Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 2. Leipzig, 1900.von "Wollustorganen" reden lassen. Indessen ist von einem Denke dir einmal einen Moment, etwa diese deine ganze Da hast du einige Flecke der Haut, die eigentlich ja nur In einigermaßen ähnlicher, wenn auch geringerer Lage Dagegen findest du eine ungeheure, weit überwiegende Eine Taste reagiert auf Druck und Stoß, eine auf Und in diese Reihe tritt nun eigentlich doch auch jene Diese Taste hat sie einseitig ausgebildet, doch nicht im von „Wolluſtorganen“ reden laſſen. Indeſſen iſt von einem Denke dir einmal einen Moment, etwa dieſe deine ganze Da haſt du einige Flecke der Haut, die eigentlich ja nur In einigermaßen ähnlicher, wenn auch geringerer Lage Dagegen findeſt du eine ungeheure, weit überwiegende Eine Taſte reagiert auf Druck und Stoß, eine auf Und in dieſe Reihe tritt nun eigentlich doch auch jene Dieſe Taſte hat ſie einſeitig ausgebildet, doch nicht im <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0329" n="313"/> von „Wolluſtorganen“ reden laſſen. Indeſſen iſt von einem<lb/> echten komplizierten Geſchlechts-Sinnesorgan, etwa ſo wie das<lb/> Auge eines für das Licht darſtellt, doch nicht die Rede. Der<lb/> Hautzuſammenhang im ſchlichten Sinne bleibt aufdringlich<lb/> deutlich.</p><lb/> <p>Denke dir einmal einen Moment, etwa dieſe deine ganze<lb/> weiße Körperhaut hier ſtellte eine Rieſenreihe von Taſten<lb/> eines Inſtruments dar, auf dem Muſik gemacht werden ſoll.</p><lb/> <p>Da haſt du einige Flecke der Haut, die eigentlich ja nur<lb/> eine einzige Taſte beſitzen. Die Augen je eine für Licht.<lb/> Die Ohren je eine für Schall. Aber gerade dieſe „eintaſtigen<lb/> Organe“ beſitzen in ihrer Taſte recht einen Drücker zugleich<lb/> für Öffnung eines ganzen herlichen Inſtruments, ja eines<lb/> ganzen rieſigen Orcheſters, das die verwickelſten Stücke ſpielt.</p><lb/> <p>In einigermaßen ähnlicher, wenn auch geringerer Lage<lb/> ſind auch noch Zunge und Naſe.</p><lb/> <p>Dagegen findeſt du eine ungeheure, weit überwiegende<lb/> Maſſe von Hautſtellen — auf ein paar Punkte deine ganze<lb/> ſchöne nackte Leibeshaut da — die beſitzen zwar jede<lb/> mehrere Taſten, aber dieſe Taſten ſind halt auch allein da, —<lb/> ohne weiteres, zu öffnendes Klavier dahinter.</p><lb/> <p>Eine Taſte reagiert auf Druck und Stoß, eine auf<lb/> leichtes Kitzeln, eine auf Wärme und Kälte. Je nachdem<lb/> mit Luſt oder mit Schmerz. Aber mit dieſem einfachen Rea¬<lb/> gieren iſt auch alles gethan.</p><lb/> <p>Und in dieſe Reihe tritt nun eigentlich doch auch jene<lb/> Stelle an den Geſchlechtspforten, am Mannesglied und<lb/> Weibeskitzler. Sie hat, ſcheint es, zwar auch wieder nur eine<lb/> Taſte. Doch nicht wie Auge, Ohr, Zunge und Naſe eine<lb/> ganz beſondere, die die übrige Haut nicht hat, — ſondern<lb/> nur eine von den der Haut auch in der Maſſe der Stellen<lb/> gegebenen: nämlich die Kitzeltaſte.</p><lb/> <p>Dieſe Taſte hat ſie einſeitig ausgebildet, doch nicht im<lb/> Sinne von Auge und Ohr zu einem ungeheuren Orcheſter<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [313/0329]
von „Wolluſtorganen“ reden laſſen. Indeſſen iſt von einem
echten komplizierten Geſchlechts-Sinnesorgan, etwa ſo wie das
Auge eines für das Licht darſtellt, doch nicht die Rede. Der
Hautzuſammenhang im ſchlichten Sinne bleibt aufdringlich
deutlich.
Denke dir einmal einen Moment, etwa dieſe deine ganze
weiße Körperhaut hier ſtellte eine Rieſenreihe von Taſten
eines Inſtruments dar, auf dem Muſik gemacht werden ſoll.
Da haſt du einige Flecke der Haut, die eigentlich ja nur
eine einzige Taſte beſitzen. Die Augen je eine für Licht.
Die Ohren je eine für Schall. Aber gerade dieſe „eintaſtigen
Organe“ beſitzen in ihrer Taſte recht einen Drücker zugleich
für Öffnung eines ganzen herlichen Inſtruments, ja eines
ganzen rieſigen Orcheſters, das die verwickelſten Stücke ſpielt.
In einigermaßen ähnlicher, wenn auch geringerer Lage
ſind auch noch Zunge und Naſe.
Dagegen findeſt du eine ungeheure, weit überwiegende
Maſſe von Hautſtellen — auf ein paar Punkte deine ganze
ſchöne nackte Leibeshaut da — die beſitzen zwar jede
mehrere Taſten, aber dieſe Taſten ſind halt auch allein da, —
ohne weiteres, zu öffnendes Klavier dahinter.
Eine Taſte reagiert auf Druck und Stoß, eine auf
leichtes Kitzeln, eine auf Wärme und Kälte. Je nachdem
mit Luſt oder mit Schmerz. Aber mit dieſem einfachen Rea¬
gieren iſt auch alles gethan.
Und in dieſe Reihe tritt nun eigentlich doch auch jene
Stelle an den Geſchlechtspforten, am Mannesglied und
Weibeskitzler. Sie hat, ſcheint es, zwar auch wieder nur eine
Taſte. Doch nicht wie Auge, Ohr, Zunge und Naſe eine
ganz beſondere, die die übrige Haut nicht hat, — ſondern
nur eine von den der Haut auch in der Maſſe der Stellen
gegebenen: nämlich die Kitzeltaſte.
Dieſe Taſte hat ſie einſeitig ausgebildet, doch nicht im
Sinne von Auge und Ohr zu einem ungeheuren Orcheſter
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