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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832.

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tischen poetischen Werken, in seinem Gegensatze mit
der französischen Nationalität. Also je toller je
besser; denn die romantische Poesie ist den Franzosen
nicht wegen ihres schaffenden, sondern wegen ihres
zerstörenden Prinzips heilsam. Es ist eine Freude
zu sehen, wie die emsigen Romantiker alles anzünden
und niederreißen, und große Karren voll Regeln und
klassischem Schutte vom Brandplatze wegführen. Die
Stockfische von Liberalen, deren Vortheil es wäre,
die Zerstörung zu befördern, widersetzen sich ihr,
und dieses Betragen ist ein Räthsel, das ich mir
seit zehen Jahren vergebens zu lösen suche. Die
armen Romantiker werden von ihren Gegnern ver¬
spottet und verfolgt, daß es zum Erbarmen ist, und
man kann ihre herzbrechenden Klagen nicht ohne
Thränen lesen. Aber warum klagen sie? Warum
gehen sie nicht ihren Weg fort, unbekümmert, ob
man sie lobe oder tadle? Ja, das ist's eben. Sie
sind noch nicht romantisch genug; die Romantik ist
nur erst in ihrem Kopfe, noch nicht in ihrem Her¬
zen; sie glauben ein Kunstwerk müsse einen unbe¬
strittenen Werth haben, wie eine Münze, und darum
seufzen sie nach allgemeinem Beifall. Victor Hugo
wiederholt in der Vorrede zu seinem Drama folgende
Stelle aus einem Artikel, den er vor kurzem, als
ein romantischer Dichter in der Blüthe seiner Jahre
starb, in einem öffentlichen Blatte geschrieben hatte.

tiſchen poetiſchen Werken, in ſeinem Gegenſatze mit
der franzöſiſchen Nationalität. Alſo je toller je
beſſer; denn die romantiſche Poeſie iſt den Franzoſen
nicht wegen ihres ſchaffenden, ſondern wegen ihres
zerſtörenden Prinzips heilſam. Es iſt eine Freude
zu ſehen, wie die emſigen Romantiker alles anzünden
und niederreißen, und große Karren voll Regeln und
klaſſiſchem Schutte vom Brandplatze wegführen. Die
Stockfiſche von Liberalen, deren Vortheil es wäre,
die Zerſtörung zu befördern, widerſetzen ſich ihr,
und dieſes Betragen iſt ein Räthſel, das ich mir
ſeit zehen Jahren vergebens zu löſen ſuche. Die
armen Romantiker werden von ihren Gegnern ver¬
ſpottet und verfolgt, daß es zum Erbarmen iſt, und
man kann ihre herzbrechenden Klagen nicht ohne
Thränen leſen. Aber warum klagen ſie? Warum
gehen ſie nicht ihren Weg fort, unbekümmert, ob
man ſie lobe oder tadle? Ja, das iſt's eben. Sie
ſind noch nicht romantiſch genug; die Romantik iſt
nur erſt in ihrem Kopfe, noch nicht in ihrem Her¬
zen; ſie glauben ein Kunſtwerk müſſe einen unbe¬
ſtrittenen Werth haben, wie eine Münze, und darum
ſeufzen ſie nach allgemeinem Beifall. Victor Hugo
wiederholt in der Vorrede zu ſeinem Drama folgende
Stelle aus einem Artikel, den er vor kurzem, als
ein romantiſcher Dichter in der Blüthe ſeiner Jahre
ſtarb, in einem öffentlichen Blatte geſchrieben hatte.

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[78/0092] tiſchen poetiſchen Werken, in ſeinem Gegenſatze mit der franzöſiſchen Nationalität. Alſo je toller je beſſer; denn die romantiſche Poeſie iſt den Franzoſen nicht wegen ihres ſchaffenden, ſondern wegen ihres zerſtörenden Prinzips heilſam. Es iſt eine Freude zu ſehen, wie die emſigen Romantiker alles anzünden und niederreißen, und große Karren voll Regeln und klaſſiſchem Schutte vom Brandplatze wegführen. Die Stockfiſche von Liberalen, deren Vortheil es wäre, die Zerſtörung zu befördern, widerſetzen ſich ihr, und dieſes Betragen iſt ein Räthſel, das ich mir ſeit zehen Jahren vergebens zu löſen ſuche. Die armen Romantiker werden von ihren Gegnern ver¬ ſpottet und verfolgt, daß es zum Erbarmen iſt, und man kann ihre herzbrechenden Klagen nicht ohne Thränen leſen. Aber warum klagen ſie? Warum gehen ſie nicht ihren Weg fort, unbekümmert, ob man ſie lobe oder tadle? Ja, das iſt's eben. Sie ſind noch nicht romantiſch genug; die Romantik iſt nur erſt in ihrem Kopfe, noch nicht in ihrem Her¬ zen; ſie glauben ein Kunſtwerk müſſe einen unbe¬ ſtrittenen Werth haben, wie eine Münze, und darum ſeufzen ſie nach allgemeinem Beifall. Victor Hugo wiederholt in der Vorrede zu ſeinem Drama folgende Stelle aus einem Artikel, den er vor kurzem, als ein romantiſcher Dichter in der Blüthe ſeiner Jahre ſtarb, in einem öffentlichen Blatte geſchrieben hatte.

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris01_1832/92>, abgerufen am 22.12.2024.