Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.I. Die Schutzwaffen. im Gefechte seltener zu werden. Man ging nach anderthalb Jahr-hunderten wieder zum alten normanischen Helme zurück, den man nun nach den waltenden Verhältnissen und den gewonnenen Erfahrungen allmählich umformte. Derselbe wurde in seinem Umfange grösser gestaltet, so dass er nun nicht mehr auf der Stirne aufsass, sondern tiefer in den Nacken reichte; an der Vorderseite wurde die Glocke ausgeschnitten, so dass das Gesicht bis an die Stirne frei war; ebenso war dieselbe auch im Nacken leicht ausgeschnitten (Fig. 17.) An den Seitenrändern wurde die Halsbrünne mittelst einer durch Kloben gezogenen Drahtschnur befestigt. Diese Halsbrünne bestand aus einem Geflechte aus genieteten Eisenringen, dem sogenannten Panzer- oder Musszeug, und fiel vorn und rückwärts über den Hals herab. [Abbildung]
Fig. 17. Beckenhaube (bacinet) mit Kloben zur Befestigung [Abbildung]
Fig. 18. Vorn war sie nur soweit ausgeschnitten, dass das Gesicht bis zumBeckenhaube mit aufgeschlagenem Nasenband. 14. Jahr- Kinne frei blieb. Am Punkte des Kinnes setzte sich ein Lappen, das Nasenband (breteche), fort, an welches ein nach der Nasen- form getriebenes Blechstück sich reihte. Dieser Lappen, im Gefechte hinaufgeschlagen und an der Stirne an einem Kloben befestigt, deckte das Gesicht mit Ausnahme der Augen. (Fig. 18.) Diese Nasen- bänder, vorwiegend in Deutschland, doch auch da nicht allgemein üblich, erscheinen um 1330 und verschwinden um 1370. Die sicherste Deckung des Gesichtes wurde aber seit dem Anfange des 14. Jahrhunderts in dem Visiere gefunden, welches nun immer I. Die Schutzwaffen. im Gefechte seltener zu werden. Man ging nach anderthalb Jahr-hunderten wieder zum alten normanischen Helme zurück, den man nun nach den waltenden Verhältnissen und den gewonnenen Erfahrungen allmählich umformte. Derselbe wurde in seinem Umfange gröſser gestaltet, so daſs er nun nicht mehr auf der Stirne aufsaſs, sondern tiefer in den Nacken reichte; an der Vorderseite wurde die Glocke ausgeschnitten, so daſs das Gesicht bis an die Stirne frei war; ebenso war dieselbe auch im Nacken leicht ausgeschnitten (Fig. 17.) An den Seitenrändern wurde die Halsbrünne mittelst einer durch Kloben gezogenen Drahtschnur befestigt. Diese Halsbrünne bestand aus einem Geflechte aus genieteten Eisenringen, dem sogenannten Panzer- oder Muſszeug, und fiel vorn und rückwärts über den Hals herab. [Abbildung]
Fig. 17. Beckenhaube (bacinet) mit Kloben zur Befestigung [Abbildung]
Fig. 18. Vorn war sie nur soweit ausgeschnitten, daſs das Gesicht bis zumBeckenhaube mit aufgeschlagenem Nasenband. 14. Jahr- Kinne frei blieb. Am Punkte des Kinnes setzte sich ein Lappen, das Nasenband (bretèche), fort, an welches ein nach der Nasen- form getriebenes Blechstück sich reihte. Dieser Lappen, im Gefechte hinaufgeschlagen und an der Stirne an einem Kloben befestigt, deckte das Gesicht mit Ausnahme der Augen. (Fig. 18.) Diese Nasen- bänder, vorwiegend in Deutschland, doch auch da nicht allgemein üblich, erscheinen um 1330 und verschwinden um 1370. Die sicherste Deckung des Gesichtes wurde aber seit dem Anfange des 14. Jahrhunderts in dem Visiere gefunden, welches nun immer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0052" n="34"/><fw place="top" type="header">I. Die Schutzwaffen.