahr- hunderts in Deutchland nachgeahmt. Die später als ungarische be- nannten Sättel leiten sich in ihren Formen nicht so sehr von den alten ungarischen, als von den moskowitischen und polnischen Bock- sätteln her, wie ein Vergleich mit den hier dargestellten Abbildungen von Originalen des 16. Jahrhunderts auf den ersten Blick erkennen lässt. Eine Eigentümlichkeit aller orientalischen Sättel des 16. Jahr- [Abbildung]
Fig. 232. hunderts bildet die an der linken Seite, unterhalb des SattelblattesUngarischer Sattel aus dem Besitze Kaiser angebrachte scheidenförmige Öffnung für den "Panzerstecher", der damit zur Pferderüstung gehörte, wie der Säbel oder das Schwert zur Mannesrüstung. Derlei Einrichtungen finden sich auch zuweilen an deutschen Kürisssätteln in der Periode der Türkenkriege der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts. Bemerkenswert erscheint ein Zubehör zur altorientalischen Pferde- 14*
10. Das Pferdezeug und der Pferdeharnisch. von deutschen Reitern häufig benutzt, wie denn überhaupt die An-eignung ungarischer und polnischer Formen bis in die neueste Zeit stattgefunden hat, ja sogar die alte türkische Sitte, die Pferde mit mennigroter Farbe zu bemalen, wurde noch am Ende des 16. Jahr- hunderts in Deutchland nachgeahmt. Die später als ungarische be- nannten Sättel leiten sich in ihren Formen nicht so sehr von den alten ungarischen, als von den moskowitischen und polnischen Bock- sätteln her, wie ein Vergleich mit den hier dargestellten Abbildungen von Originalen des 16. Jahrhunderts auf den ersten Blick erkennen läſst. Eine Eigentümlichkeit aller orientalischen Sättel des 16. Jahr- [Abbildung]
Fig. 232. hunderts bildet die an der linken Seite, unterhalb des SattelblattesUngarischer Sattel aus dem Besitze Kaiser angebrachte scheidenförmige Öffnung für den „Panzerstecher“, der damit zur Pferderüstung gehörte, wie der Säbel oder das Schwert zur Mannesrüstung. Derlei Einrichtungen finden sich auch zuweilen an deutschen Küriſssätteln in der Periode der Türkenkriege der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts. Bemerkenswert erscheint ein Zubehör zur altorientalischen Pferde- 14*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0229" n="211"/><fw place="top" type="header">10. Das Pferdezeug und der Pferdeharnisch.</fw><lb/> von deutschen Reitern häufig benutzt, wie denn überhaupt die An-<lb/> eignung ungarischer und polnischer Formen bis in die neueste Zeit<lb/> stattgefunden hat, ja sogar die alte türkische Sitte, die Pferde mit<lb/> mennigroter Farbe zu bemalen, wurde noch am Ende des 16. Jahr-<lb/> hunderts in Deutchland nachgeahmt. Die später als ungarische be-<lb/> nannten Sättel leiten sich in ihren Formen nicht so sehr von den<lb/> alten ungarischen, als von den moskowitischen und polnischen Bock-<lb/> sätteln her, wie ein Vergleich mit den hier dargestellten Abbildungen<lb/> von Originalen des 16. Jahrhunderts auf den ersten Blick erkennen<lb/> läſst. Eine Eigentümlichkeit aller orientalischen Sättel des 16. Jahr-<lb/><figure><head><hi rendition="#g">Fig</hi>. 232.</head><p><hi rendition="#g">Ungarischer Sattel</hi> aus dem Besitze Kaiser<lb/><hi rendition="#g">Maximilians</hi> I. Sattel und Decke sind aus rotem Leder und mit Gold-<lb/> farben im orientalischen Stile bemalt. 16. Jahrhundert, Anfang.</p></figure><lb/> hunderts bildet die an der linken Seite, unterhalb des Sattelblattes<lb/> angebrachte scheidenförmige Öffnung für den „Panzerstecher“, der<lb/> damit zur Pferderüstung gehörte, wie der Säbel oder das Schwert zur<lb/> Mannesrüstung. Derlei Einrichtungen finden sich auch zuweilen an<lb/> deutschen Küriſssätteln in der Periode der Türkenkriege der 2. Hälfte<lb/> des 16. Jahrhunderts.</p><lb/> <p>Bemerkenswert erscheint ein Zubehör zur altorientalischen Pferde-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">14*</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [211/0229]
10. Das Pferdezeug und der Pferdeharnisch.
von deutschen Reitern häufig benutzt, wie denn überhaupt die An-
eignung ungarischer und polnischer Formen bis in die neueste Zeit
stattgefunden hat, ja sogar die alte türkische Sitte, die Pferde mit
mennigroter Farbe zu bemalen, wurde noch am Ende des 16. Jahr-
hunderts in Deutchland nachgeahmt. Die später als ungarische be-
nannten Sättel leiten sich in ihren Formen nicht so sehr von den
alten ungarischen, als von den moskowitischen und polnischen Bock-
sätteln her, wie ein Vergleich mit den hier dargestellten Abbildungen
von Originalen des 16. Jahrhunderts auf den ersten Blick erkennen
läſst. Eine Eigentümlichkeit aller orientalischen Sättel des 16. Jahr-
[Abbildung Fig. 232. Ungarischer Sattel aus dem Besitze Kaiser
Maximilians I. Sattel und Decke sind aus rotem Leder und mit Gold-
farben im orientalischen Stile bemalt. 16. Jahrhundert, Anfang.]
hunderts bildet die an der linken Seite, unterhalb des Sattelblattes
angebrachte scheidenförmige Öffnung für den „Panzerstecher“, der
damit zur Pferderüstung gehörte, wie der Säbel oder das Schwert zur
Mannesrüstung. Derlei Einrichtungen finden sich auch zuweilen an
deutschen Küriſssätteln in der Periode der Türkenkriege der 2. Hälfte
des 16. Jahrhunderts.
Bemerkenswert erscheint ein Zubehör zur altorientalischen Pferde-
14*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |