Karl von Steyermark besass eine ganz besonders reich ausgestattete. Eine Parsche aus Nashornhaut vom Anfange des 16. Jahrhunderts, ganz in der Form eines eisernen Geliegers, hat sich noch erhalten und findet sich in der Armeria Reale zu Turin. (B. 2.) Lederparschen, mit Ringen benäht, aus dem Besitze des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, sind noch zur Stunde in den kaiserlichen Sammlungen zu Wien vorhanden. Solche Parschen späterer Zeit kennzeichnen sich dadurch, dass sie aus vielen einzelnen Teilen bestehen und so kurz geschnitten sind, dass sie die Beine des Tieres vollständig unbedeckt lassen.
[Abbildung]
Fig. 243.
Halbe Ross- stirn, sogenannte Klepperstirn, von einer Harnischgarnitur König Ferdinands I. mit geätzten und vergoldeten Rändern. Auf dem Stirnschildchen findet sich der österreichische Bindenschild und die Jahreszahl 1549. Deutsche, vermutlich Augsburger Arbeit.
Mit dem Beginne des 17. Jahr- hunderts verschwinden die Pferdehar- nische allmählich aus den Heeren der- art, dass man die einzelnen Teile ausser Gebrauch setzt, zuerst das schwere Ge- lieger, dann den Kanz, den Fürbug, endlich bei den Kürassieren auch die Rossstirne. Von der ganzen Beklei- dung des Pferdes blieb nichts übrig, als der Brust- und Schweifriemen, bei schweren Pferden noch ein Gelieger- zeug aus Riemen, das den Hinterteil vollständig umfasste. Leichte Pferde trugen am Brustriemen und an der Kruppe ein Zeug aus schmalen Häng- riemen, eine uralte Sitte, die aus dem Orient stammt und direkt von den Ungarn angenommen wurde.
Im 18. Jahrhundert war die Sattel- decke, Echabraque, ein Hauptgegen- stand der Verzierung, bei den Deut- schen mehr rechtwinkelig geschnitten, bei den Ungarn nach rück- wärts im spitzen Winkel endigend. Man findet sie in allen Farben, meist aus Samt oder Tuch gefertigt und aufs reichste mit Gold und Silberstickereien geziert.
Der Gebrauch, das Pferd durch geschlagenes Eisen zu schützen, ist im Orient weit älter als in Europa, aber niemals hatten die Orientalen sich soweit verirrt, Pferdeharnische zu benutzen, welche der Kraft des Pferdes nicht entsprechen und die Beweglichkeit des- selben beeinträchtigt hätten. Rossstirnen arabischer Herkunft treten uns in Sammlungen schon aus dem 16. Jahrhundert herrüberragend vor Augen, ihr Gebrauch reicht jedoch, wie erwähnt, viel weiter in die Jahrhunderte hinauf. Bemerkenswert ist ihre elegante Form und stilvolle Ausschmückung. (Fig. 246). Auch solche Formen, welche unter die Rossköpfe zu reihen sind, finden sich noch aus älterer Zeit, sie unterscheiden sich von den europäischen vorteilhaft durch ihre
10. Das Pferdezeug und der Pferdeharnisch.
Karl von Steyermark besaſs eine ganz besonders reich ausgestattete. Eine Parsche aus Nashornhaut vom Anfange des 16. Jahrhunderts, ganz in der Form eines eisernen Geliegers, hat sich noch erhalten und findet sich in der Armeria Reale zu Turin. (B. 2.) Lederparschen, mit Ringen benäht, aus dem Besitze des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, sind noch zur Stunde in den kaiserlichen Sammlungen zu Wien vorhanden. Solche Parschen späterer Zeit kennzeichnen sich dadurch, daſs sie aus vielen einzelnen Teilen bestehen und so kurz geschnitten sind, daſs sie die Beine des Tieres vollständig unbedeckt lassen.
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Fig. 243.
Halbe Roſs- stirn, sogenannte Klepperstirn, von einer Harnischgarnitur König Ferdinands I. mit geätzten und vergoldeten Rändern. Auf dem Stirnschildchen findet sich der österreichische Bindenschild und die Jahreszahl 1549. Deutsche, vermutlich Augsburger Arbeit.
Mit dem Beginne des 17. Jahr- hunderts verschwinden die Pferdehar- nische allmählich aus den Heeren der- art, daſs man die einzelnen Teile auſser Gebrauch setzt, zuerst das schwere Ge- lieger, dann den Kanz, den Fürbug, endlich bei den Kürassieren auch die Roſsstirne. Von der ganzen Beklei- dung des Pferdes blieb nichts übrig, als der Brust- und Schweifriemen, bei schweren Pferden noch ein Gelieger- zeug aus Riemen, das den Hinterteil vollständig umfaſste. Leichte Pferde trugen am Brustriemen und an der Kruppe ein Zeug aus schmalen Häng- riemen, eine uralte Sitte, die aus dem Orient stammt und direkt von den Ungarn angenommen wurde.
