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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833.

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das nicht. Ihr möget Preußen hassen, aber liebt
darum Oesterreich nicht mehr. Preußen klappert und
warnt; Oesterreich zischt nicht eher, bis es gebissen.
Preußen watschelt, wie ein Bär, auf die Freiheit
los; Oesterreich wartet, bis sie an dem Dickicht vor¬
bei kömmt, wo es verborgen lauert. Hasset Preußen,
aber fürchtet Oesterreich. Oesterreich kann, was
Preußen nur will. Preußen ist nur Oester¬
reichs Mund; rechtet mit dem Herzen, und nicht mit
den Lippen. Oesterreich findet die Weichsel roth
genug, es ist ganz zufrieden, und jetzt will es den
Rest der Polen dazu benutzen, im Deutschen Volke
Haß gegen Preußen zu erregen, das es fürchtet, mehr
als Rußland. Dieses ist doch ein Körper, aber
Preußen ist ein schauerlicher Geist. Hätte Oester¬
reich nicht diesen Zweck, wäre es nicht damit einver¬
standen, hätte die Begeisterung des deutschen Volks
für die edlen Polen in gar manchem deutschen Lande,
in gar mancher Stadt, sich so ungestört nicht zeigen
dürfen; hätte man nicht gesehen, daß selbst die feig¬
sten aller Regierungen an dieser Begeisterung Theil
genommen. Gar manche von den edlen Männern,
die im milden Wirken für die Polen sich ausgezeich¬
net, sind der österreichischen Regierung mit ganz be¬
sonderer Liebe zugethan, durch ganz besondere Bande
an sie geknüpft. Hasset eure offnen Feinde, aber

das nicht. Ihr möget Preußen haſſen, aber liebt
darum Oeſterreich nicht mehr. Preußen klappert und
warnt; Oeſterreich ziſcht nicht eher, bis es gebiſſen.
Preußen watſchelt, wie ein Bär, auf die Freiheit
los; Oeſterreich wartet, bis ſie an dem Dickicht vor¬
bei kömmt, wo es verborgen lauert. Haſſet Preußen,
aber fürchtet Oeſterreich. Oeſterreich kann, was
Preußen nur will. Preußen iſt nur Oeſter¬
reichs Mund; rechtet mit dem Herzen, und nicht mit
den Lippen. Oeſterreich findet die Weichſel roth
genug, es iſt ganz zufrieden, und jetzt will es den
Reſt der Polen dazu benutzen, im Deutſchen Volke
Haß gegen Preußen zu erregen, das es fürchtet, mehr
als Rußland. Dieſes iſt doch ein Körper, aber
Preußen iſt ein ſchauerlicher Geiſt. Hätte Oeſter¬
reich nicht dieſen Zweck, wäre es nicht damit einver¬
ſtanden, hätte die Begeiſterung des deutſchen Volks
für die edlen Polen in gar manchem deutſchen Lande,
in gar mancher Stadt, ſich ſo ungeſtört nicht zeigen
dürfen; hätte man nicht geſehen, daß ſelbſt die feig¬
ſten aller Regierungen an dieſer Begeiſterung Theil
genommen. Gar manche von den edlen Männern,
die im milden Wirken für die Polen ſich ausgezeich¬
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ſonderer Liebe zugethan, durch ganz beſondere Bande
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[127/0141] das nicht. Ihr möget Preußen haſſen, aber liebt darum Oeſterreich nicht mehr. Preußen klappert und warnt; Oeſterreich ziſcht nicht eher, bis es gebiſſen. Preußen watſchelt, wie ein Bär, auf die Freiheit los; Oeſterreich wartet, bis ſie an dem Dickicht vor¬ bei kömmt, wo es verborgen lauert. Haſſet Preußen, aber fürchtet Oeſterreich. Oeſterreich kann, was Preußen nur will. Preußen iſt nur Oeſter¬ reichs Mund; rechtet mit dem Herzen, und nicht mit den Lippen. Oeſterreich findet die Weichſel roth genug, es iſt ganz zufrieden, und jetzt will es den Reſt der Polen dazu benutzen, im Deutſchen Volke Haß gegen Preußen zu erregen, das es fürchtet, mehr als Rußland. Dieſes iſt doch ein Körper, aber Preußen iſt ein ſchauerlicher Geiſt. Hätte Oeſter¬ reich nicht dieſen Zweck, wäre es nicht damit einver¬ ſtanden, hätte die Begeiſterung des deutſchen Volks für die edlen Polen in gar manchem deutſchen Lande, in gar mancher Stadt, ſich ſo ungeſtört nicht zeigen dürfen; hätte man nicht geſehen, daß ſelbſt die feig¬ ſten aller Regierungen an dieſer Begeiſterung Theil genommen. Gar manche von den edlen Männern, die im milden Wirken für die Polen ſich ausgezeich¬ net, ſind der öſterreichiſchen Regierung mit ganz be¬ ſonderer Liebe zugethan, durch ganz beſondere Bande an ſie geknüpft. Haſſet eure offnen Feinde, aber

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris04_1833/141>, abgerufen am 21.11.2024.