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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 2. Leipzig, 1900.

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sich glatt der sogenannte Kiemen-Apparat des Fisches ab: die
Kiemen sind die eigentlichen Verdauungsstellen für die Luft
jederseits am Schlunde; das Wasser kommt ihnen vom Maul
zu und läuft durch ihre Spalten am Halse rechts und links
wieder ab, nachdem der nötige Sauerstoff daraus verdaut ist.

Den Übergang von dieser Fisch-Atmerei und deiner Menschen-
Atmung liefert dir nun wirklich sonnenklar der sogenannte
Molchfisch. Er besitzt noch regelrechte Kiemen gleich dem echte¬
sten Fisch -- wie er denn überhaupt im Äußeren noch ganz
und gar einem Fisch ähnelt, Schuppen und Flossen hat und in
normalem Zustande im Wasser lebt.

Aber gleichzeitig besitzt er an seiner vorderen Darmöffnung
auch schon jene tiefe, sackartige Darm-Tasche, die wir bei uns
als Lunge benamsen und die nicht mehr Luft aus dem Wasser
zieht, sondern unmittelbar Luft schluckt und verdaut. Es ist
auch in diesem Falle, gerade wie bei den vier Gliedmaßen,
sehr drollig zu verfolgen, wie dieser luftschnappende Sack sich
anfangs rein für Zwecke eines ausschließlich wasserlebenden
Tieres angelegt hatte -- ganz ohne Beziehung zunächst zur
Atmung.

Ein Fisch im Wasser kann Luft ja auch für etwas ganz
anderes noch gebrauchen. Je mehr Luft er schluckt und im
Leibe hält, desto mehr vermindert sich sein spezifisches Gewicht
-- er kann schließlich bewegungslos an jeder beliebigen Stelle
im Wasser schweben wie ein Ballon im Luftmeer, ohne zu
sinken, da sein Gewicht dem des Wassers genau die Wage hält.
So haben sich also schon früh Fische gewöhnt, ab und zu das
Maul aus dem Wasserspiegel zu stecken und statt bloßen
Kiemen-Wassers auch mal pure Luft zu schnappen. Diese Luft
sammelte sich ihnen vorne im Darm, und allmählich entwickelte
sich an der oberen Schlundwand da eine besondere Falte, ja
endlich ein regelrechter Sack dafür -- ein Luftsack, mit dem
der Fisch fortan beliebig sein Gewicht regulieren konnte. Nun
ist zweierlei aber weiter möglich gewesen.

ſich glatt der ſogenannte Kiemen-Apparat des Fiſches ab: die
Kiemen ſind die eigentlichen Verdauungsſtellen für die Luft
jederſeits am Schlunde; das Waſſer kommt ihnen vom Maul
zu und läuft durch ihre Spalten am Halſe rechts und links
wieder ab, nachdem der nötige Sauerſtoff daraus verdaut iſt.

Den Übergang von dieſer Fiſch-Atmerei und deiner Menſchen-
Atmung liefert dir nun wirklich ſonnenklar der ſogenannte
Molchfiſch. Er beſitzt noch regelrechte Kiemen gleich dem echte¬
ſten Fiſch — wie er denn überhaupt im Äußeren noch ganz
und gar einem Fiſch ähnelt, Schuppen und Floſſen hat und in
normalem Zuſtande im Waſſer lebt.

Aber gleichzeitig beſitzt er an ſeiner vorderen Darmöffnung
auch ſchon jene tiefe, ſackartige Darm-Taſche, die wir bei uns
als Lunge benamſen und die nicht mehr Luft aus dem Waſſer
zieht, ſondern unmittelbar Luft ſchluckt und verdaut. Es iſt
auch in dieſem Falle, gerade wie bei den vier Gliedmaßen,
ſehr drollig zu verfolgen, wie dieſer luftſchnappende Sack ſich
anfangs rein für Zwecke eines ausſchließlich waſſerlebenden
Tieres angelegt hatte — ganz ohne Beziehung zunächſt zur
Atmung.