Im 18. Jahrhundert war die Sattel- decke, Echabraque, ein Hauptgegen- stand der Verzierung, bei den Deut- schen mehr rechtwinkelig geschnitten, bei den Ungarn nach rück- wärts im spitzen Winkel endigend. Man findet sie in allen Farben, meist aus Samt oder Tuch gefertigt und aufs reichste mit Gold und Silberstickereien geziert.
Der Gebrauch, das Pferd durch geschlagenes Eisen zu schützen, ist im Orient weit älter als in Europa, aber niemals hatten die Orientalen sich soweit verirrt, Pferdeharnische zu benutzen, welche der Kraft des Pferdes nicht entsprechen und die Beweglichkeit des- selben beeinträchtigt hätten. Roſsstirnen arabischer Herkunft treten uns in Sammlungen schon aus dem 16. Jahrhundert herrüberragend vor Augen, ihr Gebrauch reicht jedoch, wie erwähnt, viel weiter in die Jahrhunderte hinauf. Bemerkenswert ist ihre elegante Form und stilvolle Ausschmückung. (Fig. 246). Auch solche Formen, welche unter die Roſsköpfe zu reihen sind, finden sich noch aus älterer Zeit, sie unterscheiden sich von den europäischen vorteilhaft durch ihre
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10. Das Pferdezeug und der Pferdeharnisch.
Karl von Steyermark besaſs eine ganz besonders reich ausgestattete.
Eine Parsche aus Nashornhaut vom Anfange des 16. Jahrhunderts,
ganz in der Form eines eisernen Geliegers, hat sich noch erhalten
und findet sich in der Armeria Reale zu Turin. (B. 2.) Lederparschen,
mit Ringen benäht, aus dem Besitze des Erzherzogs Ferdinand von
Tirol, sind noch zur Stunde in den kaiserlichen Sammlungen zu Wien
vorhanden. Solche Parschen späterer Zeit kennzeichnen sich dadurch,
daſs sie aus vielen einzelnen Teilen bestehen und so kurz geschnitten
sind, daſs sie die Beine des Tieres vollständig unbedeckt lassen.
[Abbildung Fig. 243. Halbe Roſs-
stirn, sogenannte Klepperstirn,
von einer Harnischgarnitur König
Ferdinands I. mit geätzten und
vergoldeten Rändern. Auf dem
Stirnschildchen findet sich der
österreichische Bindenschild und
die Jahreszahl 1549. Deutsche,
vermutlich Augsburger Arbeit. ]
Mit dem Beginne des 17. Jahr-
hunderts verschwinden die Pferdehar-
nische allmählich aus den Heeren der-
art, daſs man die einzelnen Teile auſser
Gebrauch setzt, zuerst das schwere Ge-
lieger, dann den Kanz, den Fürbug,
endlich bei den Kürassieren auch die
Roſsstirne. Von der ganzen Beklei-
dung des Pferdes blieb nichts übrig,
als der Brust- und Schweifriemen, bei
schweren Pferden noch ein Gelieger-
zeug aus Riemen, das den Hinterteil
vollständig umfaſste. Leichte Pferde
trugen am Brustriemen und an der
Kruppe ein Zeug aus schmalen Häng-
riemen, eine uralte Sitte, die aus dem
Orient stammt und direkt von den
Ungarn angenommen wurde.
Im 18. Jahrhundert war die Sattel-
decke, Echabraque, ein Hauptgegen-
stand der Verzierung, bei den Deut-
schen mehr rechtwinkelig geschnitten, bei den Ungarn nach rück-
wärts im spitzen Winkel endigend. Man findet sie in allen Farben,
meist aus Samt oder Tuch gefertigt und aufs reichste mit Gold und
Silberstickereien geziert.
Der Gebrauch, das Pferd durch geschlagenes Eisen zu
schützen, ist im Orient weit älter als in Europa, aber niemals hatten
die Orientalen sich soweit verirrt, Pferdeharnische zu benutzen, welche
der Kraft des Pferdes nicht entsprechen und die Beweglichkeit des-
selben beeinträchtigt hätten. Roſsstirnen arabischer Herkunft treten
uns in Sammlungen schon aus dem 16. Jahrhundert herrüberragend
vor Augen, ihr Gebrauch reicht jedoch, wie erwähnt, viel weiter in
die Jahrhunderte hinauf. Bemerkenswert ist ihre elegante Form und
stilvolle Ausschmückung. (Fig. 246). Auch solche Formen, welche
unter die Roſsköpfe zu reihen sind, finden sich noch aus älterer Zeit,
sie unterscheiden sich von den europäischen vorteilhaft durch ihre
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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/239>, abgerufen am 23.11.2024.
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