masse bebt, -- seine Erde, die Menschenerde blitzt durch den Spalt. Er ganz angepaßt an sie, die absolute Anpassung, die höchste, die das Leben erreicht -- und dann der große Wechsel: sie sich anpassend an ihn. Beide unlösbar verwachsend: der Mensch Erde, die Erde Mensch. Die Erde sein Leib, der Mensch ihr Geist .....
Von der Liebe dieses Erdgeistes sollen wir reden.
Auch er ein Liebeskind, im Weltenbann der Liebe.
Aber welche Liebe hat ihn gezeugt? Wo und wann?
[Abbildung]
Dunst, Qualm, Nebel. Aus dem Nebel kommt das rote Licht der Herdflamme, um die sich Menschen der Diluvialzeit kauern. In den Nebel geht die große Frage. Es ist der Mensch selber, der hochentwickelte Mensch, der nach seinem Geburtsdatum fragt. Seine Städte funkeln von Licht, seine Stimme rauscht über Erdteile und Ozeane. Vor ihm das All, zu dem er sich mit seiner Erde schwingt. Auf das Sternbild des Herkules trägt ihn die Sonne zu. Und er selber ein Herkules. Wunderländer des Wissens, der Freiheit, der Liebe dehnen sich im Lichtduft der Zukunft vor ihm aus. Er wird sie erobern, wird in ihnen wohnen. Unter wehenden Palmen, über rauschenden Brunnen. Ein Königskind des Sonnensystems. Unter märchenhaften Fügungen hat er sich emporgekämpft. Er hat sich selber das ungeheuere Schwert geschliffen. Und dann hat er es in den Winkel gestellt, daß Staub darauf sinkt. Und hat sich mit Rosen bekränzt und goldene Lieder angestimmt. Und hat mit leuchtenden Augen das Licht der Sonnen und Milchstraßen getrunken. Zu sich selber ist er als Gott herab¬ gestiegen, der im Sturm einsetzte und schließlich im leisen Wehen kam. Als Buddha hat er sich getröstet, als Christus sich ver¬ söhnt. Als Kepler und Darwin hat er die Welt in sich auf¬
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maſſe bebt, — ſeine Erde, die Menſchenerde blitzt durch den Spalt. Er ganz angepaßt an ſie, die abſolute Anpaſſung, die höchſte, die das Leben erreicht — und dann der große Wechſel: ſie ſich anpaſſend an ihn. Beide unlösbar verwachſend: der Menſch Erde, die Erde Menſch. Die Erde ſein Leib, der Menſch ihr Geiſt .....
Von der Liebe dieſes Erdgeiſtes ſollen wir reden.
Auch er ein Liebeskind, im Weltenbann der Liebe.
Aber welche Liebe hat ihn gezeugt? Wo und wann?
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Dunſt, Qualm, Nebel. Aus dem Nebel kommt das rote Licht der Herdflamme, um die ſich Menſchen der Diluvialzeit kauern. In den Nebel geht die große Frage. Es iſt der Menſch ſelber, der hochentwickelte Menſch, der nach ſeinem Geburtsdatum fragt. Seine Städte funkeln von Licht, ſeine Stimme rauſcht über Erdteile und Ozeane. Vor ihm das All, zu dem er ſich mit ſeiner Erde ſchwingt. Auf das Sternbild des Herkules trägt ihn die Sonne zu. Und er ſelber ein Herkules. Wunderländer des Wiſſens, der Freiheit, der Liebe dehnen ſich im Lichtduft der Zukunft vor ihm aus. Er wird ſie erobern, wird in ihnen wohnen. Unter wehenden Palmen, über rauſchenden Brunnen. Ein Königskind des Sonnenſyſtems. Unter märchenhaften Fügungen hat er ſich emporgekämpft. Er hat ſich ſelber das ungeheuere Schwert geſchliffen. Und dann hat er es in den Winkel geſtellt, daß Staub darauf ſinkt. Und hat ſich mit Roſen bekränzt und goldene Lieder angeſtimmt. Und hat mit leuchtenden Augen das Licht der Sonnen und Milchſtraßen getrunken. Zu ſich ſelber iſt er als Gott herab¬ geſtiegen, der im Sturm einſetzte und ſchließlich im leiſen Wehen kam. Als Buddha hat er ſich getröſtet, als Chriſtus ſich ver¬ ſöhnt. Als Kepler und Darwin hat er die Welt in ſich auf¬
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maſſe bebt, — ſeine Erde, die Menſchenerde blitzt durch den
Spalt. Er ganz angepaßt an ſie, die abſolute Anpaſſung, die
höchſte, die das Leben erreicht — und dann der große Wechſel:
ſie ſich anpaſſend an ihn. Beide unlösbar verwachſend: der
Menſch Erde, die Erde Menſch. Die Erde ſein Leib, der Menſch
ihr Geiſt .....
Von der Liebe dieſes Erdgeiſtes ſollen wir reden.
Auch er ein Liebeskind, im Weltenbann der Liebe.
Aber welche Liebe hat ihn gezeugt? Wo und wann?
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Dunſt, Qualm, Nebel. Aus dem Nebel kommt das rote
Licht der Herdflamme, um die ſich Menſchen der Diluvialzeit
kauern. In den Nebel geht die große Frage. Es iſt der
Menſch ſelber, der hochentwickelte Menſch, der nach ſeinem
Geburtsdatum fragt. Seine Städte funkeln von Licht, ſeine
Stimme rauſcht über Erdteile und Ozeane. Vor ihm das All,
zu dem er ſich mit ſeiner Erde ſchwingt. Auf das Sternbild
des Herkules trägt ihn die Sonne zu. Und er ſelber ein
Herkules. Wunderländer des Wiſſens, der Freiheit, der Liebe
dehnen ſich im Lichtduft der Zukunft vor ihm aus. Er wird
ſie erobern, wird in ihnen wohnen. Unter wehenden Palmen,
über rauſchenden Brunnen. Ein Königskind des Sonnenſyſtems.
Unter märchenhaften Fügungen hat er ſich emporgekämpft. Er
hat ſich ſelber das ungeheuere Schwert geſchliffen. Und dann
hat er es in den Winkel geſtellt, daß Staub darauf ſinkt. Und
hat ſich mit Roſen bekränzt und goldene Lieder angeſtimmt.
Und hat mit leuchtenden Augen das Licht der Sonnen und
Milchſtraßen getrunken. Zu ſich ſelber iſt er als Gott herab¬
geſtiegen, der im Sturm einſetzte und ſchließlich im leiſen Wehen
kam. Als Buddha hat er ſich getröſtet, als Chriſtus ſich ver¬
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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 2. Leipzig, 1900, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben02_1900/35>, abgerufen am 21.11.2024.
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