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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 2. Leipzig, 1900.

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Drittens als Nasenschleimhaut. Die Rolle des Geruchs
im Erotischen ist bei uns ja eigentümlich verschleiert. Wir
reden von wollüstigen Parfüms und das sehr mit Recht. Im
Übrigen scheint der Geruch aber, worauf Gustav Jäger so
verdienstlich hingewiesen hat, bei uns nur mehr eine Art Geheim¬
rolle zu spielen, über die unser Bewußtsein keine rechte Kontrolle
besitzt. Das Thema liegt noch total im Argen und erfordert
erst eine umfassende wissenschaftliche Klarlegung.

Viertens durch körperliche Berührung. Hier tritt bei uns
eine unverkennbare Steigerung der Intensität der speziellen
Wollustneigung ein. Kuß. Umarmung. Kitzeln. Eine ganz
bestimmte Form des angenehmen Kitzels, den warme weiche
menschliche Haut auf Haut hervorbringt.

Innerhalb dieses Allgemeinkitzels tritt aber fünftens eine
ganz unverkennbare Lokalisierung jetzt ein. Die erotische Em¬
pfindung steigert sich im vollen Verhältnis der immer größeren
Annäherung dieses unmittelbaren Berührungsreizes an -- die
Geschlechtspforte.

Als Gipfelpunkt erscheint ein ganz bestimmt umschriebener
Ort: beim Manne das aktive männliche Geschlechtsglied; beim
Weibe jenes eigentümliche Überbleibsel eines weiblichen Ge¬
schlechtsgliedes: der Kitzler. Bei nachhaltiger Reizung dieser
Stelle wird bei beiden Geschlechtern der höchste Wollustmoment
erreicht. Bei beiden Geschlechtern besteht dabei irgend ein
tiefer Zusammenhang zwischen der Reizfähigkeit gerade dieser
Stellen und der Reife des großen Zellkörpers zur Abspaltung
von Zeugungsstoffen. Ja beim Manne fällt der äußerste
mechanische Akt dieses Abspaltungsverlaufes, das Ausschleudern
der Samentierchen, unmittelbar mit dem höchsten Wollustmoment
zusammen und steht in einem so intimen Verhältnis zu ihm,
daß die beiden Vorgänge gar nicht zu trennen sind.

Untersuchst du die betreffenden kritischen Körperstellen, an
denen die volle Wollusterlösung bei dir lokalisiert ist, so findest
du auch bestimmte Nervenbedingungen dazu, die uns geradezu

Drittens als Naſenſchleimhaut. Die Rolle des Geruchs
im Erotiſchen iſt bei uns ja eigentümlich verſchleiert. Wir
reden von wollüſtigen Parfüms und das ſehr mit Recht. Im
Übrigen ſcheint der Geruch aber, worauf Guſtav Jäger ſo
verdienſtlich hingewieſen hat, bei uns nur mehr eine Art Geheim¬
rolle zu ſpielen, über die unſer Bewußtſein keine rechte Kontrolle
beſitzt. Das Thema liegt noch total im Argen und erfordert
erſt eine umfaſſende wiſſenſchaftliche Klarlegung.

Viertens durch körperliche Berührung. Hier tritt bei uns
eine unverkennbare Steigerung der Intenſität der ſpeziellen
Wolluſtneigung ein. Kuß. Umarmung. Kitzeln. Eine ganz
beſtimmte Form des angenehmen Kitzels, den warme weiche
menſchliche Haut auf Haut hervorbringt.

Innerhalb dieſes Allgemeinkitzels tritt aber fünftens eine
ganz unverkennbare Lokaliſierung jetzt ein. Die erotiſche Em¬
pfindung ſteigert ſich im vollen Verhältnis der immer größeren
Annäherung dieſes unmittelbaren Berührungsreizes an — die
Geſchlechtspforte.

Als Gipfelpunkt erſcheint ein ganz beſtimmt umſchriebener
Ort: beim Manne das aktive männliche Geſchlechtsglied; beim
Weibe jenes eigentümliche Überbleibſel eines weiblichen Ge¬
ſchlechtsgliedes: der Kitzler. Bei nachhaltiger Reizung dieſer
Stelle wird bei beiden Geſchlechtern der höchſte Wolluſtmoment
erreicht. Bei beiden Geſchlechtern beſteht dabei irgend ein
tiefer Zuſammenhang zwiſchen der Reizfähigkeit gerade dieſer
Stellen und der Reife des großen Zellkörpers zur Abſpaltung
von Zeugungsſtoffen. Ja beim Manne fällt der äußerſte
mechaniſche Akt dieſes Abſpaltungsverlaufes, das Ausſchleudern
der Samentierchen, unmittelbar mit dem höchſten Wolluſtmoment
zuſammen und ſteht in einem ſo intimen Verhältnis zu ihm,
daß die beiden Vorgänge gar nicht zu trennen ſind.

Unterſuchſt du die betreffenden kritiſchen Körperſtellen, an
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[312/0328] Drittens als Naſenſchleimhaut. Die Rolle des Geruchs im Erotiſchen iſt bei uns ja eigentümlich verſchleiert. Wir reden von wollüſtigen Parfüms und das ſehr mit Recht. Im Übrigen ſcheint der Geruch aber, worauf Guſtav Jäger ſo verdienſtlich hingewieſen hat, bei uns nur mehr eine Art Geheim¬ rolle zu ſpielen, über die unſer Bewußtſein keine rechte Kontrolle beſitzt. Das Thema liegt noch total im Argen und erfordert erſt eine umfaſſende wiſſenſchaftliche Klarlegung. Viertens durch körperliche Berührung. Hier tritt bei uns eine unverkennbare Steigerung der Intenſität der ſpeziellen Wolluſtneigung ein. Kuß. Umarmung. Kitzeln. Eine ganz beſtimmte Form des angenehmen Kitzels, den warme weiche menſchliche Haut auf Haut hervorbringt. Innerhalb dieſes Allgemeinkitzels tritt aber fünftens eine ganz unverkennbare Lokaliſierung jetzt ein. Die erotiſche Em¬ pfindung ſteigert ſich im vollen Verhältnis der immer größeren Annäherung dieſes unmittelbaren Berührungsreizes an — die Geſchlechtspforte. Als Gipfelpunkt erſcheint ein ganz beſtimmt umſchriebener Ort: beim Manne das aktive männliche Geſchlechtsglied; beim Weibe jenes eigentümliche Überbleibſel eines weiblichen Ge¬ ſchlechtsgliedes: der Kitzler. Bei nachhaltiger Reizung dieſer Stelle wird bei beiden Geſchlechtern der höchſte Wolluſtmoment erreicht. Bei beiden Geſchlechtern beſteht dabei irgend ein tiefer Zuſammenhang zwiſchen der Reizfähigkeit gerade dieſer Stellen und der Reife des großen Zellkörpers zur Abſpaltung von Zeugungsſtoffen. Ja beim Manne fällt der äußerſte mechaniſche Akt dieſes Abſpaltungsverlaufes, das Ausſchleudern der Samentierchen, unmittelbar mit dem höchſten Wolluſtmoment zuſammen und ſteht in einem ſo intimen Verhältnis zu ihm, daß die beiden Vorgänge gar nicht zu trennen ſind. Unterſuchſt du die betreffenden kritiſchen Körperſtellen, an denen die volle Wolluſterlöſung bei dir lokaliſiert iſt, ſo findeſt du auch beſtimmte Nervenbedingungen dazu, die uns geradezu

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 2. Leipzig, 1900, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben02_1900/328>, abgerufen am 22.11.2024.