Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.IV. Bemerkungen für Freunde und Sammler von Waffen. darstellten. Aber derlei Nachahmungen sind in ihrer technischenAusführung weit von den alten Arbeiten verschieden. Dem Fälscher von heute fehlt zu seinem Werke die Zeit und auch die Geschick- lichkeit, seine Partikel so präzise zu schneiden, dass nach deren Ein- fügung nicht der geringste Zwischenraum bleibt. Der durch ungenaue Arbeit sich ergebende Zwischenraum wird dann mit Kitt ausgefüllt; bei Verwendung von schwarz gebeiztem Holz wird der Kitt mit Kohlenstaub gemengt. Man halte den Gegenstand gegen das Licht und man wird die matten Ränder sehen, denn der Kitt nimmt nie den Fettglanz des Holzes an, und wenn ihm durch eine Bei- mengung von Graphit Glanz verliehen wird, so bekommt er ein graues Ansehen. Man untersuche auch die Gravierungen in den Elfenbeinpartikeln, und man wird sie in den meisten Fällen mit modernem Öllack eingerieben finden, der sein Fett den Rändern mitteilt.*) Schliesslich raten wir denjenigen Sammlern und Liebhabern, welche *) Wir empfehlen demjenigen, welcher sich über die Praktiken der zahlreichen
Betrüger im Gebiete alter Kunst weiter unterrichten will, das Büchlein "Le Tru- quage" von Paul Eudel. Der Verfasser hat sich viele Mühe gegeben und es steht ihm auch eine ziemlich grosse Erfahrung zur Seite. Erheblichere Mängel besitzt das Buch nur nach der kunsttechnischen Seite hin, insofern der Autor über gewisse Verfahrensarten ersichtlich im Unklaren ist. Nichtsdestoweniger wird der Leser manch beachtenswerten Wink finden. Noch empfehlenswerter ist die deutsche Ausgabe des Werkes: "Die Fälscherkünste", Leipzig 1885, deren Heraus- geber, Br. Bucher, den Autor des Originalwerkes an fachlichen Kenntnissen über- bietet und auch anmerkungsweise häufig Anlass genommen hat, irrige Anschau- ungen zu berichtigen und über schwierige Fragen Auskunft zu geben. IV. Bemerkungen für Freunde und Sammler von Waffen. darstellten. Aber derlei Nachahmungen sind in ihrer technischenAusführung weit von den alten Arbeiten verschieden. Dem Fälscher von heute fehlt zu seinem Werke die Zeit und auch die Geschick- lichkeit, seine Partikel so präzise zu schneiden, daſs nach deren Ein- fügung nicht der geringste Zwischenraum bleibt. Der durch ungenaue Arbeit sich ergebende Zwischenraum wird dann mit Kitt ausgefüllt; bei Verwendung von schwarz gebeiztem Holz wird der Kitt mit Kohlenstaub gemengt. Man halte den Gegenstand gegen das Licht und man wird die matten Ränder sehen, denn der Kitt nimmt nie den Fettglanz des Holzes an, und wenn ihm durch eine Bei- mengung von Graphit Glanz verliehen wird, so bekommt er ein graues Ansehen. Man untersuche auch die Gravierungen in den Elfenbeinpartikeln, und man wird sie in den meisten Fällen mit modernem Öllack eingerieben finden, der sein Fett den Rändern mitteilt.*) Schlieſslich raten wir denjenigen Sammlern und Liebhabern, welche *) Wir empfehlen demjenigen, welcher sich über die Praktiken der zahlreichen
Betrüger im Gebiete alter Kunst weiter unterrichten will, das Büchlein „Le Tru- quage“ von Paul Eudel. Der Verfasser hat sich viele Mühe gegeben und es steht ihm auch eine ziemlich groſse Erfahrung zur Seite. Erheblichere Mängel besitzt das Buch nur nach der kunsttechnischen Seite hin, insofern der Autor über gewisse Verfahrensarten ersichtlich im Unklaren ist. Nichtsdestoweniger wird der Leser manch beachtenswerten Wink finden. Noch empfehlenswerter ist die deutsche Ausgabe des Werkes: „Die Fälscherkünste“, Leipzig 1885, deren Heraus- geber, Br. Bucher, den Autor des Originalwerkes an fachlichen Kenntnissen über- bietet und auch anmerkungsweise häufig Anlaſs genommen hat, irrige Anschau- ungen zu berichtigen und über schwierige Fragen Auskunft zu geben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0598" n="580"/><fw place="top" type="header">IV. Bemerkungen für Freunde und Sammler von Waffen.