Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.1. Der Helm. Besonders häufig treffen wir ihn als Kopfbedeckung der Helmbardiereund Trabanten an den Höfen, aber auch vieler deutscher Bürger- milizen. Der Schutz des Kopfes mittelst eines eisernen Helmes erschien als eine allgemeine Notwendigkeit, dem Schützen aber, der sein Feuerrohr an die Backe anlegen musste, wurde der Morion, noch mehr aber die Sturmhaube, unbequem. Das war die Ursache, dass dieselben um 1550 eine eigene leichte Art Helme erhielten, die man sonderbarerweise gleichfalls Gugeln, auch Schützenhauben oder Häubel benannte, wiewohl dieselben in der Form und Trag- art mit den alten Gugeln wenig gemein haben. Die Gugel besteht aus einer spitzen Haube mit darüber laufenden flachen Grat und sehr schmalen, meist gerade vorstehenden, seltener vorn und [Abbildung]
Fig. 49. rückwärts etwas aufgebogenen Krempen. Zuweilen besitzen dieselbenEisenkappe für leichte Reiter in blankem Eisen mit schmale, geschobene Backenstücke, die unter dem Kinne gebunden werden, und selbst Nackenschirme. (Fig. 52.) Letztere bezeichnete man um 1580 als "Gugeln mit Biberschwänzen". Läuft die Haube ober- halb in einen Stiel aus, der nach rückwärts abgebogen ist, so erscheint sie auch unter dem Namen Birnenhelm. Die Gugeln der späteren Periode verschwinden um 1640. Im 16. Jahrhundert wurden sie vielfach auch von Vornehmen getragen. Karl V. trug einen Birnen- helm, König Franz I., Herzog Philipp Emanuel von Savoyen u. a. Gugeln, besonders in italienischen und französischen Heeren treten sie häufig auf. Endlich sei hier noch der sogenannten Hirn- 1. Der Helm. Besonders häufig treffen wir ihn als Kopfbedeckung der Helmbardiereund Trabanten an den Höfen, aber auch vieler deutscher Bürger- milizen. Der Schutz des Kopfes mittelst eines eisernen Helmes erschien als eine allgemeine Notwendigkeit, dem Schützen aber, der sein Feuerrohr an die Backe anlegen muſste, wurde der Morion, noch mehr aber die Sturmhaube, unbequem. Das war die Ursache, daſs dieselben um 1550 eine eigene leichte Art Helme erhielten, die man sonderbarerweise gleichfalls Gugeln, auch Schützenhauben oder Häubel benannte, wiewohl dieselben in der Form und Trag- art mit den alten Gugeln wenig gemein haben. Die Gugel besteht aus einer spitzen Haube mit darüber laufenden flachen Grat und sehr schmalen, meist gerade vorstehenden, seltener vorn und [Abbildung]
Fig. 49. rückwärts etwas aufgebogenen Krempen. Zuweilen besitzen dieselbenEisenkappe für leichte Reiter in blankem Eisen mit schmale, geschobene Backenstücke, die unter dem Kinne gebunden werden, und selbst Nackenschirme. (Fig. 52.) Letztere bezeichnete man um 1580 als „Gugeln mit Biberschwänzen“. Läuft die Haube ober- halb in einen Stiel aus, der nach rückwärts abgebogen ist, so erscheint sie auch unter dem Namen Birnenhelm. Die Gugeln der späteren Periode verschwinden um 1640. Im 16. Jahrhundert wurden sie vielfach auch von Vornehmen getragen. Karl V. trug einen Birnen- helm, König Franz I., Herzog Philipp Emanuel von Savoyen u. a. Gugeln, besonders in italienischen und französischen Heeren treten sie häufig auf. Endlich sei hier noch der sogenannten Hirn- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0073" n="55"/><fw place="top" type="header">1. Der Helm.