eigene Lichtwirkung, aber von unserem künstlichen Tage tief durchhellt. Die Kugel schwebt nicht eigentlich frei, wie ein Ge¬ stirn des Weltalls, das die Schwerkraft im offenen Raum balanciert. Sie scheint den Schacht abwärts geschoben zu werden. Und indem du schärfer zuschaust, gewahrst du es aus der Sohle des Schachtes heraufglänzen wie Ähren eines gigan¬ tischen, taufeuchten Kornfeldes. Ein elastischer Ball, läuft unsere Kugel langsam auf dieser Garbe dahin, im Tau ge¬ tragen und bewegt von der leisen Welle des Ährenmeers.
Oberflächlich durchsichtig, wie sie ist, erlaubt uns die Kugel, während sie so heranrollt, einen Einblick in gewisse Verhältnisse ihres Innern. Ihre äußerste Schicht erscheint völlig glasartig hell, gleich dem Deckglas einer Uhr, farblos, dabei aber ziemlich dick. Als einzige Struktur dieser Hülle glauben wir an durchscheinenden Randstellen eine Art schmaler Kanäle zu gewahren, die quer durch die Decke der Kugel ge¬ bohrt sind und eine offene Verbindung zwischen der freien Luft ringsum und dem Innern der Kugel herzustellen scheinen.
Dieses Innere, die Hauptmasse des ganzen Balls, scharf abgesetzt gegen die Glasdecke, schimmert blaßgelblich. Jene Kanäle gehen nicht ins Innere hinein. Dafür blinken darin eine Menge festerer, regellos verteilter Körper, zwischen die sich die durchsichtigere Grundmasse wie eine zähe, vermittelnde Flüssigkeit schmiegt. Und an einer Stelle, ziemlich genau im Mittelpunkt, hebt es sich aus dem Ganzen herauf wie eine zweite, noch innerlichere Kernkugel, heller als die gelbliche Hauptmasse, und nur an einem Fleck nochmals durchsetzt von einem dunklen Körper, der wieder in ihren Wassern zu schwimmen scheint, wie sie selbst in dem größeren Meer der gewaltigen gelben Kugel. In ganz feiner Verzweigung gehen von diesem innersten Körper netzartig verknüpfte Fäden aus, die in der ganzen Zentralkugel eine Art von Gerüst herstellen.
Sei es, daß unser Licht noch immer nicht hell genug ist: jedenfalls läßt sich auch mit angespanntestem Sehen außer diesen
eigene Lichtwirkung, aber von unſerem künſtlichen Tage tief durchhellt. Die Kugel ſchwebt nicht eigentlich frei, wie ein Ge¬ ſtirn des Weltalls, das die Schwerkraft im offenen Raum balanciert. Sie ſcheint den Schacht abwärts geſchoben zu werden. Und indem du ſchärfer zuſchauſt, gewahrſt du es aus der Sohle des Schachtes heraufglänzen wie Ähren eines gigan¬ tiſchen, taufeuchten Kornfeldes. Ein elaſtiſcher Ball, läuft unſere Kugel langſam auf dieſer Garbe dahin, im Tau ge¬ tragen und bewegt von der leiſen Welle des Ährenmeers.
Oberflächlich durchſichtig, wie ſie iſt, erlaubt uns die Kugel, während ſie ſo heranrollt, einen Einblick in gewiſſe Verhältniſſe ihres Innern. Ihre äußerſte Schicht erſcheint völlig glasartig hell, gleich dem Deckglas einer Uhr, farblos, dabei aber ziemlich dick. Als einzige Struktur dieſer Hülle glauben wir an durchſcheinenden Randſtellen eine Art ſchmaler Kanäle zu gewahren, die quer durch die Decke der Kugel ge¬ bohrt ſind und eine offene Verbindung zwiſchen der freien Luft ringsum und dem Innern der Kugel herzuſtellen ſcheinen.
