Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832.wahrhaft komische Angst. Es war mir, als müsse II. 15
wahrhaft komiſche Angſt. Es war mir, als müſſe II. 15
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0239" n="225"/> wahrhaft komiſche Angſt. Es war mir, als müſſe<lb/> ich Byron beim Rocke zurück halten, und faſt hörbar<lb/> ſprach der Gedanke in mir: Um Gotteswillen By¬<lb/> ron, thue es nicht, heirathe nicht, du taugſt nichts<lb/> für die Ehe! und wenn alle Weiber Engel wären,<lb/> jede würde doch deine Hölle, und du würdeſt der<lb/> Teufel werden jeder Frau. Ach! er folgte mir nicht<lb/> und heirathete. Nach einem Jahre, da er Vater ge¬<lb/> worden war, verließ ihn die Frau, und ſie trennten<lb/> ſich auf immer. Dieſer Vorfall brachte die große<lb/> Welt von ganz England in Aufruhr Verläumdun¬<lb/> gen, Haß und Verachtung hetzten den armen Byron<lb/> faſt zu Tode. Selten fand ſich ein Freund, der es<lb/> wagte, ihn leiſe zu vertheidigen. Byron ſelbſt ver¬<lb/> theidigte ſich nicht, und ohne ſich anzuklagen, ſprach<lb/> er ſeine Frau von aller Schuld frei. Dieſe Letztere<lb/> und deren Familie ſchwiegen auch aus berechneter Bos¬<lb/> heit, und gewannen ſich durch dieſen Schein von gro߬<lb/> müthiger Nachſicht alle Stimmen. Man hat Tho¬<lb/> mas Moore vorgeworfen, er habe, ich weiß nicht<lb/> ob im Intereſſe von Byrons Familie oder der ſeiner<lb/> Frau wichtige Dokumente unterdrückt, in deren Be¬<lb/> ſitz er geweſen, und die das Geheimniß und das<lb/> Räthſel jener unglücklichen Ehe hätten aufdecken kön¬<lb/> nen. Aber, mein Gott, wo iſt daß Geheimniß, wo<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">II</hi>. 15<lb/></fw> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [225/0239]
wahrhaft komiſche Angſt. Es war mir, als müſſe
ich Byron beim Rocke zurück halten, und faſt hörbar
ſprach der Gedanke in mir: Um Gotteswillen By¬
ron, thue es nicht, heirathe nicht, du taugſt nichts
für die Ehe! und wenn alle Weiber Engel wären,
jede würde doch deine Hölle, und du würdeſt der
Teufel werden jeder Frau. Ach! er folgte mir nicht
und heirathete. Nach einem Jahre, da er Vater ge¬
worden war, verließ ihn die Frau, und ſie trennten
ſich auf immer. Dieſer Vorfall brachte die große
Welt von ganz England in Aufruhr Verläumdun¬
gen, Haß und Verachtung hetzten den armen Byron
faſt zu Tode. Selten fand ſich ein Freund, der es
wagte, ihn leiſe zu vertheidigen. Byron ſelbſt ver¬
theidigte ſich nicht, und ohne ſich anzuklagen, ſprach
er ſeine Frau von aller Schuld frei. Dieſe Letztere
und deren Familie ſchwiegen auch aus berechneter Bos¬
heit, und gewannen ſich durch dieſen Schein von gro߬
müthiger Nachſicht alle Stimmen. Man hat Tho¬
mas Moore vorgeworfen, er habe, ich weiß nicht
ob im Intereſſe von Byrons Familie oder der ſeiner
Frau wichtige Dokumente unterdrückt, in deren Be¬
ſitz er geweſen, und die das Geheimniß und das
Räthſel jener unglücklichen Ehe hätten aufdecken kön¬
nen. Aber, mein Gott, wo iſt daß Geheimniß, wo
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