flache Klinge aber, um vom Pferde aus besser wirken zu können, eine Länge von 60 bis 70 cm. hatte. Diese Reiterschwerter der Merowinger, von denen sich noch einige Exemplare in der Sammlung des Louvre, im germanischen Museum, zu Mainz u. a. O. erhalten haben, ist als Urform des späteren Reiterschwertes zu betrachten.
Eigentümlich ist den Reiterschwertern dieser Periode (um 580) der quer stehende, knebelförmige Knauf, das kurze Griffholz und die kurze gerade Parierstange. Das Scheidenbeschläge mit Mundbeschläge, Mittelbeschläge und Ortband lässt orientalische Einflüsse erkennen, die sich auch, wie an dem bekannten Schwerte Chilperichs (+ 584) im Louvre, in der Form und Technik der Verzierungen aussprechen. (Fig 264.)
Ein Beleg für den steten Einfluss des Orientes ist das Schreiben Theoderichs des Grossen an seinen Schwager den König der Van- dalen Thrasamund (um 520), worin derselbe für eine Sendung von Waffen, deren Klingen blank wie der Spiegel gefertigt und mit schönen Vertiefungen, wie kräuselndem Gewürm, geziert waren, seinen Dank ausspricht.*) Das waren ohne Zweifel Arbeiten maurischer Werkstätten von der Nordküste Afrikas, und wir erhalten hier die erste Kunde von einer Damaszierung der Klingen. Auch noch später werden "wurmbunte" Klingen von Dichtern gepriesen. Aus dem Funde in einem longobardischen Fürstengrabe von Civezzano,**) der dem 8. Jahrhundert angehören dürfte, erweist sich, dass auch in dieser Völkerschaft das lange Schwert Eingang gefunden hatte; die beiden Klingen sind breit, flach, haben eine durchschnittliche Länge von 75 cm. und enden in stumpfer Spitze, die kurzen Griffe aber zeigen römische Formen.
Was die Griffform anbelangt, so finden wir neben den be- schriebenen eine besondere, die sich unzweifelhaft aus ältester Zeit herschreibt und ebensowohl bei den nordischen, als den germanischen und fränkischen Völkern angetroffen wird. Diese Griffe sind häufig aus Bronze gebildet, sehr kurz, die Handlage besitzt quere Gliede- rungen, der untere Teil schliesst mit einer Scheibe ab. Schwerter mit derlei Griffen scheinen in den damaligen Heeren allgemein ge- führt worden zu sein. Der Übergang von dieser Form zur Form der Griffe mit kleinen Parierstangen scheint erst im 8. Jahrhundert ein- getreten zu sein. (Fig. 265.)
Vom 6. bis zum 7. Jahrhundert hatte die Klingenfabrikation im Occident einen bedeutenden Aufschwung genommen; es erweist sich dies in der ausgezeichneten Güte des Stahles und der vorzüglichen Arbeit der aufgefundenen Klingen jener Zeit, die schon mit ganz regelrecht geformten Hohlschliffen ausgestattet sind. (Fig. 266.) Es
*) Cassiod., Variar. lib. V. Epist. 1. Gay V. Glossaire archeol. Alemelle
**) Ferdinandeum in Innsbruck.
A. Blanke Waffen. 1. Das Sehwert.
flache Klinge aber, um vom Pferde aus besser wirken zu können, eine Länge von 60 bis 70 cm. hatte. Diese Reiterschwerter der Merowinger, von denen sich noch einige Exemplare in der Sammlung des Louvre, im germanischen Museum, zu Mainz u. a. O. erhalten haben, ist als Urform des späteren Reiterschwertes zu betrachten.
Eigentümlich ist den Reiterschwertern dieser Periode (um 580) der quer stehende, knebelförmige Knauf, das kurze Griffholz und die kurze gerade Parierstange. Das Scheidenbeschläge mit Mundbeschläge, Mittelbeschläge und Ortband läſst orientalische Einflüsse erkennen, die sich auch, wie an dem bekannten Schwerte Chilperichs († 584) im Louvre, in der Form und Technik der Verzierungen aussprechen. (Fig 264.)
Ein Beleg für den steten Einfluſs des Orientes ist das Schreiben Theoderichs des Groſsen an seinen Schwager den König der Van- dalen Thrasamund (um 520), worin derselbe für eine Sendung von Waffen, deren Klingen blank wie der Spiegel gefertigt und mit schönen Vertiefungen, wie kräuselndem Gewürm, geziert waren, seinen Dank ausspricht.*) Das waren ohne Zweifel Arbeiten maurischer Werkstätten von der Nordküste Afrikas, und wir erhalten hier die erste Kunde von einer Damaszierung der Klingen. Auch noch später werden „wurmbunte“ Klingen von Dichtern gepriesen. Aus dem Funde in einem longobardischen Fürstengrabe von Civezzano,**) der dem 8. Jahrhundert angehören dürfte, erweist sich, daſs auch in dieser Völkerschaft das lange Schwert Eingang gefunden hatte; die beiden Klingen sind breit, flach, haben eine durchschnittliche Länge von 75 cm. und enden in stumpfer Spitze, die kurzen Griffe aber zeigen römische Formen.