</fw><lb/> darstellten. Aber derlei Nachahmungen sind in ihrer technischen<lb/> Ausführung weit von den alten Arbeiten verschieden. Dem Fälscher<lb/> von heute fehlt zu seinem Werke die Zeit und auch die Geschick-<lb/> lichkeit, seine Partikel so präzise zu schneiden, daſs nach deren Ein-<lb/> fügung nicht der geringste Zwischenraum bleibt. Der durch ungenaue<lb/> Arbeit sich ergebende Zwischenraum wird dann mit Kitt ausgefüllt;<lb/> bei Verwendung von schwarz gebeiztem Holz wird der Kitt mit<lb/> Kohlenstaub gemengt. Man halte den Gegenstand gegen das Licht<lb/> und man wird die matten Ränder sehen, denn der Kitt nimmt<lb/> nie den Fettglanz des Holzes an, und wenn ihm durch eine Bei-<lb/> mengung von Graphit Glanz verliehen wird, so bekommt er ein<lb/> graues Ansehen. Man untersuche auch die Gravierungen in den<lb/> Elfenbeinpartikeln, und man wird sie in den meisten Fällen mit<lb/> modernem Öllack eingerieben finden, der sein Fett den Rändern<lb/> mitteilt.<note place="foot" n="*)">Wir empfehlen demjenigen, welcher sich über die Praktiken der zahlreichen<lb/> Betrüger im Gebiete alter Kunst weiter unterrichten will, das Büchlein „Le Tru-<lb/> quage“ von <hi rendition="#g">Paul Eudel</hi>. Der Verfasser hat sich viele Mühe gegeben und es<lb/> steht ihm auch eine ziemlich groſse Erfahrung zur Seite. Erheblichere Mängel<lb/> besitzt das Buch nur nach der kunsttechnischen Seite hin, insofern der Autor über<lb/> gewisse Verfahrensarten ersichtlich im Unklaren ist. Nichtsdestoweniger wird<lb/> der Leser manch beachtenswerten Wink finden. Noch empfehlenswerter ist die<lb/> deutsche Ausgabe des Werkes: „Die Fälscherkünste“, Leipzig 1885, deren Heraus-<lb/> geber, Br. Bucher, den Autor des Originalwerkes an fachlichen Kenntnissen über-<lb/> bietet und auch anmerkungsweise häufig Anlaſs genommen hat, irrige Anschau-<lb/> ungen zu berichtigen und über schwierige Fragen Auskunft zu geben.</note></p><lb/> <p>Schlieſslich raten wir denjenigen Sammlern und Liebhabern, welche<lb/> zu ihrer Fachkenntnis und ihrem Blicke kein volles Zutrauen besitzen,<lb/> sich angelegentlichst über die berüchtigsten Stätten der Fälschung alter<lb/> Kunstgegenstände zu unterrichten. Man kann auch auf diesem ein-<lb/> fachen Wege auf die richtige Spur kommen. Ist man über die ver-<lb/> dächtigsten Werkstätten im Klaren, dann stelle man bei Gelegenheit<lb/> eines Angebotes ein wohlgeordnetes Verhör an, das sich auf den<lb/> Nachweis der Herkunft zuspitzt. Es ist oft ergötzlich zu sehen, wie<lb/> sich der einen Betrug beabsichtigende Händler in die unglaublichsten<lb/> Widersprüche verwickelt. Es fehlt da wie vor Gericht nicht an<lb/> geheimnisvollen Unbekannten, an hohen Persönlichkeiten, die den<lb/> Gegenstand aus Not veräuſsern, aber nicht genannt werden dürfen,<lb/> an leisen Hindeutungen, daſs das Stück aus einer groſsen — aber<lb/> immer sehr fernen — Sammlung stamme u. dgl. Schlieſslich löst<lb/> sich der von der Lüge geschürzte Knoten, sobald ein Ort genannt<lb/> wird, von welchem das Stück zunächst hergekommen ist; mit diesem<lb/> ist man auf realem Boden, von welchem aus man sicher weiter<lb/> schreiten kann. Nach und nach kommt auch ein Name zum Vor-<lb/> schein, aus dem man entweder unmittelbar einen Schluſs ziehen oder<lb/> über den man durch Erkundigungen sich bald Auskunft verschaffen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [580/0598]
