Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832.gewachsen. Und jetzt vom Boden an aufwärts, Unten beim Eingange wurde man von einem I. 15
gewachſen. Und jetzt vom Boden an aufwärts, Unten beim Eingange wurde man von einem I. 15
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0239" n="225"/> gewachſen. Und jetzt vom Boden an aufwärts,<lb/> ſaßen die Frauenzimmer in ungeheuren Kreiſen im¬<lb/> mer höher übereinander, in den Logenreihen, bis hin¬<lb/> auf zur Decke, wo ſonſt nur das letzte Volk ſitzt.<lb/> Die einzelnen Bewegungen waren unerkennbar, der<lb/> Menſch verlor ſich in eine Sache, das Leben ward<lb/> zum Gemälde. Aus der Mittelreihe der Logen ſah<lb/> ich hinab, hinauf, umher, aber der Anblick von unten<lb/> vom Hintergrunde des Theaters zumal, muß noch<lb/> viel ſchöner geweſen ſeyn. Ich konnte nicht hinein<lb/> dringen, und mich, wie die Andern hinein drängen<lb/> zu laſſen, das wagte ich nicht. Der große Foyer<lb/> der Oper war gleich herrlich wie das Theater ſelbſt<lb/> beleuchtet und ausgeſchmückt. Da wurde auch ge¬<lb/> tanzt. Da ſammelte ſich alles, was Theater und<lb/> Logen nicht faſſen konnten, und was überſtrömte.<lb/> Corridor und Treppen, ſonſt <choice><sic>uur</sic><corr>nur</corr></choice> beſtimmt durch zu<lb/> gehen, hinauf und hinab zu ſteigen, dienten zum blei¬<lb/> benden Aufenthalte und waren ſo gedrängt voll Men¬<lb/> ſchen wie der Saal ſelbſt.</p><lb/> <p>Unten beim Eingange wurde man von einem<lb/> Muſikchore empfangen; die Treppen waren mit gro¬<lb/> ßen Spiegeln und Blumen geſchmückt, der Boden mit<lb/> Teppichen belegt. Durch zwei Reihen National-Gar¬<lb/> diſten ſtieg man hinauf. An mehreren Orten waren<lb/> Büffets eingerichtet. Erfriſchungen aller Art im reich¬<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">I</hi>. 15<lb/></fw> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [225/0239]
gewachſen. Und jetzt vom Boden an aufwärts,
ſaßen die Frauenzimmer in ungeheuren Kreiſen im¬
mer höher übereinander, in den Logenreihen, bis hin¬
auf zur Decke, wo ſonſt nur das letzte Volk ſitzt.
Die einzelnen Bewegungen waren unerkennbar, der
Menſch verlor ſich in eine Sache, das Leben ward
zum Gemälde. Aus der Mittelreihe der Logen ſah
ich hinab, hinauf, umher, aber der Anblick von unten
vom Hintergrunde des Theaters zumal, muß noch
viel ſchöner geweſen ſeyn. Ich konnte nicht hinein
dringen, und mich, wie die Andern hinein drängen
zu laſſen, das wagte ich nicht. Der große Foyer
der Oper war gleich herrlich wie das Theater ſelbſt
beleuchtet und ausgeſchmückt. Da wurde auch ge¬
tanzt. Da ſammelte ſich alles, was Theater und
Logen nicht faſſen konnten, und was überſtrömte.
Corridor und Treppen, ſonſt nur beſtimmt durch zu
gehen, hinauf und hinab zu ſteigen, dienten zum blei¬
benden Aufenthalte und waren ſo gedrängt voll Men¬
ſchen wie der Saal ſelbſt.
Unten beim Eingange wurde man von einem
Muſikchore empfangen; die Treppen waren mit gro¬
ßen Spiegeln und Blumen geſchmückt, der Boden mit
Teppichen belegt. Durch zwei Reihen National-Gar¬
diſten ſtieg man hinauf. An mehreren Orten waren
Büffets eingerichtet. Erfriſchungen aller Art im reich¬
I. 15
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