Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.I. Die Schutzwaffen. drastischer kaum zu denken ist. Der Helm wird nun plötzlich cylin-drisch oder auch halbkugelförmig und so umfangreich, dass er nun nicht mehr auf der Stirne aufsitzt, sondern aufgestülpt werden muss, wobei das innen gepolsterte Scheitelstück auf der Kapuze des Hauberts lagert. Damit erscheint das Gesicht vollkommen durch die Helm- wand gedeckt; um das Sehen zu gestatten, werden Augenlöcher oder Sehspalten eingeschnitten; häufig werden auch Löcher für den hier allerdings sehr nötigen Luftzutritt eingeschlagen. Damit war der Topfhelm geschaffen, der in mannigfachen Formenwandlungen von der Mitte des 12. bis ins 14. Jahrhundert die Kopfbedeckung des ritterlichen Kriegers bildete. Der Topfhelm verdankte sein Entstehen der überaus gefährlichen Wirkung der sarazenischen [Abbildung]
Fig. 7. Topfhelm mit konischem Scheitelstücke. Übergang [Abbildung]
Fig. 8. Streitkolben und Beile, gegen welche sich die etwas schwerfälligen Hoher Topfhelm mit Absteckvisier und Resten des Reiter im Heere der Kreuzfahrer anfänglich gar nicht zu wehren vermochten. Die ersten derlei Topfhelme schlossen sich noch ziem- lich der Kopfform an. (Fig. 7.) Das einem Thürchen gleich sich öffnende Visier war vorn aufgetrieben, um das Atmen zu erleichtern, und besass zum Ausblicke ein Drahtgitter oder auch nur einen einfachen Sehspalt. (Fig. 8, 9.) Die Topfhelme der Franzosen und Engländer stellen sich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts I. Die Schutzwaffen. drastischer kaum zu denken ist. Der Helm wird nun plötzlich cylin-drisch oder auch halbkugelförmig und so umfangreich, daſs er nun nicht mehr auf der Stirne aufsitzt, sondern aufgestülpt werden muſs, wobei das innen gepolsterte Scheitelstück auf der Kapuze des Hauberts lagert. Damit erscheint das Gesicht vollkommen durch die Helm- wand gedeckt; um das Sehen zu gestatten, werden Augenlöcher oder Sehspalten eingeschnitten; häufig werden auch Löcher für den hier allerdings sehr nötigen Luftzutritt eingeschlagen. Damit war der Topfhelm geschaffen, der in mannigfachen Formenwandlungen von der Mitte des 12. bis ins 14. Jahrhundert die Kopfbedeckung des ritterlichen Kriegers bildete. Der Topfhelm verdankte sein Entstehen der überaus gefährlichen Wirkung der sarazenischen [Abbildung]
Fig. 7. Topfhelm mit konischem Scheitelstücke. Übergang [Abbildung]
Fig. 8. Streitkolben und Beile, gegen welche sich die etwas schwerfälligen Hoher Topfhelm mit Absteckvisier und Resten des Reiter im Heere der Kreuzfahrer anfänglich gar nicht zu wehren vermochten. Die ersten derlei Topfhelme schlossen sich noch ziem- lich der Kopfform an. (Fig. 7.) Das einem Thürchen gleich sich öffnende Visier war vorn aufgetrieben, um das Atmen zu erleichtern, und besaſs zum Ausblicke ein Drahtgitter oder auch nur einen einfachen Sehspalt. (Fig. 8, 9.) Die Topfhelme der Franzosen und Engländer stellen sich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0046" n="28"/><fw place="top" type="header">I. Die Schutzwaffen.