Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 1. Florenz u. a., 1898.

Bild:
<< vorherige Seite

[Abbildung]

Und nun komm ganz in die Tiefe unten zurück.

Laß uns beim Anfang beginnen, soweit es einen giebt.

Laß uns behaglich plaudern und schauen. Ohne Hast. Wo
uns gerade Licht scheint und ein Stück Wurzelwerk erhellt.
Wir wissen, was aus den Dingen am Ende Großes steigt.
Aber laß uns all dieses Große jetzt einmal herunterschrauben
auf das denkbar kleinste blaue Flämmchen im innersten Schacht.

Gieb mir die Hand, ich muß dich zuerst allen Ernstes in
einen Schacht bringen. Zu einem wunderbaren Mysterium.
Nimm deine Phantasie zusammen und folge mir, -- ohne
Angst.

"Ja, wer ein Adler ist,
Der kann sich wohl erschwingen
Und über Seraphim
Durch tausend Himmel dringen."
Angelus Silesius.
[Abbildung]

Ein künstliches Licht von außerordentlicher Kraft soll uns
eine Unterwelt erhellen, in der sonst tiefes Dunkel brütet. Und
die Gegenstände, indem sie plötzlich im Glanze auftauchen, sollen
zugleich ins Märchenhafte vergrößert erscheinen.

Dein Blick verliert sich in einem ungeheuren Gewölbe.
Durch den gähnenden Schacht des Hintergrundes wälzt sich ein
Seltsames auf dich zu. Eine große, schimmernde Kugel ohne


[Abbildung]

Und nun komm ganz in die Tiefe unten zurück.

Laß uns beim Anfang beginnen, ſoweit es einen giebt.

Laß uns behaglich plaudern und ſchauen. Ohne Haſt. Wo
uns gerade Licht ſcheint und ein Stück Wurzelwerk erhellt.
Wir wiſſen, was aus den Dingen am Ende Großes ſteigt.
Aber laß uns all dieſes Große jetzt einmal herunterſchrauben
auf das denkbar kleinſte blaue Flämmchen im innerſten Schacht.

Gieb mir die Hand, ich muß dich zuerſt allen Ernſtes in
einen Schacht bringen. Zu einem wunderbaren Myſterium.
Nimm deine Phantaſie zuſammen und folge mir, — ohne
Angſt.

„Ja, wer ein Adler iſt,
Der kann ſich wohl erſchwingen
Und über Seraphim
Durch tauſend Himmel dringen.“
Angelus Sileſius.
[Abbildung]

Ein künſtliches Licht von außerordentlicher Kraft ſoll uns
eine Unterwelt erhellen, in der ſonſt tiefes Dunkel brütet. Und
die Gegenſtände, indem ſie plötzlich im Glanze auftauchen, ſollen
zugleich ins Märchenhafte vergrößert erſcheinen.

Dein Blick verliert ſich in einem ungeheuren Gewölbe.
Durch den gähnenden Schacht des Hintergrundes wälzt ſich ein
Seltſames auf dich zu. Eine große, ſchimmernde Kugel ohne

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0060" n="44"/>
        <figure/>
        <p><hi rendition="#in">U</hi>nd nun komm ganz in die Tiefe unten zurück.</p><lb/>
        <p>Laß uns beim Anfang beginnen, &#x017F;oweit es einen giebt.</p><lb/>
        <p>Laß uns behaglich plaudern und &#x017F;chauen. Ohne Ha&#x017F;t. Wo<lb/>
uns gerade Licht &#x017F;cheint und ein Stück Wurzelwerk erhellt.<lb/>
Wir wi&#x017F;&#x017F;en, was aus den Dingen am Ende Großes &#x017F;teigt.<lb/>
Aber laß uns all die&#x017F;es Große jetzt einmal herunter&#x017F;chrauben<lb/>
auf das denkbar klein&#x017F;te blaue Flämmchen im inner&#x017F;ten Schacht.</p><lb/>
        <p>Gieb mir die Hand, ich muß dich zuer&#x017F;t allen Ern&#x017F;tes in<lb/>
einen Schacht bringen. Zu einem wunderbaren My&#x017F;terium.<lb/>
Nimm deine Phanta&#x017F;ie zu&#x017F;ammen und folge mir, &#x2014; ohne<lb/>
Ang&#x017F;t.</p><lb/>
        <cit>
          <quote>
            <lg type="poem">
              <l>&#x201E;Ja, wer ein Adler i&#x017F;t,<lb/></l>
              <l>Der kann &#x017F;ich wohl er&#x017F;chwingen<lb/></l>
              <l>Und über Seraphim<lb/></l>
              <l>Durch tau&#x017F;end Himmel dringen.&#x201C;<lb/></l>
            </lg>
          </quote>
          <bibl> <hi rendition="#g">Angelus Sile&#x017F;ius.</hi><lb/>
          </bibl>
        </cit>
        <figure/>
        <p>Ein kün&#x017F;tliches Licht von außerordentlicher Kraft &#x017F;oll uns<lb/>
eine Unterwelt erhellen, in der &#x017F;on&#x017F;t tiefes Dunkel brütet. Und<lb/>
die Gegen&#x017F;tände, indem &#x017F;ie plötzlich im Glanze auftauchen, &#x017F;ollen<lb/>
zugleich ins Märchenhafte vergrößert er&#x017F;cheinen.</p><lb/>
        <p>Dein Blick verliert &#x017F;ich in einem ungeheuren Gewölbe.<lb/>
Durch den gähnenden Schacht des Hintergrundes wälzt &#x017F;ich ein<lb/>
Selt&#x017F;ames auf dich zu. Eine große, &#x017F;chimmernde <hi rendition="#g">Kugel</hi> ohne<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[44/0060] [Abbildung] Und nun komm ganz in die Tiefe unten zurück. Laß uns beim Anfang beginnen, ſoweit es einen giebt. Laß uns behaglich plaudern und ſchauen. Ohne Haſt. Wo uns gerade Licht ſcheint und ein Stück Wurzelwerk erhellt. Wir wiſſen, was aus den Dingen am Ende Großes ſteigt. Aber laß uns all dieſes Große jetzt einmal herunterſchrauben auf das denkbar kleinſte blaue Flämmchen im innerſten Schacht. Gieb mir die Hand, ich muß dich zuerſt allen Ernſtes in einen Schacht bringen. Zu einem wunderbaren Myſterium. Nimm deine Phantaſie zuſammen und folge mir, — ohne Angſt. „Ja, wer ein Adler iſt, Der kann ſich wohl erſchwingen Und über Seraphim Durch tauſend Himmel dringen.“ Angelus Sileſius. [Abbildung] Ein künſtliches Licht von außerordentlicher Kraft ſoll uns eine Unterwelt erhellen, in der ſonſt tiefes Dunkel brütet. Und die Gegenſtände, indem ſie plötzlich im Glanze auftauchen, ſollen zugleich ins Märchenhafte vergrößert erſcheinen. Dein Blick verliert ſich in einem ungeheuren Gewölbe. Durch den gähnenden Schacht des Hintergrundes wälzt ſich ein Seltſames auf dich zu. Eine große, ſchimmernde Kugel ohne

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben01_1898
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben01_1898/60
Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 1. Florenz u. a., 1898, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben01_1898/60>, abgerufen am 21.11.2024.