daß die aristokratische Parthei nicht einen Schriftsteller von nur erträglichem Talente fin¬ den kann, der öffentlich ihre Sache vertheidigt. Heimlich, namenlos mag es zuweilen für Geld geschehen, aber frei hervortretend eine schlechte Sache zu vertheidigen, hat noch keiner gewagt, dessen Namen guten Klang hat. Jeder fürch¬ tet, sich verhaßt und lächerlich zu machen. Und so sind es immer einige arme Teufel von verlohrnem Geiste, die nichts mehr zu verlie¬ ren haben, welche dem Adel ihre Fäuste leihen. Zwar giebt es einige Männer von ausgezeich¬ netem Talente, wie Görres ist, und wie Schlegel und Adam Müller waren, die sich gegen den Liberalismus ausgesprochen; aber sie kämpften weder für die Aristokratie, noch für den Absolutismus, sondern für die geistliche Macht, die dem Liberalismus feindlich gegenüber steht.
Habe ich denn behauptet, die Franzosen wären bei ihrem Rückzuge in Frankfurt mis¬
daß die ariſtokratiſche Parthei nicht einen Schriftſteller von nur ertraͤglichem Talente fin¬ den kann, der oͤffentlich ihre Sache vertheidigt. Heimlich, namenlos mag es zuweilen fuͤr Geld geſchehen, aber frei hervortretend eine ſchlechte Sache zu vertheidigen, hat noch keiner gewagt, deſſen Namen guten Klang hat. Jeder fuͤrch¬ tet, ſich verhaßt und laͤcherlich zu machen. Und ſo ſind es immer einige arme Teufel von verlohrnem Geiſte, die nichts mehr zu verlie¬ ren haben, welche dem Adel ihre Faͤuſte leihen. Zwar giebt es einige Maͤnner von ausgezeich¬ netem Talente, wie Goͤrres iſt, und wie Schlegel und Adam Muͤller waren, die ſich gegen den Liberalismus ausgeſprochen; aber ſie kaͤmpften weder fuͤr die Ariſtokratie, noch fuͤr den Abſolutismus, ſondern fuͤr die geiſtliche Macht, die dem Liberalismus feindlich gegenuͤber ſteht.
Habe ich denn behauptet, die Franzoſen waͤren bei ihrem Ruͤckzuge in Frankfurt mis¬
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daß die ariſtokratiſche Parthei nicht einen
Schriftſteller von nur ertraͤglichem Talente fin¬
den kann, der oͤffentlich ihre Sache vertheidigt.
Heimlich, namenlos mag es zuweilen fuͤr Geld
geſchehen, aber frei hervortretend eine ſchlechte
Sache zu vertheidigen, hat noch keiner gewagt,
deſſen Namen guten Klang hat. Jeder fuͤrch¬
tet, ſich verhaßt und laͤcherlich zu machen.
Und ſo ſind es immer einige arme Teufel von
verlohrnem Geiſte, die nichts mehr zu verlie¬
ren haben, welche dem Adel ihre Faͤuſte leihen.
Zwar giebt es einige Maͤnner von ausgezeich¬
netem Talente, wie Goͤrres iſt, und wie
Schlegel und Adam Muͤller waren, die ſich
gegen den Liberalismus ausgeſprochen; aber ſie
kaͤmpften weder fuͤr die Ariſtokratie, noch fuͤr
den Abſolutismus, ſondern fuͤr die geiſtliche Macht,
die dem Liberalismus feindlich gegenuͤber ſteht.
Habe ich denn behauptet, die Franzoſen
waͤren bei ihrem Ruͤckzuge in Frankfurt mis¬
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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/252>, abgerufen am 22.11.2024.
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