</fw><lb/> drastischer kaum zu denken ist. Der Helm wird nun plötzlich cylin-<lb/> drisch oder auch halbkugelförmig und so umfangreich, daſs er nun<lb/> nicht mehr auf der Stirne aufsitzt, sondern aufgestülpt werden muſs,<lb/> wobei das innen gepolsterte Scheitelstück auf der Kapuze des Hauberts<lb/> lagert. Damit erscheint das Gesicht vollkommen durch die Helm-<lb/> wand gedeckt; um das Sehen zu gestatten, werden <hi rendition="#g">Augenlöcher</hi><lb/> oder <hi rendition="#g">Sehspalten</hi> eingeschnitten; häufig werden auch Löcher für<lb/> den hier allerdings sehr nötigen Luftzutritt eingeschlagen. Damit war<lb/> der <hi rendition="#g">Topfhelm</hi> geschaffen, der in mannigfachen Formenwandlungen<lb/> von der Mitte des 12. bis ins 14. Jahrhundert die Kopfbedeckung<lb/> des ritterlichen Kriegers bildete. Der Topfhelm verdankte sein<lb/> Entstehen der überaus gefährlichen Wirkung der sarazenischen<lb/><figure><head><hi rendition="#g">Fig. 7.</hi></head><p><hi rendition="#g"> Topfhelm</hi> mit konischem Scheitelstücke. Übergang<lb/> aus dem normanischen Helm. Aus der Kirche zu Faversham. Mitte<lb/> des 12. Jahrhunderts. Nach Planché.</p></figure><lb/><figure><head><hi rendition="#g">Fig. 8.</hi></head><p><hi rendition="#g"> Hoher Topfhelm</hi> mit Absteckvisier und Resten des<lb/> alten Kettengehänges. Stammt aus der Kirche in Norfolk. Alexandra-<lb/> Palast. 12. Jahrhundert. Nach Planché.</p></figure><lb/> Streitkolben und Beile, gegen welche sich die etwas schwerfälligen<lb/> Reiter im Heere der Kreuzfahrer anfänglich gar nicht zu wehren<lb/> vermochten. Die ersten derlei Topfhelme schlossen sich noch ziem-<lb/> lich der Kopfform an. (Fig. 7.) Das einem Thürchen gleich sich<lb/> öffnende Visier war vorn aufgetrieben, um das Atmen zu erleichtern,<lb/> und besaſs zum Ausblicke ein Drahtgitter oder auch nur einen<lb/> einfachen Sehspalt. (Fig. 8, 9.) Die Topfhelme der Franzosen<lb/> und Engländer stellen sich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [28/0046]
I. Die Schutzwaffen.
drastischer kaum zu denken ist. Der Helm wird nun plötzlich cylin-
drisch oder auch halbkugelförmig und so umfangreich, daſs er nun
nicht mehr auf der Stirne aufsitzt, sondern aufgestülpt werden muſs,
wobei das innen gepolsterte Scheitelstück auf der Kapuze des Hauberts
lagert. Damit erscheint das Gesicht vollkommen durch die Helm-
wand gedeckt; um das Sehen zu gestatten, werden Augenlöcher
oder Sehspalten eingeschnitten; häufig werden auch Löcher für
den hier allerdings sehr nötigen Luftzutritt eingeschlagen. Damit war
der Topfhelm geschaffen, der in mannigfachen Formenwandlungen
von der Mitte des 12. bis ins 14. Jahrhundert die Kopfbedeckung
des ritterlichen Kriegers bildete. Der Topfhelm verdankte sein
Entstehen der überaus gefährlichen Wirkung der sarazenischen
[Abbildung Fig. 7. Topfhelm mit konischem Scheitelstücke. Übergang
aus dem normanischen Helm. Aus der Kirche zu Faversham. Mitte
des 12. Jahrhunderts. Nach Planché.]
[Abbildung Fig. 8. Hoher Topfhelm mit Absteckvisier und Resten des
alten Kettengehänges. Stammt aus der Kirche in Norfolk. Alexandra-
Palast. 12. Jahrhundert. Nach Planché.]
Streitkolben und Beile, gegen welche sich die etwas schwerfälligen
Reiter im Heere der Kreuzfahrer anfänglich gar nicht zu wehren
vermochten. Die ersten derlei Topfhelme schlossen sich noch ziem-
lich der Kopfform an. (Fig. 7.) Das einem Thürchen gleich sich
öffnende Visier war vorn aufgetrieben, um das Atmen zu erleichtern,
und besaſs zum Ausblicke ein Drahtgitter oder auch nur einen
einfachen Sehspalt. (Fig. 8, 9.) Die Topfhelme der Franzosen
und Engländer stellen sich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts
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