Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833.man braucht die Brust nicht einzuheitzen. Aber tau¬ Die Simonisten halten jeden Sonntag öffent¬ man braucht die Bruſt nicht einzuheitzen. Aber tau¬ Die Simoniſten halten jeden Sonntag öffent¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0027" n="13"/> man braucht die Bruſt nicht einzuheitzen. Aber tau¬<lb/> ſend Beine braucht man hier, um nach allen Merk¬<lb/> würdigen zu gehen, tauſend Augen und Ohren, alles<lb/> Merkwürdige zu ſehen und zu hören, und tauſend<lb/> Köpfe, um alles aufzufaſſen, ſich anzueignen und zu<lb/> verarbeiten.</p><lb/> <p>Die Simoniſten halten jeden Sonntag öffent¬<lb/> liche Vorleſungen, in welchen ſie ihre Lehren zuſam¬<lb/> menſtellen und erläutern. Ich habe aber dieſen Pre¬<lb/> digten nie beigewohnt. Man muß zwei Stunden<lb/> vorher da ſeyn, um Platz zu finden, und ſo viele<lb/> Zeit mochte ich nicht darauf verwenden. Aus gleichem<lb/> Grunde war ich auch noch nie in einer Kammerſitzung,<lb/> bei den Verhandlungen der Aſſiſen, noch in einer der<lb/> öffentlichen Verſammlungen, die hier faſt jede Woche<lb/> gehalten werden. Das bürgerliche Leben, das in<lb/> ſeinem ganzen Umfange und in allen ſeine Stockwer¬<lb/> ken öffentlich geworden, hat die Architektur hinter ſich<lb/> gelaſſen, die monarchiſch und ariſtokratiſch geblieben.<lb/> Es giebt in Paris kein öffentliches Gebäude, das<lb/> ſelbſt für das beſcheidenſte Bedürfniß einer Volksver¬<lb/> ſammlung Raum genug hätte. Es iſt lächerlich, wie<lb/> wenige öffentliche Sitze in der Deputirtenkammer ſind.<lb/> Die Regierungen, wenn ſie die Freiheit mit keinen<lb/> moraliſchen Schranken mehr umziehen dürfen, engen<lb/> ſie wenigſtens ſo viel und ſo lang als möglich mit<lb/> Steinmauern ein. Der Saal, den die Simoniſten<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [13/0027]
man braucht die Bruſt nicht einzuheitzen. Aber tau¬
ſend Beine braucht man hier, um nach allen Merk¬
würdigen zu gehen, tauſend Augen und Ohren, alles
Merkwürdige zu ſehen und zu hören, und tauſend
Köpfe, um alles aufzufaſſen, ſich anzueignen und zu
verarbeiten.
Die Simoniſten halten jeden Sonntag öffent¬
liche Vorleſungen, in welchen ſie ihre Lehren zuſam¬
menſtellen und erläutern. Ich habe aber dieſen Pre¬
digten nie beigewohnt. Man muß zwei Stunden
vorher da ſeyn, um Platz zu finden, und ſo viele
Zeit mochte ich nicht darauf verwenden. Aus gleichem
Grunde war ich auch noch nie in einer Kammerſitzung,
bei den Verhandlungen der Aſſiſen, noch in einer der
öffentlichen Verſammlungen, die hier faſt jede Woche
gehalten werden. Das bürgerliche Leben, das in
ſeinem ganzen Umfange und in allen ſeine Stockwer¬
ken öffentlich geworden, hat die Architektur hinter ſich
gelaſſen, die monarchiſch und ariſtokratiſch geblieben.
Es giebt in Paris kein öffentliches Gebäude, das
ſelbſt für das beſcheidenſte Bedürfniß einer Volksver¬
ſammlung Raum genug hätte. Es iſt lächerlich, wie
wenige öffentliche Sitze in der Deputirtenkammer ſind.
Die Regierungen, wenn ſie die Freiheit mit keinen
moraliſchen Schranken mehr umziehen dürfen, engen
ſie wenigſtens ſo viel und ſo lang als möglich mit
Steinmauern ein. Der Saal, den die Simoniſten
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