</fw><lb/> Besonders häufig treffen wir ihn als Kopfbedeckung der Helmbardiere<lb/> und Trabanten an den Höfen, aber auch vieler deutscher Bürger-<lb/> milizen. Der Schutz des Kopfes mittelst eines eisernen Helmes<lb/> erschien als eine allgemeine Notwendigkeit, dem Schützen aber, der<lb/> sein Feuerrohr an die Backe anlegen muſste, wurde der Morion,<lb/> noch mehr aber die Sturmhaube, unbequem. Das war die Ursache,<lb/> daſs dieselben um 1550 eine eigene leichte Art Helme erhielten, die<lb/> man sonderbarerweise gleichfalls <hi rendition="#g">Gugeln</hi>, auch <hi rendition="#g">Schützenhauben</hi><lb/> oder <hi rendition="#g">Häubel</hi> benannte, wiewohl dieselben in der Form und Trag-<lb/> art mit den alten Gugeln wenig gemein haben. Die Gugel besteht<lb/> aus einer spitzen Haube mit darüber laufenden flachen Grat und<lb/> sehr schmalen, meist gerade vorstehenden, seltener vorn und<lb/><figure><head><hi rendition="#g">Fig</hi>. 49.</head><p><hi rendition="#g">Eisenkappe</hi> für leichte Reiter in blankem Eisen mit<lb/> in Scharnieren haftenden, nach abwärts reichenden Spangen. 17. Jahr-<lb/> hundert. Museum zu Zarskoë-Selo.</p></figure><lb/> rückwärts etwas aufgebogenen Krempen. Zuweilen besitzen dieselben<lb/> schmale, geschobene Backenstücke, die unter dem Kinne gebunden<lb/> werden, und selbst Nackenschirme. (Fig. 52.) Letztere bezeichnete man<lb/> um 1580 als „Gugeln mit Biberschwänzen“. Läuft die Haube ober-<lb/> halb in einen Stiel aus, der nach rückwärts abgebogen ist, so erscheint<lb/> sie auch unter dem Namen <hi rendition="#g">Birnenhelm</hi>. Die Gugeln der späteren<lb/> Periode verschwinden um 1640. Im 16. Jahrhundert wurden sie<lb/> vielfach auch von Vornehmen getragen. <hi rendition="#g">Karl</hi> V. trug einen Birnen-<lb/> helm, König <hi rendition="#g">Franz</hi> I., Herzog <hi rendition="#g">Philipp Emanuel</hi> von Savoyen<lb/> u. a. Gugeln, besonders in italienischen und französischen Heeren<lb/> treten sie häufig auf. Endlich sei hier noch der sogenannten <hi rendition="#g">Hirn-</hi><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [55/0073]
1. Der Helm.
Besonders häufig treffen wir ihn als Kopfbedeckung der Helmbardiere
und Trabanten an den Höfen, aber auch vieler deutscher Bürger-
milizen. Der Schutz des Kopfes mittelst eines eisernen Helmes
erschien als eine allgemeine Notwendigkeit, dem Schützen aber, der
sein Feuerrohr an die Backe anlegen muſste, wurde der Morion,
noch mehr aber die Sturmhaube, unbequem. Das war die Ursache,
daſs dieselben um 1550 eine eigene leichte Art Helme erhielten, die
man sonderbarerweise gleichfalls Gugeln, auch Schützenhauben
oder Häubel benannte, wiewohl dieselben in der Form und Trag-
art mit den alten Gugeln wenig gemein haben. Die Gugel besteht
aus einer spitzen Haube mit darüber laufenden flachen Grat und
sehr schmalen, meist gerade vorstehenden, seltener vorn und
[Abbildung Fig. 49. Eisenkappe für leichte Reiter in blankem Eisen mit
in Scharnieren haftenden, nach abwärts reichenden Spangen. 17. Jahr-
hundert. Museum zu Zarskoë-Selo.]
rückwärts etwas aufgebogenen Krempen. Zuweilen besitzen dieselben
schmale, geschobene Backenstücke, die unter dem Kinne gebunden
werden, und selbst Nackenschirme. (Fig. 52.) Letztere bezeichnete man
um 1580 als „Gugeln mit Biberschwänzen“. Läuft die Haube ober-
halb in einen Stiel aus, der nach rückwärts abgebogen ist, so erscheint
sie auch unter dem Namen Birnenhelm. Die Gugeln der späteren
Periode verschwinden um 1640. Im 16. Jahrhundert wurden sie
vielfach auch von Vornehmen getragen. Karl V. trug einen Birnen-
helm, König Franz I., Herzog Philipp Emanuel von Savoyen
u. a. Gugeln, besonders in italienischen und französischen Heeren
treten sie häufig auf. Endlich sei hier noch der sogenannten Hirn-
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