</fw><lb/> im Gefechte seltener zu werden. Man ging nach anderthalb Jahr-<lb/> hunderten wieder zum alten normanischen Helme zurück, den man nun<lb/> nach den waltenden Verhältnissen und den gewonnenen Erfahrungen<lb/> allmählich umformte. Derselbe wurde in seinem Umfange gröſser<lb/> gestaltet, so daſs er nun nicht mehr auf der Stirne aufsaſs, sondern<lb/> tiefer in den Nacken reichte; an der Vorderseite wurde die Glocke<lb/> ausgeschnitten, so daſs das Gesicht bis an die Stirne frei war; ebenso<lb/> war dieselbe auch im Nacken leicht ausgeschnitten (Fig. 17.) An<lb/> den Seitenrändern wurde die Halsbrünne mittelst einer durch Kloben<lb/> gezogenen Drahtschnur befestigt. Diese Halsbrünne bestand aus<lb/> einem Geflechte aus genieteten Eisenringen, dem sogenannten <hi rendition="#g">Panzer-</hi><lb/> oder <hi rendition="#g">Muſszeug</hi>, und fiel vorn und rückwärts über den Hals herab.<lb/><figure><head><hi rendition="#g">Fig</hi>. 17.</head><p><hi rendition="#g">Beckenhaube</hi> (bacinet) mit Kloben zur Befestigung<lb/> der Helmbrünne und der Nasenbandschlieſse (bretèche). 14. Jahrhundert,<lb/> Mitte. Italienisch. Museo Poldi-Pezzoli in Mailand.</p></figure><lb/><figure><head><hi rendition="#g">Fig</hi>. 18.</head><p><hi rendition="#g">Beckenhaube</hi> mit aufgeschlagenem Nasenband. 14. Jahr-<lb/> hundert nach Viollet-le-Duc.</p></figure><lb/> Vorn war sie nur soweit ausgeschnitten, daſs das Gesicht bis zum<lb/> Kinne frei blieb. Am Punkte des Kinnes setzte sich ein Lappen,<lb/> das <hi rendition="#g">Nasenband</hi> (bretèche), fort, an welches ein nach der Nasen-<lb/> form getriebenes Blechstück sich reihte. Dieser Lappen, im Gefechte<lb/> hinaufgeschlagen und an der Stirne an einem Kloben befestigt, deckte<lb/> das Gesicht mit Ausnahme der Augen. (Fig. 18.) Diese Nasen-<lb/> bänder, vorwiegend in Deutschland, doch auch da nicht allgemein<lb/> üblich, erscheinen um 1330 und verschwinden um 1370. Die<lb/> sicherste Deckung des Gesichtes wurde aber seit dem Anfange<lb/> des 14. Jahrhunderts in dem Visiere gefunden, welches nun immer<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [34/0052]
I. Die Schutzwaffen.
im Gefechte seltener zu werden. Man ging nach anderthalb Jahr-
hunderten wieder zum alten normanischen Helme zurück, den man nun
nach den waltenden Verhältnissen und den gewonnenen Erfahrungen
allmählich umformte. Derselbe wurde in seinem Umfange gröſser
gestaltet, so daſs er nun nicht mehr auf der Stirne aufsaſs, sondern
tiefer in den Nacken reichte; an der Vorderseite wurde die Glocke
ausgeschnitten, so daſs das Gesicht bis an die Stirne frei war; ebenso
war dieselbe auch im Nacken leicht ausgeschnitten (Fig. 17.) An
den Seitenrändern wurde die Halsbrünne mittelst einer durch Kloben
gezogenen Drahtschnur befestigt. Diese Halsbrünne bestand aus
einem Geflechte aus genieteten Eisenringen, dem sogenannten Panzer-
oder Muſszeug, und fiel vorn und rückwärts über den Hals herab.
[Abbildung Fig. 17. Beckenhaube (bacinet) mit Kloben zur Befestigung
der Helmbrünne und der Nasenbandschlieſse (bretèche). 14. Jahrhundert,
Mitte. Italienisch. Museo Poldi-Pezzoli in Mailand.]
[Abbildung Fig. 18. Beckenhaube mit aufgeschlagenem Nasenband. 14. Jahr-
hundert nach Viollet-le-Duc.]
Vorn war sie nur soweit ausgeschnitten, daſs das Gesicht bis zum
Kinne frei blieb. Am Punkte des Kinnes setzte sich ein Lappen,
das Nasenband (bretèche), fort, an welches ein nach der Nasen-
form getriebenes Blechstück sich reihte. Dieser Lappen, im Gefechte
hinaufgeschlagen und an der Stirne an einem Kloben befestigt, deckte
das Gesicht mit Ausnahme der Augen. (Fig. 18.) Diese Nasen-
bänder, vorwiegend in Deutschland, doch auch da nicht allgemein
üblich, erscheinen um 1330 und verschwinden um 1370. Die
sicherste Deckung des Gesichtes wurde aber seit dem Anfange
des 14. Jahrhunderts in dem Visiere gefunden, welches nun immer
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