immer geblendet, sondern öfter auch mit einem Rosskopf mit ver- gitterten Augenlöchern ausgerüstet. (Fig. 239.)
Das welsche Gestech unterscheidet sich von allen übrigen da- durch, dass die beiden Gegner durch eine Schranke aus Holz, Dill (Diele), pallia, getrennt sind. Die beiden Gegner reiten einander ent- gegen, so dass ihre linken Seiten der Schranke zugekehrt sind. (Fig. 645.) Die Absicht war in dem welschen Gestech nur darauf gerichtet, die in diesem Falle bedeutend schwächere eigene Stange auf der Tartsche des Gegners zu zerbrechen.
[Abbildung]
Fig. 642.
Stechsattel. Anfang des 16. Jahrhunderts.
"Ich hab das pest gethan, wann ich hab viii stechholz zer- stossen," schreibt am 4. Februar 1478 Maximilian I. an Sigmund von Prüschenk.
Noch einer Spezialität der Gesteche müssen wir Erwähnung thun, die in Österreich und dem östlichen Deutschland um 1550 sehr be- liebt war, und in welchem das Waffenspiel nahe an die Mummereien
III. Die Turnierwaffen.
immer geblendet, sondern öfter auch mit einem Roſskopf mit ver- gitterten Augenlöchern ausgerüstet. (Fig. 239.)
Das welsche Gestech unterscheidet sich von allen übrigen da- durch, daſs die beiden Gegner durch eine Schranke aus Holz, Dill (Diele), pallia, getrennt sind. Die beiden Gegner reiten einander ent- gegen, so daſs ihre linken Seiten der Schranke zugekehrt sind. (Fig. 645.) Die Absicht war in dem welschen Gestech nur darauf gerichtet, die in diesem Falle bedeutend schwächere eigene Stange auf der Tartsche des Gegners zu zerbrechen.
[Abbildung]
Fig. 642.
Stechsattel. Anfang des 16. Jahrhunderts.
„Ich hab das pest gethan, wann ich hab viii stechholz zer- stossen,“ schreibt am 4. Februar 1478 Maximilian I. an Sigmund von Prüschenk.
Noch einer Spezialität der Gesteche müssen wir Erwähnung thun, die in Österreich und dem östlichen Deutschland um 1550 sehr be- liebt war, und in welchem das Waffenspiel nahe an die Mummereien
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III. Die Turnierwaffen.
immer geblendet, sondern öfter auch mit einem Roſskopf mit ver-
gitterten Augenlöchern ausgerüstet. (Fig. 239.)
Das welsche Gestech unterscheidet sich von allen übrigen da-
durch, daſs die beiden Gegner durch eine Schranke aus Holz, Dill
(Diele), pallia, getrennt sind. Die beiden Gegner reiten einander ent-
gegen, so daſs ihre linken Seiten der Schranke zugekehrt sind. (Fig.
645.) Die Absicht war in dem welschen Gestech nur darauf gerichtet,
die in diesem Falle bedeutend schwächere eigene Stange auf der
Tartsche des Gegners zu zerbrechen.
[Abbildung Fig. 642. Stechsattel. Anfang des 16. Jahrhunderts. ]
„Ich hab das pest gethan, wann ich hab viii stechholz zer-
stossen,“ schreibt am 4. Februar 1478 Maximilian I. an Sigmund von
Prüschenk.
Noch einer Spezialität der Gesteche müssen wir Erwähnung thun,
die in Österreich und dem östlichen Deutschland um 1550 sehr be-
liebt war, und in welchem das Waffenspiel nahe an die Mummereien
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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 554. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/572>, abgerufen am 22.11.2024.
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