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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833.

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gefunden, eine unerklärliche Zurückhaltung,
und der versteckte Kummer in ihren Zügen
war ihm nicht entgangen. War es Abneigung
gegen ihn, war es etwas Anderes-- er wußte
es nicht zu deuten. Jetzt im Begriffe, ein
unauflösliches Band zu knüpfen, suchte er die
Gräfin auf die liebevollste und zarteste Weise
dahin zu bringen, daß sie ihm ganz ihr Herz
öffne. Aber selbst die edelste Frau kennt den
engen Schmugglerpfad, der sich zwischen, der
Wahrheit und der Lüge hinschlängelt, und
weiß sich durchzuschleichen. Der Baron ist be¬
ruhigt, ist glücklich und hofft, die Freundin
werde ihn noch lieben lernen. Der Ehever¬
trag wird unterzeichnet. --

Im zweiten Akte sehen wir die Scene
in einem Walde. Dort, zwischen Felsen, ist
eine Bande jener Brandstifter versammelt, die
im letzten Jahre der Regierung Karls X. ei¬
nen Theil Frankreichs verwüsteten, und deren

gefunden, eine unerklaͤrliche Zuruͤckhaltung,
und der verſteckte Kummer in ihren Zuͤgen
war ihm nicht entgangen. War es Abneigung
gegen ihn, war es etwas Anderes— er wußte
es nicht zu deuten. Jetzt im Begriffe, ein
unaufloͤsliches Band zu knuͤpfen, ſuchte er die
Graͤfin auf die liebevollſte und zarteſte Weiſe
dahin zu bringen, daß ſie ihm ganz ihr Herz
oͤffne. Aber ſelbſt die edelſte Frau kennt den
engen Schmugglerpfad, der ſich zwiſchen, der
Wahrheit und der Luͤge hinſchlaͤngelt, und
weiß ſich durchzuſchleichen. Der Baron iſt be¬
ruhigt, iſt gluͤcklich und hofft, die Freundin
werde ihn noch lieben lernen. Der Ehever¬
trag wird unterzeichnet. —

Im zweiten Akte ſehen wir die Scene
in einem Walde. Dort, zwiſchen Felſen, iſt
eine Bande jener Brandſtifter verſammelt, die
im letzten Jahre der Regierung Karls X. ei¬
nen Theil Frankreichs verwuͤſteten, und deren

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[293/0307] gefunden, eine unerklaͤrliche Zuruͤckhaltung, und der verſteckte Kummer in ihren Zuͤgen war ihm nicht entgangen. War es Abneigung gegen ihn, war es etwas Anderes— er wußte es nicht zu deuten. Jetzt im Begriffe, ein unaufloͤsliches Band zu knuͤpfen, ſuchte er die Graͤfin auf die liebevollſte und zarteſte Weiſe dahin zu bringen, daß ſie ihm ganz ihr Herz oͤffne. Aber ſelbſt die edelſte Frau kennt den engen Schmugglerpfad, der ſich zwiſchen, der Wahrheit und der Luͤge hinſchlaͤngelt, und weiß ſich durchzuſchleichen. Der Baron iſt be¬ ruhigt, iſt gluͤcklich und hofft, die Freundin werde ihn noch lieben lernen. Der Ehever¬ trag wird unterzeichnet. — Im zweiten Akte ſehen wir die Scene in einem Walde. Dort, zwiſchen Felſen, iſt eine Bande jener Brandſtifter verſammelt, die im letzten Jahre der Regierung Karls X. ei¬ nen Theil Frankreichs verwuͤſteten, und deren

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/307>, abgerufen am 23.11.2024.