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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833.

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trieb es ihn an, als zu einigen Stachelgedich¬
ten, so werthlos, nach seiner eigenen Schä¬
tzung, daß er sie nicht einmal aufbewahrte,
sie dem Leser mitzutheilen? Und als die
prächtigsten Regimenter, die schönsten Officiere
an ihm vorüberzogen, da -- gleich der jun¬
gen blassen Frau eines alten Mannes --
bot sich seinem Beobachtungsgeiste kein ande¬
rer, kein besserer Stoff der Betrachtung dar,
als die vergleichende Anatomie? Und als er
in Venedig am Ufer des Meeres lustwandelte
-- Venedig, ein gebautes Mährchen aus
Tausend und einer Nacht; wo alles tönt und
funkelt: Natur und Kunst, Mensch und Staat,
Vergangenheit und Gegenwart, Freiheit und
Herrschaft; wo selbst Tyrannei und Mord nur
wie Ketten in einer schauerlichen Ballade klir¬
ren; die Seufzer-Brücke, die Zehen-Männer;
es sind Scenen aus dem fabelhaften Tartarus
-- Venedig, wohin ich sehnsuchtsvolle Blicke

trieb es ihn an, als zu einigen Stachelgedich¬
ten, ſo werthlos, nach ſeiner eigenen Schaͤ¬
tzung, daß er ſie nicht einmal aufbewahrte,
ſie dem Leſer mitzutheilen? Und als die
praͤchtigſten Regimenter, die ſchoͤnſten Officiere
an ihm voruͤberzogen, da — gleich der jun¬
gen blaſſen Frau eines alten Mannes —
bot ſich ſeinem Beobachtungsgeiſte kein ande¬
rer, kein beſſerer Stoff der Betrachtung dar,
als die vergleichende Anatomie? Und als er
in Venedig am Ufer des Meeres luſtwandelte
— Venedig, ein gebautes Maͤhrchen aus
Tauſend und einer Nacht; wo alles toͤnt und
funkelt: Natur und Kunſt, Menſch und Staat,
Vergangenheit und Gegenwart, Freiheit und
Herrſchaft; wo ſelbſt Tyrannei und Mord nur
wie Ketten in einer ſchauerlichen Ballade klir¬
ren; die Seufzer-Bruͤcke, die Zehen-Maͤnner;
es ſind Scenen aus dem fabelhaften Tartarus
— Venedig, wohin ich ſehnſuchtsvolle Blicke

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[31/0045] trieb es ihn an, als zu einigen Stachelgedich¬ ten, ſo werthlos, nach ſeiner eigenen Schaͤ¬ tzung, daß er ſie nicht einmal aufbewahrte, ſie dem Leſer mitzutheilen? Und als die praͤchtigſten Regimenter, die ſchoͤnſten Officiere an ihm voruͤberzogen, da — gleich der jun¬ gen blaſſen Frau eines alten Mannes — bot ſich ſeinem Beobachtungsgeiſte kein ande¬ rer, kein beſſerer Stoff der Betrachtung dar, als die vergleichende Anatomie? Und als er in Venedig am Ufer des Meeres luſtwandelte — Venedig, ein gebautes Maͤhrchen aus Tauſend und einer Nacht; wo alles toͤnt und funkelt: Natur und Kunſt, Menſch und Staat, Vergangenheit und Gegenwart, Freiheit und Herrſchaft; wo ſelbſt Tyrannei und Mord nur wie Ketten in einer ſchauerlichen Ballade klir¬ ren; die Seufzer-Bruͤcke, die Zehen-Maͤnner; es ſind Scenen aus dem fabelhaften Tartarus — Venedig, wohin ich ſehnſuchtsvolle Blicke

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/45>, abgerufen am 21.11.2024.