Rücksicht auf ein zweites Organ eines anderen Menschenleibes, das eine reine Öffnung darstellte, in die dieser keilförmige Körper paßte.
Der "weise Leib" weiß aber noch weiter Bescheid. Zur wirklichen Geschlechtsergänzung genügt noch nicht die Existenz eines äußerlich irgendwie vorspringenden männlichen Organs. Dieses Organ muß eine gewissermaßen mathematische Einstellung erhalten, um den großen und heiligen Zweck erfüllen zu können. Denken wir uns einen männlichen Körper und einen weiblichen Körper gegeneinander gekehrt. Sie bilden mathematisch zwei Parallelen, die sich als solche nach einem einfachen Lehrsatze der Mathematik niemals schneiden können. Will ich eine Ver¬ bindung zwischen ihnen herstellen, die zugleich die denkbar kürzeste sein soll, so muß ich von einem Punkte der einen graden Linie eine Senkrechte fällen auf die parallele andere. Die Lage dieser Senkrechten ist nun unzweifelhaft auch die einzig zweckentsprechende Situation jenes Organs, das jene beiden Körper ergänzend miteinander verbinden soll. Der "weise Leib" überschaut das vollkommen. Sobald die reifen Jahre beginnen, dieselben, da dort bei dem Weibe jene geheimnis¬ volle Wanderung der Eizellen einsetzt, läßt er auf geringe Reizungen hin sofort in dem Mannesorgan gewisse Blut¬ stauungen eintreten. Diese Blutstauungen erfüllen das Zell¬ gewebe des äußeren Organs mit starken Blutmassen, die nicht so¬ gleich wieder abfließen können. Resultat ist ein Anschwellen des betreffenden Organs der Art, daß sein keilförmiger Körper sich thatsächlich rechtwinklig zu der graden Linie des Gesamtleibes einstellt. Unserm Einsiedler fehlt natürlich in unserm Falle jetzt ebenso die wirkliche Parallele, das Weib, wie es vorher bei jener wandernden, die Blutungen verursachenden Eizelle der Einsiedlerin der Fall war. Aber die Bedingungen sind gleichwohl auch so von der Mannesseite wenigstens erfüllt im Sinne eines Wissens des Gesamtverlaufs. Und das bei einem reifen Jüngling, der geistig selber überhaupt nicht weiß,
Rückſicht auf ein zweites Organ eines anderen Menſchenleibes, das eine reine Öffnung darſtellte, in die dieſer keilförmige Körper paßte.
Der „weiſe Leib“ weiß aber noch weiter Beſcheid. Zur wirklichen Geſchlechtsergänzung genügt noch nicht die Exiſtenz eines äußerlich irgendwie vorſpringenden männlichen Organs. Dieſes Organ muß eine gewiſſermaßen mathematiſche Einſtellung erhalten, um den großen und heiligen Zweck erfüllen zu können. Denken wir uns einen männlichen Körper und einen weiblichen Körper gegeneinander gekehrt. Sie bilden mathematiſch zwei Parallelen, die ſich als ſolche nach einem einfachen Lehrſatze der Mathematik niemals ſchneiden können. Will ich eine Ver¬ bindung zwiſchen ihnen herſtellen, die zugleich die denkbar kürzeſte ſein ſoll, ſo muß ich von einem Punkte der einen graden Linie eine Senkrechte fällen auf die parallele andere. Die Lage dieſer Senkrechten iſt nun unzweifelhaft auch die einzig zweckentſprechende Situation jenes Organs, das jene beiden Körper ergänzend miteinander verbinden ſoll. Der „weiſe Leib“ überſchaut das vollkommen. Sobald die reifen Jahre beginnen, dieſelben, da dort bei dem Weibe jene geheimnis¬ volle Wanderung der Eizellen einſetzt, läßt er auf geringe Reizungen hin ſofort in dem Mannesorgan gewiſſe Blut¬ ſtauungen eintreten. Dieſe Blutſtauungen erfüllen das Zell¬ gewebe des äußeren Organs mit ſtarken Blutmaſſen, die nicht ſo¬ gleich wieder abfließen können. Reſultat iſt ein Anſchwellen des betreffenden Organs der Art, daß ſein keilförmiger Körper ſich thatſächlich rechtwinklig zu der graden Linie des Geſamtleibes einſtellt. Unſerm Einſiedler fehlt natürlich in unſerm Falle jetzt ebenſo die wirkliche Parallele, das Weib, wie es vorher bei jener wandernden, die Blutungen verurſachenden Eizelle der Einſiedlerin der Fall war. Aber die Bedingungen ſind gleichwohl auch ſo von der Mannesſeite wenigſtens erfüllt im Sinne eines Wiſſens des Geſamtverlaufs. Und das bei einem reifen Jüngling, der geiſtig ſelber überhaupt nicht weiß,
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Rückſicht auf ein zweites Organ eines anderen Menſchenleibes,
das eine reine Öffnung darſtellte, in die dieſer keilförmige
Körper paßte.
Der „weiſe Leib“ weiß aber noch weiter Beſcheid. Zur
wirklichen Geſchlechtsergänzung genügt noch nicht die Exiſtenz
eines äußerlich irgendwie vorſpringenden männlichen Organs.
Dieſes Organ muß eine gewiſſermaßen mathematiſche Einſtellung
erhalten, um den großen und heiligen Zweck erfüllen zu können.
Denken wir uns einen männlichen Körper und einen weiblichen
Körper gegeneinander gekehrt. Sie bilden mathematiſch zwei
Parallelen, die ſich als ſolche nach einem einfachen Lehrſatze
der Mathematik niemals ſchneiden können. Will ich eine Ver¬
bindung zwiſchen ihnen herſtellen, die zugleich die denkbar
kürzeſte ſein ſoll, ſo muß ich von einem Punkte der einen
graden Linie eine Senkrechte fällen auf die parallele andere.
Die Lage dieſer Senkrechten iſt nun unzweifelhaft auch die einzig
zweckentſprechende Situation jenes Organs, das jene beiden
Körper ergänzend miteinander verbinden ſoll. Der „weiſe
Leib“ überſchaut das vollkommen. Sobald die reifen Jahre
beginnen, dieſelben, da dort bei dem Weibe jene geheimnis¬
volle Wanderung der Eizellen einſetzt, läßt er auf geringe
Reizungen hin ſofort in dem Mannesorgan gewiſſe Blut¬
ſtauungen eintreten. Dieſe Blutſtauungen erfüllen das Zell¬
gewebe des äußeren Organs mit ſtarken Blutmaſſen, die nicht ſo¬
gleich wieder abfließen können. Reſultat iſt ein Anſchwellen des
betreffenden Organs der Art, daß ſein keilförmiger Körper ſich
thatſächlich rechtwinklig zu der graden Linie des Geſamtleibes
einſtellt. Unſerm Einſiedler fehlt natürlich in unſerm Falle
jetzt ebenſo die wirkliche Parallele, das Weib, wie es vorher
bei jener wandernden, die Blutungen verurſachenden Eizelle
der Einſiedlerin der Fall war. Aber die Bedingungen ſind
gleichwohl auch ſo von der Mannesſeite wenigſtens erfüllt im
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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 2. Leipzig, 1900, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben02_1900/69>, abgerufen am 24.11.2024.
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