IV. Bemerkungen für Freunde und Sammler von Waffen.
darstellten. Aber derlei Nachahmungen sind in ihrer technischen
Ausführung weit von den alten Arbeiten verschieden. Dem Fälscher
von heute fehlt zu seinem Werke die Zeit und auch die Geschick-
lichkeit, seine Partikel so präzise zu schneiden, daſs nach deren Ein-
fügung nicht der geringste Zwischenraum bleibt. Der durch ungenaue
Arbeit sich ergebende Zwischenraum wird dann mit Kitt ausgefüllt;
bei Verwendung von schwarz gebeiztem Holz wird der Kitt mit
Kohlenstaub gemengt. Man halte den Gegenstand gegen das Licht
und man wird die matten Ränder sehen, denn der Kitt nimmt
nie den Fettglanz des Holzes an, und wenn ihm durch eine Bei-
mengung von Graphit Glanz verliehen wird, so bekommt er ein
graues Ansehen. Man untersuche auch die Gravierungen in den
Elfenbeinpartikeln, und man wird sie in den meisten Fällen mit
modernem Öllack eingerieben finden, der sein Fett den Rändern
mitteilt. *)
Schlieſslich raten wir denjenigen Sammlern und Liebhabern, welche
zu ihrer Fachkenntnis und ihrem Blicke kein volles Zutrauen besitzen,
sich angelegentlichst über die berüchtigsten Stätten der Fälschung alter
Kunstgegenstände zu unterrichten. Man kann auch auf diesem ein-
fachen Wege auf die richtige Spur kommen. Ist man über die ver-
dächtigsten Werkstätten im Klaren, dann stelle man bei Gelegenheit
eines Angebotes ein wohlgeordnetes Verhör an, das sich auf den
Nachweis der Herkunft zuspitzt. Es ist oft ergötzlich zu sehen, wie
sich der einen Betrug beabsichtigende Händler in die unglaublichsten
Widersprüche verwickelt. Es fehlt da wie vor Gericht nicht an
geheimnisvollen Unbekannten, an hohen Persönlichkeiten, die den
Gegenstand aus Not veräuſsern, aber nicht genannt werden dürfen,
an leisen Hindeutungen, daſs das Stück aus einer groſsen — aber
immer sehr fernen — Sammlung stamme u. dgl. Schlieſslich löst
sich der von der Lüge geschürzte Knoten, sobald ein Ort genannt
wird, von welchem das Stück zunächst hergekommen ist; mit diesem
ist man auf realem Boden, von welchem aus man sicher weiter
schreiten kann. Nach und nach kommt auch ein Name zum Vor-
schein, aus dem man entweder unmittelbar einen Schluſs ziehen oder
über den man durch Erkundigungen sich bald Auskunft verschaffen
*) Wir empfehlen demjenigen, welcher sich über die Praktiken der zahlreichen
Betrüger im Gebiete alter Kunst weiter unterrichten will, das Büchlein „Le Tru-
quage“ von Paul Eudel. Der Verfasser hat sich viele Mühe gegeben und es
steht ihm auch eine ziemlich groſse Erfahrung zur Seite. Erheblichere Mängel
besitzt das Buch nur nach der kunsttechnischen Seite hin, insofern der Autor über
gewisse Verfahrensarten ersichtlich im Unklaren ist. Nichtsdestoweniger wird
der Leser manch beachtenswerten Wink finden. Noch empfehlenswerter ist die
deutsche Ausgabe des Werkes: „Die Fälscherkünste“, Leipzig 1885, deren Heraus-
geber, Br. Bucher, den Autor des Originalwerkes an fachlichen Kenntnissen über-
bietet und auch anmerkungsweise häufig Anlaſs genommen hat, irrige Anschau-
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