wir jetzt sehen, ist nur ein künstliches Schau¬ kelsystem, das keine Dauer haben wird. Bald wird das Bret den Schwerpunkt verlieren, und auf der einen oder andern Seite überschnappen. Die Deutschen aber bilden einen gebohrnen Mit¬ telstand. Die schaukeln nicht, sie nageln den Wagebalken fest, schmieden eiserne Klammern darüber, legen noch Felsenstücke darauf, und zu größerer Beruhigung sich selbst mit ihrer gan¬ zen Breite, und solche gutverwahrte, nichts ent¬ scheidende Gleichgültigkeit könnte noch manche zehn Jahre überdauern. Darum schien mir gut, meine Gesinnung und deren Ausdruck auf das äußerste zu treiben, um meine Gegner zu ver¬ leiten, daß sie das nehmliche thun. O ganz prächtig ist mir schon mancher in die Falle ge¬ kommen! Es giebt keinen besseren Jagdhund, das Lager der Tyrannei aufzufinden, als ich einer bin; ich wittere sie auf hundert Stunden weit. Die Münchner Sau habe ich auch her¬
wir jetzt ſehen, iſt nur ein kuͤnſtliches Schau¬ kelſyſtem, das keine Dauer haben wird. Bald wird das Bret den Schwerpunkt verlieren, und auf der einen oder andern Seite uͤberſchnappen. Die Deutſchen aber bilden einen gebohrnen Mit¬ telſtand. Die ſchaukeln nicht, ſie nageln den Wagebalken feſt, ſchmieden eiſerne Klammern daruͤber, legen noch Felſenſtuͤcke darauf, und zu groͤßerer Beruhigung ſich ſelbſt mit ihrer gan¬ zen Breite, und ſolche gutverwahrte, nichts ent¬ ſcheidende Gleichguͤltigkeit koͤnnte noch manche zehn Jahre uͤberdauern. Darum ſchien mir gut, meine Geſinnung und deren Ausdruck auf das aͤußerſte zu treiben, um meine Gegner zu ver¬ leiten, daß ſie das nehmliche thun. O ganz praͤchtig iſt mir ſchon mancher in die Falle ge¬ kommen! Es giebt keinen beſſeren Jagdhund, das Lager der Tyrannei aufzufinden, als ich einer bin; ich wittere ſie auf hundert Stunden weit. Die Muͤnchner Sau habe ich auch her¬
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wir jetzt ſehen, iſt nur ein kuͤnſtliches Schau¬
kelſyſtem, das keine Dauer haben wird. Bald
wird das Bret den Schwerpunkt verlieren, und
auf der einen oder andern Seite uͤberſchnappen.
Die Deutſchen aber bilden einen gebohrnen Mit¬
telſtand. Die ſchaukeln nicht, ſie nageln den
Wagebalken feſt, ſchmieden eiſerne Klammern
daruͤber, legen noch Felſenſtuͤcke darauf, und zu
groͤßerer Beruhigung ſich ſelbſt mit ihrer gan¬
zen Breite, und ſolche gutverwahrte, nichts ent¬
ſcheidende Gleichguͤltigkeit koͤnnte noch manche
zehn Jahre uͤberdauern. Darum ſchien mir gut,
meine Geſinnung und deren Ausdruck auf das
aͤußerſte zu treiben, um meine Gegner zu ver¬
leiten, daß ſie das nehmliche thun. O ganz
praͤchtig iſt mir ſchon mancher in die Falle ge¬
kommen! Es giebt keinen beſſeren Jagdhund,
das Lager der Tyrannei aufzufinden, als ich
einer bin; ich wittere ſie auf hundert Stunden
weit. Die Muͤnchner Sau habe ich auch her¬
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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/331>, abgerufen am 24.11.2024.
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