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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

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1. Der Helm.
Ende des 13. Jahrhunderts schien manchem einzelnen die Beckenhaube
mit der Halsbrünne für seinen Schutz genügend, aber der Topfhelm aus
den Kreuzzügen war der Stolz des Ritters geworden, ein Standes-
zeichen gegenüber dem gemeinen Söldner oder Knappen unter der
Eisenhaube. Da gab's viele und zumal ältere, welche über der
Beckenhaube einen Topfhelm aus Leder trugen, der mit Spangen
von Eisen und Metall verstärkt war. Aber auch die mannhaftesten
litten unsäglich unter dem Drucke des riesigen Topfhelmes und
trachteten, sein Auflager auf einen anderen Punkt als den Scheitel
zu übertragen. Damit entstanden die Lederwülste rings um die Becken-
haube, auf welchen der Helm nun aufruhte. Die Kunst bemächtigte
sich auch dieser simplen Beigabe und stattete sie in schöner Zeich-
[Abbildung] Fig. 15.

Topfhelm mit halbem Flug als Zimier und Helm-
decke. Von einem Schilde König Wenzels von Böhmen aus der
Manessischen Handschrift nach von Eye, "Kunst und Leben der Vor-
zeit". 14. Jahrhundert.

[Abbildung] Fig. 16.

Helm des Georg Castriota, Fürsten von Albanien,
genannt Skanderbeg (1403--1466). Orientalisierend. Das Scheitelstück
aus blankem Eisen, die Helmbinde wie das Zimier aus Kupfer, teils
vergoldet. Auf der Binde liest man in gotischen Bandminuskeln
in + pe + ra + to + re + bt
(Ihesus Nazarenus + Principi Emathiae + Regi Albaniae + Terrori Os-
manorum + Regi Epiri + Benedicat.) Der Ziegenkopf als Zimier weist
auf ältere Zeit als das 15. Jahrhundert.

nung mit reichen Stickereien aus. Sie wurde zur Helmbinde, die
später nur noch eine dekorative Bedeutung hatte. (Fig. 16.)

Um den Beginn des 14. Jahrhunderts beginnt der Topfhelm

Boeheim, Waffenkunde. 3

1. Der Helm.
Ende des 13. Jahrhunderts schien manchem einzelnen die Beckenhaube
mit der Halsbrünne für seinen Schutz genügend, aber der Topfhelm aus
den Kreuzzügen war der Stolz des Ritters geworden, ein Standes-
zeichen gegenüber dem gemeinen Söldner oder Knappen unter der
Eisenhaube. Da gab’s viele und zumal ältere, welche über der
Beckenhaube einen Topfhelm aus Leder trugen, der mit Spangen
von Eisen und Metall verstärkt war. Aber auch die mannhaftesten
litten unsäglich unter dem Drucke des riesigen Topfhelmes und
trachteten, sein Auflager auf einen anderen Punkt als den Scheitel
zu übertragen. Damit entstanden die Lederwülste rings um die Becken-
haube, auf welchen der Helm nun aufruhte. Die Kunst bemächtigte
sich auch dieser simplen Beigabe und stattete sie in schöner Zeich-
[Abbildung] Fig. 15.

Topfhelm mit halbem Flug als Zimier und Helm-
decke. Von einem Schilde König Wenzels von Böhmen aus der
Manessischen Handschrift nach von Eye, „Kunst und Leben der Vor-
zeit“. 14. Jahrhundert.

[Abbildung] Fig. 16.

Helm des Georg Castriota, Fürsten von Albanien,
genannt Skanderbeg (1403—1466). Orientalisierend. Das Scheitelstück
aus blankem Eisen, die Helmbinde wie das Zimier aus Kupfer, teils
vergoldet. Auf der Binde liest man in gotischen Bandminuskeln
in † pe † ra † to † re † bt
(Ihesus Nazarenus † Principi Emathiae † Regi Albaniae † Terrori Os-
manorum † Regi Epiri † Benedicat.) Der Ziegenkopf als Zimier weist
auf ältere Zeit als das 15. Jahrhundert.

nung mit reichen Stickereien aus. Sie wurde zur Helmbinde, die
später nur noch eine dekorative Bedeutung hatte. (Fig. 16.)

Um den Beginn des 14. Jahrhunderts beginnt der Topfhelm

Boeheim, Waffenkunde. 3
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[33/0051] 1. Der Helm. Ende des 13. Jahrhunderts schien manchem einzelnen die Beckenhaube mit der Halsbrünne für seinen Schutz genügend, aber der Topfhelm aus den Kreuzzügen war der Stolz des Ritters geworden, ein Standes- zeichen gegenüber dem gemeinen Söldner oder Knappen unter der Eisenhaube. Da gab’s viele und zumal ältere, welche über der Beckenhaube einen Topfhelm aus Leder trugen, der mit Spangen von Eisen und Metall verstärkt war. Aber auch die mannhaftesten litten unsäglich unter dem Drucke des riesigen Topfhelmes und trachteten, sein Auflager auf einen anderen Punkt als den Scheitel zu übertragen. Damit entstanden die Lederwülste rings um die Becken- haube, auf welchen der Helm nun aufruhte. Die Kunst bemächtigte sich auch dieser simplen Beigabe und stattete sie in schöner Zeich- [Abbildung Fig. 15. Topfhelm mit halbem Flug als Zimier und Helm- decke. Von einem Schilde König Wenzels von Böhmen aus der Manessischen Handschrift nach von Eye, „Kunst und Leben der Vor- zeit“. 14. Jahrhundert.] [Abbildung Fig. 16. Helm des Georg Castriota, Fürsten von Albanien, genannt Skanderbeg (1403—1466). Orientalisierend. Das Scheitelstück aus blankem Eisen, die Helmbinde wie das Zimier aus Kupfer, teils vergoldet. Auf der Binde liest man in gotischen Bandminuskeln in † pe † ra † to † re † bt (Ihesus Nazarenus † Principi Emathiae † Regi Albaniae † Terrori Os- manorum † Regi Epiri † Benedicat.) Der Ziegenkopf als Zimier weist auf ältere Zeit als das 15. Jahrhundert.] nung mit reichen Stickereien aus. Sie wurde zur Helmbinde, die später nur noch eine dekorative Bedeutung hatte. (Fig. 16.) Um den Beginn des 14. Jahrhunderts beginnt der Topfhelm Boeheim, Waffenkunde. 3

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Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/51>, abgerufen am 24.11.2024.