Was die Griffform anbelangt, so finden wir neben den be- schriebenen eine besondere, die sich unzweifelhaft aus ältester Zeit herschreibt und ebensowohl bei den nordischen, als den germanischen und fränkischen Völkern angetroffen wird. Diese Griffe sind häufig aus Bronze gebildet, sehr kurz, die Handlage besitzt quere Gliede- rungen, der untere Teil schlieſst mit einer Scheibe ab. Schwerter mit derlei Griffen scheinen in den damaligen Heeren allgemein ge- führt worden zu sein. Der Übergang von dieser Form zur Form der Griffe mit kleinen Parierstangen scheint erst im 8. Jahrhundert ein- getreten zu sein. (Fig. 265.)
Vom 6. bis zum 7. Jahrhundert hatte die Klingenfabrikation im Occident einen bedeutenden Aufschwung genommen; es erweist sich dies in der ausgezeichneten Güte des Stahles und der vorzüglichen Arbeit der aufgefundenen Klingen jener Zeit, die schon mit ganz regelrecht geformten Hohlschliffen ausgestattet sind. (Fig. 266.) Es
*) Cassiod., Variar. lib. V. Epist. 1. Gay V. Glossaire archéol. Alemelle
**) Ferdinandeum in Innsbruck.
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A. Blanke Waffen. 1. Das Sehwert.
flache Klinge aber, um vom Pferde aus besser wirken zu können,
eine Länge von 60 bis 70 cm. hatte. Diese Reiterschwerter der
Merowinger, von denen sich noch einige Exemplare in der Sammlung
des Louvre, im germanischen Museum, zu Mainz u. a. O. erhalten
haben, ist als Urform des späteren Reiterschwertes zu betrachten.
Eigentümlich ist den Reiterschwertern dieser Periode (um 580)
der quer stehende, knebelförmige Knauf, das kurze Griffholz und die
kurze gerade Parierstange. Das Scheidenbeschläge mit Mundbeschläge,
Mittelbeschläge und Ortband läſst orientalische Einflüsse erkennen,
die sich auch, wie an dem bekannten Schwerte Chilperichs († 584) im
Louvre, in der Form und Technik der Verzierungen aussprechen.
(Fig 264.)
Ein Beleg für den steten Einfluſs des Orientes ist das Schreiben
Theoderichs des Groſsen an seinen Schwager den König der Van-
dalen Thrasamund (um 520), worin derselbe für eine Sendung von
Waffen, deren Klingen blank wie der Spiegel gefertigt und mit
schönen Vertiefungen, wie kräuselndem Gewürm, geziert waren, seinen
Dank ausspricht. *) Das waren ohne Zweifel Arbeiten maurischer
Werkstätten von der Nordküste Afrikas, und wir erhalten hier die
erste Kunde von einer Damaszierung der Klingen. Auch noch später
werden „wurmbunte“ Klingen von Dichtern gepriesen. Aus dem
Funde in einem longobardischen Fürstengrabe von Civezzano, **) der
dem 8. Jahrhundert angehören dürfte, erweist sich, daſs auch in
dieser Völkerschaft das lange Schwert Eingang gefunden hatte; die
beiden Klingen sind breit, flach, haben eine durchschnittliche Länge
von 75 cm. und enden in stumpfer Spitze, die kurzen Griffe aber
zeigen römische Formen.
Was die Griffform anbelangt, so finden wir neben den be-
schriebenen eine besondere, die sich unzweifelhaft aus ältester Zeit
herschreibt und ebensowohl bei den nordischen, als den germanischen
und fränkischen Völkern angetroffen wird. Diese Griffe sind häufig
aus Bronze gebildet, sehr kurz, die Handlage besitzt quere Gliede-
rungen, der untere Teil schlieſst mit einer Scheibe ab. Schwerter
mit derlei Griffen scheinen in den damaligen Heeren allgemein ge-
führt worden zu sein. Der Übergang von dieser Form zur Form der
Griffe mit kleinen Parierstangen scheint erst im 8. Jahrhundert ein-
getreten zu sein. (Fig. 265.)
Vom 6. bis zum 7. Jahrhundert hatte die Klingenfabrikation im
Occident einen bedeutenden Aufschwung genommen; es erweist sich
dies in der ausgezeichneten Güte des Stahles und der vorzüglichen
Arbeit der aufgefundenen Klingen jener Zeit, die schon mit ganz
regelrecht geformten Hohlschliffen ausgestattet sind. (Fig. 266.) Es
*) Cassiod., Variar. lib. V. Epist. 1. Gay V. Glossaire archéol. Alemelle
**) Ferdinandeum in Innsbruck.
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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/253>, abgerufen am 21.11.2024.
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