Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832.desgenossen. Sein mißgestalteter Fuß machte ihm desgenoſſen. Sein mißgeſtalteter Fuß machte ihm <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0228" n="214"/> desgenoſſen. Sein mißgeſtalteter Fuß machte ihm<lb/> Gram ſein ganzes Leben durch. Er war noch nicht<lb/> acht Jahre alt, als er die Liebe kennen lernte. Seine<lb/> erſte Geliebte hieß Marie <hi rendition="#g">Duff</hi>. Das muß man<lb/> aber engliſch ausſprechen; im Deutſchen klänge der<lb/> Name gar zu proſaiſch für die Geliebte eines Dich¬<lb/> ters. Dante ſah und liebte an einem erſten Mai<lb/> ſeine Beatrice, da er noch ein Knabe war. Canova<lb/> erzählt, daß er ſich vollkommen erinnere, in ſeinem<lb/> fünften Jahre verliebt geweſen zu ſeyn. Alfieri,<lb/> ſelbſt ein Frühliebender, betrachtet dieſe frühreife<lb/> Empfänglichkeit als ein unfehlbares Zeichen einer für<lb/> die ſchönen <hi rendition="#g">Künſte und Wiſſenſchaften</hi> gebilde¬<lb/> ten Seele. Welchen ſchönen Enthuſiasmus haben die<lb/> Engländer für die Reliquien ihrer großen Männer.<lb/> Für einen Brief von Lord Byrons Vater, der ein<lb/> unbedeutender Menſch war, wurden fünf Guineen<lb/> vergebens geboten. Wie viel zahlte wohl ein Frank¬<lb/> furter Banquier für einen Brief von Göthes Vater?<lb/> Unter den Reliquien des Dichters, die man gefunden,<lb/> befindet ſich auch eine alte Untertaſſe von chineſiſchem<lb/> Porzelaine, wovon Byron als kleines Kind in einem<lb/> Anfalle von Zorn ein Stück abgebiſſen hatte. In<lb/> ſeinem neunzehnten Jahre hatte er ſchon über vier¬<lb/> tauſend Romane geleſen, die unzähligen andern<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [214/0228]
desgenoſſen. Sein mißgeſtalteter Fuß machte ihm
Gram ſein ganzes Leben durch. Er war noch nicht
acht Jahre alt, als er die Liebe kennen lernte. Seine
erſte Geliebte hieß Marie Duff. Das muß man
aber engliſch ausſprechen; im Deutſchen klänge der
Name gar zu proſaiſch für die Geliebte eines Dich¬
ters. Dante ſah und liebte an einem erſten Mai
ſeine Beatrice, da er noch ein Knabe war. Canova
erzählt, daß er ſich vollkommen erinnere, in ſeinem
fünften Jahre verliebt geweſen zu ſeyn. Alfieri,
ſelbſt ein Frühliebender, betrachtet dieſe frühreife
Empfänglichkeit als ein unfehlbares Zeichen einer für
die ſchönen Künſte und Wiſſenſchaften gebilde¬
ten Seele. Welchen ſchönen Enthuſiasmus haben die
Engländer für die Reliquien ihrer großen Männer.
Für einen Brief von Lord Byrons Vater, der ein
unbedeutender Menſch war, wurden fünf Guineen
vergebens geboten. Wie viel zahlte wohl ein Frank¬
furter Banquier für einen Brief von Göthes Vater?
Unter den Reliquien des Dichters, die man gefunden,
befindet ſich auch eine alte Untertaſſe von chineſiſchem
Porzelaine, wovon Byron als kleines Kind in einem
Anfalle von Zorn ein Stück abgebiſſen hatte. In
ſeinem neunzehnten Jahre hatte er ſchon über vier¬
tauſend Romane geleſen, die unzähligen andern
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