Ein Fiſch im Waſſer kann Luft ja auch für etwas ganz
anderes noch gebrauchen. Je mehr Luft er ſchluckt und im
Leibe hält, deſto mehr vermindert ſich ſein ſpezifiſches Gewicht
— er kann ſchließlich bewegungslos an jeder beliebigen Stelle
im Waſſer ſchweben wie ein Ballon im Luftmeer, ohne zu
ſinken, da ſein Gewicht dem des Waſſers genau die Wage hält.
So haben ſich alſo ſchon früh Fiſche gewöhnt, ab und zu das
Maul aus dem Waſſerſpiegel zu ſtecken und ſtatt bloßen
Kiemen-Waſſers auch mal pure Luft zu ſchnappen. Dieſe Luft
ſammelte ſich ihnen vorne im Darm, und allmählich entwickelte
ſich an der oberen Schlundwand da eine beſondere Falte, ja
endlich ein regelrechter Sack dafür — ein Luftſack, mit dem
der Fiſch fortan beliebig ſein Gewicht regulieren konnte. Nun
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[87/0103] ſich glatt der ſogenannte Kiemen-Apparat des Fiſches ab: die Kiemen ſind die eigentlichen Verdauungsſtellen für die Luft jederſeits am Schlunde; das Waſſer kommt ihnen vom Maul zu und läuft durch ihre Spalten am Halſe rechts und links wieder ab, nachdem der nötige Sauerſtoff daraus verdaut iſt. Den Übergang von dieſer Fiſch-Atmerei und deiner Menſchen- Atmung liefert dir nun wirklich ſonnenklar der ſogenannte Molchfiſch. Er beſitzt noch regelrechte Kiemen gleich dem echte¬ ſten Fiſch — wie er denn überhaupt im Äußeren noch ganz und gar einem Fiſch ähnelt, Schuppen und Floſſen hat und in normalem Zuſtande im Waſſer lebt. Aber gleichzeitig beſitzt er an ſeiner vorderen Darmöffnung auch ſchon jene tiefe, ſackartige Darm-Taſche, die wir bei uns als Lunge benamſen und die nicht mehr Luft aus dem Waſſer zieht, ſondern unmittelbar Luft ſchluckt und verdaut. Es iſt auch in dieſem Falle, gerade wie bei den vier Gliedmaßen, ſehr drollig zu verfolgen, wie dieſer luftſchnappende Sack ſich anfangs rein für Zwecke eines ausſchließlich waſſerlebenden Tieres angelegt hatte — ganz ohne Beziehung zunächſt zur Atmung. Ein Fiſch im Waſſer kann Luft ja auch für etwas ganz anderes noch gebrauchen. Je mehr Luft er ſchluckt und im Leibe hält, deſto mehr vermindert ſich ſein ſpezifiſches Gewicht — er kann ſchließlich bewegungslos an jeder beliebigen Stelle im Waſſer ſchweben wie ein Ballon im Luftmeer, ohne zu ſinken, da ſein Gewicht dem des Waſſers genau die Wage hält. So haben ſich alſo ſchon früh Fiſche gewöhnt, ab und zu das Maul aus dem Waſſerſpiegel zu ſtecken und ſtatt bloßen Kiemen-Waſſers auch mal pure Luft zu ſchnappen. Dieſe Luft ſammelte ſich ihnen vorne im Darm, und allmählich entwickelte ſich an der oberen Schlundwand da eine beſondere Falte, ja endlich ein regelrechter Sack dafür — ein Luftſack, mit dem der Fiſch fortan beliebig ſein Gewicht regulieren konnte. Nun iſt zweierlei aber weiter möglich geweſen.

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 2. Leipzig, 1900, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben02_1900/103>, abgerufen am 21.11.2024.