Dieſes Innere, die Hauptmaſſe des ganzen Balls, ſcharf abgeſetzt gegen die Glasdecke, ſchimmert blaßgelblich. Jene Kanäle gehen nicht ins Innere hinein. Dafür blinken darin eine Menge feſterer, regellos verteilter Körper, zwiſchen die ſich die durchſichtigere Grundmaſſe wie eine zähe, vermittelnde Flüſſigkeit ſchmiegt. Und an einer Stelle, ziemlich genau im Mittelpunkt, hebt es ſich aus dem Ganzen herauf wie eine zweite, noch innerlichere Kernkugel, heller als die gelbliche Hauptmaſſe, und nur an einem Fleck nochmals durchſetzt von einem dunklen Körper, der wieder in ihren Waſſern zu ſchwimmen ſcheint, wie ſie ſelbſt in dem größeren Meer der gewaltigen gelben Kugel. In ganz feiner Verzweigung gehen von dieſem innerſten Körper netzartig verknüpfte Fäden aus, die in der ganzen Zentralkugel eine Art von Gerüſt herſtellen.
Sei es, daß unſer Licht noch immer nicht hell genug iſt: jedenfalls läßt ſich auch mit angeſpannteſtem Sehen außer dieſen
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eigene Lichtwirkung, aber von unſerem künſtlichen Tage tief
durchhellt. Die Kugel ſchwebt nicht eigentlich frei, wie ein Ge¬
ſtirn des Weltalls, das die Schwerkraft im offenen Raum
balanciert. Sie ſcheint den Schacht abwärts geſchoben zu
werden. Und indem du ſchärfer zuſchauſt, gewahrſt du es aus
der Sohle des Schachtes heraufglänzen wie Ähren eines gigan¬
tiſchen, taufeuchten Kornfeldes. Ein elaſtiſcher Ball, läuft
unſere Kugel langſam auf dieſer Garbe dahin, im Tau ge¬
tragen und bewegt von der leiſen Welle des Ährenmeers.
Oberflächlich durchſichtig, wie ſie iſt, erlaubt uns die
Kugel, während ſie ſo heranrollt, einen Einblick in gewiſſe
Verhältniſſe ihres Innern. Ihre äußerſte Schicht erſcheint
völlig glasartig hell, gleich dem Deckglas einer Uhr, farblos,
dabei aber ziemlich dick. Als einzige Struktur dieſer Hülle
glauben wir an durchſcheinenden Randſtellen eine Art ſchmaler
Kanäle zu gewahren, die quer durch die Decke der Kugel ge¬
bohrt ſind und eine offene Verbindung zwiſchen der freien Luft
ringsum und dem Innern der Kugel herzuſtellen ſcheinen.
Dieſes Innere, die Hauptmaſſe des ganzen Balls, ſcharf
abgeſetzt gegen die Glasdecke, ſchimmert blaßgelblich. Jene
Kanäle gehen nicht ins Innere hinein. Dafür blinken darin
eine Menge feſterer, regellos verteilter Körper, zwiſchen die ſich
die durchſichtigere Grundmaſſe wie eine zähe, vermittelnde
Flüſſigkeit ſchmiegt. Und an einer Stelle, ziemlich genau im
Mittelpunkt, hebt es ſich aus dem Ganzen herauf wie eine
zweite, noch innerlichere Kernkugel, heller als die gelbliche
Hauptmaſſe, und nur an einem Fleck nochmals durchſetzt von
einem dunklen Körper, der wieder in ihren Waſſern zu ſchwimmen
ſcheint, wie ſie ſelbſt in dem größeren Meer der gewaltigen
gelben Kugel. In ganz feiner Verzweigung gehen von dieſem
innerſten Körper netzartig verknüpfte Fäden aus, die in der
ganzen Zentralkugel eine Art von Gerüſt herſtellen.
Sei es, daß unſer Licht noch immer nicht hell genug iſt:
jedenfalls läßt ſich auch mit angeſpannteſtem Sehen außer dieſen
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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 1. Florenz u. a., 1898, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben01_1898/61>, abgerufen am 21.11.2024.
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