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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 1. Florenz u. a., 1898.

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sie heute da stehen, sich geschichtlich erst auseinander gruppen¬
weise entwickelt haben dürften. Der spekulierende Chemiker von
heute träumt fast wieder wie der alte Alchymist (bloß auf der
Grundlage methodischeren Denkens!), ob sich nicht alle jetzt so
scharf getrennten Grundstoffe oder Elemente einfach wieder
ineinander rückverwandeln, ja schließlich in einen einzigen Ur¬
stoff auflösen müßten, wenn man sie immensen Hitzegraden
aussetzte? Und der Astronom, der in gewissen Riesensonnen
des Fixsternhimmels bei der Spektralanalyse immer weniger
Elemente findet, bis schließlich die ganz losen Nebelflecke nur
noch als Wolken von zweien oder dreien solcher Urstoffe er¬
scheinen, -- er grübelt, ob dort nicht noch solche Urzustände
direkt uns vor Augen ständen, Urzustände, in denen erst ein
paar Grundstoffe sich entwickelt hätten statt der vielen, die
unsere schon schwächer glühende Sonne und kühle Erde zeigten?

So bleibt dir über die ehemalige weißglühende Erde und
die Sonne hinaus auch dein Kohlenstoff mit samt seinem
Lebensinhalt wohl schwerlich ganz isoliert, -- er fließt über in
die unendliche kosmische Entwickelungsbahn der Grundstoffe
überhaupt. Da müssen sich schließlich auch seine Separateigen¬
schaften mit seiner Individualität, die nur eine Entwickelungs¬
station im ganzen war, im Tiefsten dieses Ganzen verlieren.

Und so sinkt dir die Kette, die oben den Bazillus trug,
auch mit der anfänglichen engen Beschränkung auf den Kohlen¬
stoff doch schließlich ins All. Und mit diesem schließlich folge¬
richtig in das große letzte Mysterium .....

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Du kannst, mit diesem Ziel im Auge, aber auch gleich
von Anfang an andere Wege der Spekulation einschlagen. Du
kannst ohne viel besondere Rücksicht auf den Kohlenstoff auch
ganz allgemein davon ausgehen, daß du sagst: alle anorganische

ſie heute da ſtehen, ſich geſchichtlich erſt auseinander gruppen¬
weiſe entwickelt haben dürften. Der ſpekulierende Chemiker von
heute träumt faſt wieder wie der alte Alchymiſt (bloß auf der
Grundlage methodiſcheren Denkens!), ob ſich nicht alle jetzt ſo
ſcharf getrennten Grundſtoffe oder Elemente einfach wieder
ineinander rückverwandeln, ja ſchließlich in einen einzigen Ur¬
ſtoff auflöſen müßten, wenn man ſie immenſen Hitzegraden
ausſetzte? Und der Aſtronom, der in gewiſſen Rieſenſonnen
des Fixſternhimmels bei der Spektralanalyſe immer weniger
Elemente findet, bis ſchließlich die ganz loſen Nebelflecke nur
noch als Wolken von zweien oder dreien ſolcher Urſtoffe er¬
ſcheinen, — er grübelt, ob dort nicht noch ſolche Urzuſtände
direkt uns vor Augen ſtänden, Urzuſtände, in denen erſt ein
paar Grundſtoffe ſich entwickelt hätten ſtatt der vielen, die
unſere ſchon ſchwächer glühende Sonne und kühle Erde zeigten?

So bleibt dir über die ehemalige weißglühende Erde und
die Sonne hinaus auch dein Kohlenſtoff mit ſamt ſeinem
Lebensinhalt wohl ſchwerlich ganz iſoliert, — er fließt über in
die unendliche kosmiſche Entwickelungsbahn der Grundſtoffe
überhaupt. Da müſſen ſich ſchließlich auch ſeine Separateigen¬
ſchaften mit ſeiner Individualität, die nur eine Entwickelungs¬
ſtation im ganzen war, im Tiefſten dieſes Ganzen verlieren.

Und ſo ſinkt dir die Kette, die oben den Bazillus trug,
auch mit der anfänglichen engen Beſchränkung auf den Kohlen¬
ſtoff doch ſchließlich ins All. Und mit dieſem ſchließlich folge¬
richtig in das große letzte Myſterium .....

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Du kannſt, mit dieſem Ziel im Auge, aber auch gleich
von Anfang an andere Wege der Spekulation einſchlagen. Du
kannſt ohne viel beſondere Rückſicht auf den Kohlenſtoff auch
ganz allgemein davon ausgehen, daß du ſagſt: alle anorganiſche

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[112/0128] ſie heute da ſtehen, ſich geſchichtlich erſt auseinander gruppen¬ weiſe entwickelt haben dürften. Der ſpekulierende Chemiker von heute träumt faſt wieder wie der alte Alchymiſt (bloß auf der Grundlage methodiſcheren Denkens!), ob ſich nicht alle jetzt ſo ſcharf getrennten Grundſtoffe oder Elemente einfach wieder ineinander rückverwandeln, ja ſchließlich in einen einzigen Ur¬ ſtoff auflöſen müßten, wenn man ſie immenſen Hitzegraden ausſetzte? Und der Aſtronom, der in gewiſſen Rieſenſonnen des Fixſternhimmels bei der Spektralanalyſe immer weniger Elemente findet, bis ſchließlich die ganz loſen Nebelflecke nur noch als Wolken von zweien oder dreien ſolcher Urſtoffe er¬ ſcheinen, — er grübelt, ob dort nicht noch ſolche Urzuſtände direkt uns vor Augen ſtänden, Urzuſtände, in denen erſt ein paar Grundſtoffe ſich entwickelt hätten ſtatt der vielen, die unſere ſchon ſchwächer glühende Sonne und kühle Erde zeigten? So bleibt dir über die ehemalige weißglühende Erde und die Sonne hinaus auch dein Kohlenſtoff mit ſamt ſeinem Lebensinhalt wohl ſchwerlich ganz iſoliert, — er fließt über in die unendliche kosmiſche Entwickelungsbahn der Grundſtoffe überhaupt. Da müſſen ſich ſchließlich auch ſeine Separateigen¬ ſchaften mit ſeiner Individualität, die nur eine Entwickelungs¬ ſtation im ganzen war, im Tiefſten dieſes Ganzen verlieren. Und ſo ſinkt dir die Kette, die oben den Bazillus trug, auch mit der anfänglichen engen Beſchränkung auf den Kohlen¬ ſtoff doch ſchließlich ins All. Und mit dieſem ſchließlich folge¬ richtig in das große letzte Myſterium ..... [Abbildung] Du kannſt, mit dieſem Ziel im Auge, aber auch gleich von Anfang an andere Wege der Spekulation einſchlagen. Du kannſt ohne viel beſondere Rückſicht auf den Kohlenſtoff auch ganz allgemein davon ausgehen, daß du ſagſt: alle anorganiſche

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 1. Florenz u. a., 1898, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben01_1898/128>, abgerufen am 24.11.2024.