Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832.Räthsel! Ich begreife nicht, wie sich Moore so Räthſel! Ich begreife nicht, wie ſich Moore ſo <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0240" n="226"/> Räthſel! Ich begreife nicht, wie ſich Moore ſo<lb/> große Mühe geben mochte, Byron zu entſchuldigen,<lb/> was doch, nachdem er Folgendes geſagt, ſich ganz<lb/> unnöthig zeigte. Moore ſagt: „Die Wahrheit iſt,<lb/> „daß Geiſter von höherem Range ſich ſelten mit den<lb/> „ſtillen Neigungen des Familienlebens vertragen.“<lb/> „Es iſt das Unglück großer Geiſter (ſagt Pope)<lb/> „mehr bewundert als geliebt zu werden.“ „Das<lb/> „beſtändige Nachdenken über ſich ſelbſt, die Studien<lb/> „und alle Gewohnheiten des Genies, ſtreben dahin,<lb/> „den der es beſitzt oder wahrer zu reden, den der<lb/> „von ihm beſeſſen wird, von der Gemeinheit der<lb/> „Menſchen abzuſondern. Opfer ſeiner eignen Vor¬<lb/> „züge, verſteht er keinen und wird von keinem ver¬<lb/> „ſtanden. Er wirft in einem Lande, wo nur kleine<lb/> „Münze im Umlaufe iſt, Gold mit vollen Händen<lb/> „aus. Man fühlt wohl ſeine Größe; aber es ge¬<lb/> „hört eine Art Gleichheit dazu, wenn ſich wechſel¬<lb/> „ſeitige Neigung bilden ſoll. Die Natur hat es<lb/> „nun einmal ſo gewollt, daß auf dieſer Erde keines<lb/> „ihrer Werke vollkommen ſeyn ſoll. Derjenige, der<lb/> „mit den glänzenden Gaben des Genies auch jene<lb/> „Sanftmuth des Characters und jene friedlichen<lb/> „Empfindungen verbände, welche die Grundlagen des<lb/> „häuslichen Glückes machen, er wäre mehr als ein<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [226/0240]
Räthſel! Ich begreife nicht, wie ſich Moore ſo
große Mühe geben mochte, Byron zu entſchuldigen,
was doch, nachdem er Folgendes geſagt, ſich ganz
unnöthig zeigte. Moore ſagt: „Die Wahrheit iſt,
„daß Geiſter von höherem Range ſich ſelten mit den
„ſtillen Neigungen des Familienlebens vertragen.“
„Es iſt das Unglück großer Geiſter (ſagt Pope)
„mehr bewundert als geliebt zu werden.“ „Das
„beſtändige Nachdenken über ſich ſelbſt, die Studien
„und alle Gewohnheiten des Genies, ſtreben dahin,
„den der es beſitzt oder wahrer zu reden, den der
„von ihm beſeſſen wird, von der Gemeinheit der
„Menſchen abzuſondern. Opfer ſeiner eignen Vor¬
„züge, verſteht er keinen und wird von keinem ver¬
„ſtanden. Er wirft in einem Lande, wo nur kleine
„Münze im Umlaufe iſt, Gold mit vollen Händen
„aus. Man fühlt wohl ſeine Größe; aber es ge¬
„hört eine Art Gleichheit dazu, wenn ſich wechſel¬
„ſeitige Neigung bilden ſoll. Die Natur hat es
„nun einmal ſo gewollt, daß auf dieſer Erde keines
„ihrer Werke vollkommen ſeyn ſoll. Derjenige, der
„mit den glänzenden Gaben des Genies auch jene
„Sanftmuth des Characters und jene friedlichen
„Empfindungen verbände, welche die Grundlagen des
„häuslichen Glückes machen, er wäre mehr als ein
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |