Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832.feger als Philipp den Nikolaus fürchtet. Die Re¬ feger als Philipp den Nikolaus fürchtet. Die Re¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0150" n="136"/> feger als Philipp den Nikolaus fürchtet. Die Re¬<lb/> gierung wird alle Tage erbärmlicher; es macht einen<lb/> ganz irre. Man weiß nicht mehr, wächſt die Zeit<lb/> oder wird die Regierung kleiner; das Mißverhältniß<lb/> zwiſchen beiden ſteigt mit jeder Stunde. Jetzt, da<lb/> der Krieg immer wahrſcheinlicher wird, immer näher<lb/> kommt; jetzt, da die Begeiſterung des Volkes allein<lb/> Frankreich retten kann, fürchtet man dieſes Feuer<lb/> wie ein verzweifelter Hausvater, und gießt halb todt<lb/> von Schrecken alles Waſſer hinein, was nur zu ha¬<lb/> ben iſt. In ihrer Angſt ſpucken ſie in den Brand.<lb/> Man will ein friedliches, ein unglaubliches Miniſte¬<lb/> rium bilden. Wenn der Jude Rothſchild König wäre,<lb/> und ſein Miniſterium aus Wechſelmäklern bildete,<lb/> es könnte nicht niederträchtiger regiert werden. Ich<lb/> gebe dem Orleans keine zehen Sous für ſeine Krone.<lb/> Pfui! was iſt das für ein Treiben! Man will ſich<lb/> bis zum erſten Flintenſchuſſe den Schein geben, als<lb/> hätte man ernſtlich den Frieden gewollt, wäre aber<lb/> zum Kriege herausgefordert worden, und ſo verklauſe¬<lb/> lirt man ſich auf die lächerlichſte Weiſe vor Notar<lb/> und Zeugen, damit man, wenn der blutige Prozeß<lb/> beginnt, die geſtempelten Beweisſtücke vorzeigen, und<lb/> ſein Recht bei allen Inſtanzen verfolgen könne. Als<lb/> würde der Civilrichter das Schickſal der Menſchheit<lb/> entſcheiden! Und das thut der König des mächtigſten<lb/> Volks der Welt, das Geſetze geben und nicht em¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [136/0150]
feger als Philipp den Nikolaus fürchtet. Die Re¬
gierung wird alle Tage erbärmlicher; es macht einen
ganz irre. Man weiß nicht mehr, wächſt die Zeit
oder wird die Regierung kleiner; das Mißverhältniß
zwiſchen beiden ſteigt mit jeder Stunde. Jetzt, da
der Krieg immer wahrſcheinlicher wird, immer näher
kommt; jetzt, da die Begeiſterung des Volkes allein
Frankreich retten kann, fürchtet man dieſes Feuer
wie ein verzweifelter Hausvater, und gießt halb todt
von Schrecken alles Waſſer hinein, was nur zu ha¬
ben iſt. In ihrer Angſt ſpucken ſie in den Brand.
Man will ein friedliches, ein unglaubliches Miniſte¬
rium bilden. Wenn der Jude Rothſchild König wäre,
und ſein Miniſterium aus Wechſelmäklern bildete,
es könnte nicht niederträchtiger regiert werden. Ich
gebe dem Orleans keine zehen Sous für ſeine Krone.
Pfui! was iſt das für ein Treiben! Man will ſich
bis zum erſten Flintenſchuſſe den Schein geben, als
hätte man ernſtlich den Frieden gewollt, wäre aber
zum Kriege herausgefordert worden, und ſo verklauſe¬
lirt man ſich auf die lächerlichſte Weiſe vor Notar
und Zeugen, damit man, wenn der blutige Prozeß
beginnt, die geſtempelten Beweisſtücke vorzeigen, und
ſein Recht bei allen Inſtanzen verfolgen könne. Als
würde der Civilrichter das Schickſal der Menſchheit
entſcheiden! Und das thut der König des mächtigſten
Volks der Welt, das Geſetze geben und nicht em¬
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