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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 3. Leipzig, 1903.

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wiederzufinden: den Vater ihrer süßen Bürde, ihren "Ehe¬
mann" vom Sommer vorher. An den alten Fleck nach langem
freiem Schweifen zurückgekehrt, suchen sie individuell diesen
Mann, um ihm gleichsam zu melden, daß es Zeit sei, die so
lange lose verschleppte Ehe wieder aufzunehmen. Denn das
Kind kommt und fordert beide Eltern wieder heran!

Vielfältig finden denn auch diese Wiederanknüpfungen
statt. Dazwischen muß freilich auch hier und da neu gewählt
werden. Eine gewisse Verwickelung liegt ja in dem Umstand,
daß die Ehe hier nicht monogamisch, sondern polygamisch ist.
Jeder Mannesbär wird von einer Anzahl Frauen begrüßt.
Jeder hat aber nach dem Brauche aller polygamen Familien¬
häupter auch das Bedürfnis, noch ein paar neue Schöne für
seinen Harem anzuwerben. Immer wieder macht ein Stärkerer
dem Schwächeren seine Weiber streitig. Und derweil die beiden
sich balgen, kommt ein dritter und wälzt sich das eine oder
andere Weiblein aus beider Bereich zu sich herüber. Denn
ob die Bärinnen auch im allgemeinen darauf sehen, den alten
Beherrscher (der sich ja früher schon als "Starker" bewährt
hat!) wiederzubekommen, so halten sie sich doch still, wenn
ein noch Stärkerer kommt, ungefähr so wie die Frau Maul¬
würfin. Besser ist eben noch besser.

Indessen, endlich regelt sich auch alle das. Jeder Mann
hat sein Weibervolk beisammen und Ruhe senkt sich über den
ganzen Stamm. Nur das junge Volk schwimmt noch lüstern
draußen herum. Jetzt aber kommt ein großer dritter Akt.

Alle die guten Haremsfrauen kommen nämlich samt und
sonders am zweiten oder dritten Tage nach ihrer Landung
mit einem lustigen kleinen Seebärlein nieder.

Damit ist die Station Vier unserer Eheleiter klar gegeben.
Gemeinsame Jungenpflege hält den Mann und seine Frauen
jetzt für etwa vier Monate fest beisammen in "Ehe".

Aber das Sinnreiche ist, daß diese Viermonatsehe gleich¬
zeitig wieder das Fundament bildet für ihre Fortsetzung im

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wiederzufinden: den Vater ihrer ſüßen Bürde, ihren „Ehe¬
mann“ vom Sommer vorher. An den alten Fleck nach langem
freiem Schweifen zurückgekehrt, ſuchen ſie individuell dieſen
Mann, um ihm gleichſam zu melden, daß es Zeit ſei, die ſo
lange loſe verſchleppte Ehe wieder aufzunehmen. Denn das
Kind kommt und fordert beide Eltern wieder heran!

Vielfältig finden denn auch dieſe Wiederanknüpfungen
ſtatt. Dazwiſchen muß freilich auch hier und da neu gewählt
werden. Eine gewiſſe Verwickelung liegt ja in dem Umſtand,
daß die Ehe hier nicht monogamiſch, ſondern polygamiſch iſt.
Jeder Mannesbär wird von einer Anzahl Frauen begrüßt.
Jeder hat aber nach dem Brauche aller polygamen Familien¬
häupter auch das Bedürfnis, noch ein paar neue Schöne für
ſeinen Harem anzuwerben. Immer wieder macht ein Stärkerer
dem Schwächeren ſeine Weiber ſtreitig. Und derweil die beiden
ſich balgen, kommt ein dritter und wälzt ſich das eine oder
andere Weiblein aus beider Bereich zu ſich herüber. Denn
ob die Bärinnen auch im allgemeinen darauf ſehen, den alten
Beherrſcher (der ſich ja früher ſchon als „Starker“ bewährt
hat!) wiederzubekommen, ſo halten ſie ſich doch ſtill, wenn
ein noch Stärkerer kommt, ungefähr ſo wie die Frau Maul¬
würfin. Beſſer iſt eben noch beſſer.

Indeſſen, endlich regelt ſich auch alle das. Jeder Mann
hat ſein Weibervolk beiſammen und Ruhe ſenkt ſich über den
ganzen Stamm. Nur das junge Volk ſchwimmt noch lüſtern
draußen herum. Jetzt aber kommt ein großer dritter Akt.

Alle die guten Haremsfrauen kommen nämlich ſamt und
ſonders am zweiten oder dritten Tage nach ihrer Landung
mit einem luſtigen kleinen Seebärlein nieder.

Damit iſt die Station Vier unſerer Eheleiter klar gegeben.
Gemeinſame Jungenpflege hält den Mann und ſeine Frauen
jetzt für etwa vier Monate feſt beiſammen in „Ehe“.

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zeitig wieder das Fundament bildet für ihre Fortſetzung im

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[177/0191] wiederzufinden: den Vater ihrer ſüßen Bürde, ihren „Ehe¬ mann“ vom Sommer vorher. An den alten Fleck nach langem freiem Schweifen zurückgekehrt, ſuchen ſie individuell dieſen Mann, um ihm gleichſam zu melden, daß es Zeit ſei, die ſo lange loſe verſchleppte Ehe wieder aufzunehmen. Denn das Kind kommt und fordert beide Eltern wieder heran! Vielfältig finden denn auch dieſe Wiederanknüpfungen ſtatt. Dazwiſchen muß freilich auch hier und da neu gewählt werden. Eine gewiſſe Verwickelung liegt ja in dem Umſtand, daß die Ehe hier nicht monogamiſch, ſondern polygamiſch iſt. Jeder Mannesbär wird von einer Anzahl Frauen begrüßt. Jeder hat aber nach dem Brauche aller polygamen Familien¬ häupter auch das Bedürfnis, noch ein paar neue Schöne für ſeinen Harem anzuwerben. Immer wieder macht ein Stärkerer dem Schwächeren ſeine Weiber ſtreitig. Und derweil die beiden ſich balgen, kommt ein dritter und wälzt ſich das eine oder andere Weiblein aus beider Bereich zu ſich herüber. Denn ob die Bärinnen auch im allgemeinen darauf ſehen, den alten Beherrſcher (der ſich ja früher ſchon als „Starker“ bewährt hat!) wiederzubekommen, ſo halten ſie ſich doch ſtill, wenn ein noch Stärkerer kommt, ungefähr ſo wie die Frau Maul¬ würfin. Beſſer iſt eben noch beſſer. Indeſſen, endlich regelt ſich auch alle das. Jeder Mann hat ſein Weibervolk beiſammen und Ruhe ſenkt ſich über den ganzen Stamm. Nur das junge Volk ſchwimmt noch lüſtern draußen herum. Jetzt aber kommt ein großer dritter Akt. Alle die guten Haremsfrauen kommen nämlich ſamt und ſonders am zweiten oder dritten Tage nach ihrer Landung mit einem luſtigen kleinen Seebärlein nieder. Damit iſt die Station Vier unſerer Eheleiter klar gegeben. Gemeinſame Jungenpflege hält den Mann und ſeine Frauen jetzt für etwa vier Monate feſt beiſammen in „Ehe“. Aber das Sinnreiche iſt, daß dieſe Viermonatsehe gleich¬ zeitig wieder das Fundament bildet für ihre Fortſetzung im 12

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 3. Leipzig, 1903, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben03_1903/191>, abgerufen am 27.11.2024.