Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832.
mephistopholique du monde, so daß eine Dame, Gestern Mittag wohnte ich einem Conzerte bei,
méphistopholique du monde, ſo daß eine Dame, Geſtern Mittag wohnte ich einem Conzerte bei, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><hi rendition="#aq"><pb facs="#f0153" n="139"/> méphistopholique du monde</hi>, ſo daß eine Dame,<lb/> als ſie ihn erblickte, einen fürchterlichen Schrei aus¬<lb/> ſtieß. Der große Violinſpieler Baillot wurde von<lb/> Madame Malibran gefragt, was er von Paganini<lb/> denke. Er antwortete: <hi rendition="#aq">Ah! Madame, c'est mira¬<lb/> culeux, inconcevable, ne m’en parlez pas, car<lb/> il y a de quoi rendre fou.</hi> Glückliches Volk, die<lb/> Pariſer! Alles fällt auf ſie herab, alles ſtrömt ih¬<lb/> nen zu. Glück, Jammer, Reichthum, Armuth, Ita¬<lb/> lien, Thränen, Paganini, Polen — und ſie mengen<lb/> und miſchen das unter einander, und zuletzt wird's<lb/> immer ein Punſch.</p><lb/> <p>Geſtern Mittag wohnte ich einem Conzerte bei,<lb/> das in der königlichen Singſchule von Knaben und<lb/> Mädchen von 6 bis 16 Jahren aufgeführt worden.<lb/> Man gab ein Oratorium von Hendel, <hi rendition="#g">Samſon</hi>,<lb/> Text von Milton, und die <hi rendition="#g">Schlacht von Marig¬<lb/> nan</hi>, ein Kriegsgeſang. Dieſe Schlacht hat Franz <hi rendition="#aq">l</hi>.<lb/> im Jahre 1515 über die Schweizer gewonnen, und<lb/> in dem nehmlichen Jahre hat <hi rendition="#g">Clement Jennequin</hi><lb/> die Cantate componirt. Man hörte alſo eine drei¬<lb/> hundertjährige Muſik. Höchſt originell! Aber ich<lb/> Muſik-Ignorant kann Ihnen das nicht vorſtellig ma¬<lb/> chen. So viel merkte ich wohl, daß dieſe Muſik<lb/> drei Jahrhunderte von Roſſini entfernt iſt, aber lange<lb/> nicht ſo weit von Weber. Der Freiſchütz mag wohl<lb/> viel altdeutſches haben. Dieſe Singſchule hieß vor<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [139/0153]
méphistopholique du monde, ſo daß eine Dame,
als ſie ihn erblickte, einen fürchterlichen Schrei aus¬
ſtieß. Der große Violinſpieler Baillot wurde von
Madame Malibran gefragt, was er von Paganini
denke. Er antwortete: Ah! Madame, c'est mira¬
culeux, inconcevable, ne m’en parlez pas, car
il y a de quoi rendre fou. Glückliches Volk, die
Pariſer! Alles fällt auf ſie herab, alles ſtrömt ih¬
nen zu. Glück, Jammer, Reichthum, Armuth, Ita¬
lien, Thränen, Paganini, Polen — und ſie mengen
und miſchen das unter einander, und zuletzt wird's
immer ein Punſch.
Geſtern Mittag wohnte ich einem Conzerte bei,
das in der königlichen Singſchule von Knaben und
Mädchen von 6 bis 16 Jahren aufgeführt worden.
Man gab ein Oratorium von Hendel, Samſon,
Text von Milton, und die Schlacht von Marig¬
nan, ein Kriegsgeſang. Dieſe Schlacht hat Franz l.
im Jahre 1515 über die Schweizer gewonnen, und
in dem nehmlichen Jahre hat Clement Jennequin
die Cantate componirt. Man hörte alſo eine drei¬
hundertjährige Muſik. Höchſt originell! Aber ich
Muſik-Ignorant kann Ihnen das nicht vorſtellig ma¬
chen. So viel merkte ich wohl, daß dieſe Muſik
drei Jahrhunderte von Roſſini entfernt iſt, aber lange
nicht ſo weit von Weber. Der Freiſchütz mag wohl
viel altdeutſches haben. Dieſe Singſchule hieß vor
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