dieselben Deckstoffe, welche man für den Haubert und die Brünne verwendete.
Die Bedeckung war, bis zu den Sprunggelenken reichend, eine vollständige, so dass nur die Nüstern bis zum Gebiss unbedeckt blieben und zwei Löcher dem Pferde das Sehen gestatteten. Die ältesten Parschen waren ungeteilt und reichten in einem Stücke vom Kopf bis zur Kruppe, an den Flanken waren sie bogenförmig ausge- schnitten, um den Sporen Raum zu lassen. Diese unbequeme Form wurde aber bald geändert und die Parsche in zwei Teile geteilt, jene des Vorderteiles: Vorbug oder Fürbug und jene des Hinterteiles:
[Abbildung]
Fig. 238.
Reiter im Haubert und Brünne, mit an Lederstreifen befestigten Ringen verstärkt. Das Pferd, mit Parsche aus gleichem Stoffe und darüber gelegter Lederdecke, ist mit einem schweren Ross- kopfe ausgestattet. Elfenbeinstatuette, im Besitze des Rev. J. Eagles. 14. Jahrhundert, Ende. Nach Hewitt.
Gelieger; dabei blieben die Flanken unterhalb des Sattels ohne Be- deckung.
In Siegeln um 1220 erscheinen die Parschen in ihrer ganzen Ausdehnung derart bemalt, dass sich die Blasons des Eigners vorn und rückwärts wiederholen. Die erste Veränderung der Parschenform bestand darin, dass der Fürbug bedeutend abgekürzt wurde, da der schwere Stoff das Pferd im Sprunge behinderte. Fast gleichzeitig mit den Lederparschen treten jene aus Panzerzeug auf, aber anfänglich
10. Das Pferdezeug und der Pferdeharnisch.
dieselben Deckstoffe, welche man für den Haubert und die Brünne verwendete.
Die Bedeckung war, bis zu den Sprunggelenken reichend, eine vollständige, so daſs nur die Nüstern bis zum Gebiſs unbedeckt blieben und zwei Löcher dem Pferde das Sehen gestatteten. Die ältesten Parschen waren ungeteilt und reichten in einem Stücke vom Kopf bis zur Kruppe, an den Flanken waren sie bogenförmig ausge- schnitten, um den Sporen Raum zu lassen. Diese unbequeme Form wurde aber bald geändert und die Parsche in zwei Teile geteilt, jene des Vorderteiles: Vorbug oder Fürbug und jene des Hinterteiles:
[Abbildung]
Fig. 238.
Reiter im Haubert und Brünne, mit an Lederstreifen befestigten Ringen verstärkt. Das Pferd, mit Parsche aus gleichem Stoffe und darüber gelegter Lederdecke, ist mit einem schweren Roſs- kopfe ausgestattet. Elfenbeinstatuette, im Besitze des Rev. J. Eagles. 14. Jahrhundert, Ende. Nach Hewitt.
Gelieger; dabei blieben die Flanken unterhalb des Sattels ohne Be- deckung.
In Siegeln um 1220 erscheinen die Parschen in ihrer ganzen Ausdehnung derart bemalt, daſs sich die Blasons des Eigners vorn und rückwärts wiederholen. Die erste Veränderung der Parschenform bestand darin, daſs der Fürbug bedeutend abgekürzt wurde, da der schwere Stoff das Pferd im Sprunge behinderte. Fast gleichzeitig mit den Lederparschen treten jene aus Panzerzeug auf, aber anfänglich
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10. Das Pferdezeug und der Pferdeharnisch.
dieselben Deckstoffe, welche man für den Haubert und die Brünne
verwendete.
Die Bedeckung war, bis zu den Sprunggelenken reichend, eine
vollständige, so daſs nur die Nüstern bis zum Gebiſs unbedeckt
blieben und zwei Löcher dem Pferde das Sehen gestatteten. Die
ältesten Parschen waren ungeteilt und reichten in einem Stücke vom
Kopf bis zur Kruppe, an den Flanken waren sie bogenförmig ausge-
schnitten, um den Sporen Raum zu lassen. Diese unbequeme Form
wurde aber bald geändert und die Parsche in zwei Teile geteilt, jene
des Vorderteiles: Vorbug oder Fürbug und jene des Hinterteiles:
[Abbildung Fig. 238. Reiter im Haubert und Brünne, mit an Lederstreifen
befestigten Ringen verstärkt. Das Pferd, mit Parsche aus gleichem
Stoffe und darüber gelegter Lederdecke, ist mit einem schweren Roſs-
kopfe ausgestattet. Elfenbeinstatuette, im Besitze des Rev. J. Eagles.
14. Jahrhundert, Ende. Nach Hewitt.]
Gelieger; dabei blieben die Flanken unterhalb des Sattels ohne Be-
deckung.
In Siegeln um 1220 erscheinen die Parschen in ihrer ganzen
Ausdehnung derart bemalt, daſs sich die Blasons des Eigners vorn
und rückwärts wiederholen. Die erste Veränderung der Parschenform
bestand darin, daſs der Fürbug bedeutend abgekürzt wurde, da der
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den Lederparschen treten jene aus Panzerzeug auf, aber anfänglich
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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/233>, abgerufen am 24.11.2024.
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