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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832.

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dieser sträfliche Uebermuth ist lehrreich genug, denn
er zeigt den lobenswerthen tiefen Unmuth in der Ju¬
gend. Die Studenten hier, sind gar nicht wie unsere
deutschen, fantastisch ungezogen, dem Bürgerleben
und seinen Regeln fremd, alle Convenienz verspottend;
und in wenigen Jahren, alle Kraft, alles Feuer der
Jugend vertrinkend und vertobend, um gleich nach der
Universität die abgelebtesten zahmsten Philister zu wer¬
den. Sie sind vielmehr die stillsten und bescheiden¬
sten jungen Leuten, die sich von der Jugend der an¬
dern Stände nur durch die Einfachheit ihres Aeusse¬
ren auszeichnen. Man sollte sie oft für deutsche
Handwerksbursche halten. Was sie in Bewegung
setzt, ist etwas sehr Edles, mag immerhin die Be¬
wegung einmal im Gange unregelmäßig werden.


dieſer ſträfliche Uebermuth iſt lehrreich genug, denn
er zeigt den lobenswerthen tiefen Unmuth in der Ju¬
gend. Die Studenten hier, ſind gar nicht wie unſere
deutſchen, fantaſtiſch ungezogen, dem Bürgerleben
und ſeinen Regeln fremd, alle Convenienz verſpottend;
und in wenigen Jahren, alle Kraft, alles Feuer der
Jugend vertrinkend und vertobend, um gleich nach der
Univerſität die abgelebteſten zahmſten Philiſter zu wer¬
den. Sie ſind vielmehr die ſtillſten und beſcheiden¬
ſten jungen Leuten, die ſich von der Jugend der an¬
dern Stände nur durch die Einfachheit ihres Aeuſſe¬
ren auszeichnen. Man ſollte ſie oft für deutſche
Handwerksburſche halten. Was ſie in Bewegung
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[32/0046] dieſer ſträfliche Uebermuth iſt lehrreich genug, denn er zeigt den lobenswerthen tiefen Unmuth in der Ju¬ gend. Die Studenten hier, ſind gar nicht wie unſere deutſchen, fantaſtiſch ungezogen, dem Bürgerleben und ſeinen Regeln fremd, alle Convenienz verſpottend; und in wenigen Jahren, alle Kraft, alles Feuer der Jugend vertrinkend und vertobend, um gleich nach der Univerſität die abgelebteſten zahmſten Philiſter zu wer¬ den. Sie ſind vielmehr die ſtillſten und beſcheiden¬ ſten jungen Leuten, die ſich von der Jugend der an¬ dern Stände nur durch die Einfachheit ihres Aeuſſe¬ ren auszeichnen. Man ſollte ſie oft für deutſche Handwerksburſche halten. Was ſie in Bewegung ſetzt, iſt etwas ſehr Edles, mag immerhin die Be¬ wegung einmal im Gange unregelmäßig werden.

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris02_1832/46>, abgerufen am 21.11.2024.