Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832.Ein und vierzigster Brief. Paris, Freitag, den 11. März 1831.Noch immer weiß man nichts Entscheidendes von Ein und vierzigſter Brief. Paris, Freitag, den 11. März 1831.Noch immer weiß man nichts Entſcheidendes von <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0149" n="[135]"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b #g">Ein und vierzigſter Brief.</hi><lb/> </head> <dateline> <hi rendition="#right">Paris, Freitag, den 11. März 1831.</hi> </dateline><lb/> <p>Noch immer weiß man nichts Entſcheidendes von<lb/> Polen; die neueſten Nachrichten haben den Schrecken<lb/> der früheren ſehr gemildert. Aber ich kann mich<lb/> nicht darüber freuen. Mögen die Polen ſich noch<lb/> einige Tage hinhalten zwiſchen Leben und Tod, ſter¬<lb/> ben müſſen ſie doch. Die Trauer in Paris iſt nicht<lb/> zu beſchreiben, ſo tiefe Empfindung hätte ich dem<lb/> Volke nicht zugetraut. Geſtern ſind funfzehn¬<lb/> hundert junge Leute mit Trauerfahnen durch die<lb/> Stadt gezogen. Dem ruſſiſchen Geſandten wurden<lb/> die Fenſter eingeworfen. Was kan das aber nützen?<lb/> Es ſchadet eher. Die Feigheit der Machthaber wird<lb/> ſich jetzt in angſtzitternden Entſchuldigungen erſt recht<lb/> kund geben. Kein Kind fürchtet ſo den Schornſtein¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[135]/0149]
Ein und vierzigſter Brief.
Paris, Freitag, den 11. März 1831.
Noch immer weiß man nichts Entſcheidendes von
Polen; die neueſten Nachrichten haben den Schrecken
der früheren ſehr gemildert. Aber ich kann mich
nicht darüber freuen. Mögen die Polen ſich noch
einige Tage hinhalten zwiſchen Leben und Tod, ſter¬
ben müſſen ſie doch. Die Trauer in Paris iſt nicht
zu beſchreiben, ſo tiefe Empfindung hätte ich dem
Volke nicht zugetraut. Geſtern ſind funfzehn¬
hundert junge Leute mit Trauerfahnen durch die
Stadt gezogen. Dem ruſſiſchen Geſandten wurden
die Fenſter eingeworfen. Was kan das aber nützen?
Es ſchadet eher. Die Feigheit der Machthaber wird
ſich jetzt in angſtzitternden Entſchuldigungen erſt recht
kund geben. Kein Kind fürchtet ſo den Schornſtein¬
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |