freier im Gefängniß, als bei uns in der Frei¬ heit. Der Polizei, die nur von Willkühr lebt, die fürchterliche Gewalt zu geben, jeden, den sie anschuldigt, jeden, den sie beargwohnt, aus seinem, selbst bei jedem Mörder heiligen unverletzlichen Asyl, aus seiner Ruhestätte zu reißen, den Un¬ schuldigen oft von dem einzigen Zeugen seiner Unschuld, vom Tageslicht zu trennen -- ist eine Tyrannei so schändlicher Art, daß wir sie schwei¬ gend duldet, noch strafbarer ist, als wer sie übt. Und das in einem Staate, wo die Ge¬ richte im Dunkeln Recht sprechen, und wo die Presse unter der schmählichsten Sklaverei steht! Wenn eine solche nächtliche Arretirung einen Fremden trifft, dann ist er wie verschwunden von der Erde, denn kein Tagesblatt darf Nach¬ richt geben von dem Werke der Finsterniß, und der Tod gewährte dann einem Solchen größere Sicherheit als die Gefangenschaft; denn einem Verstorbenen wird doch wenigstens ein öffent¬
freier im Gefaͤngniß, als bei uns in der Frei¬ heit. Der Polizei, die nur von Willkuͤhr lebt, die fuͤrchterliche Gewalt zu geben, jeden, den ſie anſchuldigt, jeden, den ſie beargwohnt, aus ſeinem, ſelbſt bei jedem Moͤrder heiligen unverletzlichen Aſyl, aus ſeiner Ruheſtaͤtte zu reißen, den Un¬ ſchuldigen oft von dem einzigen Zeugen ſeiner Unſchuld, vom Tageslicht zu trennen — iſt eine Tyrannei ſo ſchaͤndlicher Art, daß wir ſie ſchwei¬ gend duldet, noch ſtrafbarer iſt, als wer ſie uͤbt. Und das in einem Staate, wo die Ge¬ richte im Dunkeln Recht ſprechen, und wo die Preſſe unter der ſchmaͤhlichſten Sklaverei ſteht! Wenn eine ſolche naͤchtliche Arretirung einen Fremden trifft, dann iſt er wie verſchwunden von der Erde, denn kein Tagesblatt darf Nach¬ richt geben von dem Werke der Finſterniß, und der Tod gewaͤhrte dann einem Solchen groͤßere Sicherheit als die Gefangenſchaft; denn einem Verſtorbenen wird doch wenigſtens ein oͤffent¬
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freier im Gefaͤngniß, als bei uns in der Frei¬
heit. Der Polizei, die nur von Willkuͤhr lebt,
die fuͤrchterliche Gewalt zu geben, jeden, den ſie
anſchuldigt, jeden, den ſie beargwohnt, aus ſeinem,
ſelbſt bei jedem Moͤrder heiligen unverletzlichen
Aſyl, aus ſeiner Ruheſtaͤtte zu reißen, den Un¬
ſchuldigen oft von dem einzigen Zeugen ſeiner
Unſchuld, vom Tageslicht zu trennen — iſt eine
Tyrannei ſo ſchaͤndlicher Art, daß wir ſie ſchwei¬
gend duldet, noch ſtrafbarer iſt, als wer ſie
uͤbt. Und das in einem Staate, wo die Ge¬
richte im Dunkeln Recht ſprechen, und wo die
Preſſe unter der ſchmaͤhlichſten Sklaverei ſteht!
Wenn eine ſolche naͤchtliche Arretirung einen
Fremden trifft, dann iſt er wie verſchwunden
von der Erde, denn kein Tagesblatt darf Nach¬
richt geben von dem Werke der Finſterniß, und
der Tod gewaͤhrte dann einem Solchen groͤßere
Sicherheit als die Gefangenſchaft; denn einem
Verſtorbenen wird doch wenigſtens ein oͤffent¬
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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/174>, abgerufen am 25.11.2024.
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