Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833.haben, der ist nun besonders klein und ich glaube, daß Was mich bis jetzt von einer nähern Bekannt¬ haben, der iſt nun beſonders klein und ich glaube, daß Was mich bis jetzt von einer nähern Bekannt¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0028" n="14"/> haben, der iſt nun beſonders klein und ich glaube, daß<lb/> ſie ihn aus Schelmerei ſo gewählt, damit die Zu¬<lb/> hörer um ſo begieriger herbeiſtrömen. Wo die Pa¬<lb/> riſer keinen Platz finden, da eilen ſie am liebſten hin,<lb/> beſonders die Frauenzimmer; es iſt ihre Wonne, ge¬<lb/> ſtoßen und gedrückt zu werden.</p><lb/> <p>Was mich bis jetzt von einer nähern Bekannt¬<lb/> ſchaft, nicht mit den Grundſätzen, ſondern mit den<lb/> Lehren der Simoniſten, abgehalten, iſt die monarchi¬<lb/> ſche Verfaſſung ihrer Kirche. Sie haben einen<lb/> Papſt; vor ſolchem kreuze ich mich, wie vor dem<lb/> Satan. Sie haben eine Autorität; die fürchte ich<lb/> noch mehr, als den Räuber im <choice><sic>finſten</sic><corr>finſtern</corr></choice> Walde. Ich<lb/> laſſe mich von keiner Wahrheit gern einſchränken;<lb/> ich trinke, wie der goldgelockte Felix im Wilhelm<lb/> Meiſter, am liebſten aus der Flaſche. Wenn ein<lb/> Pabſt mir ſagt: zwei mal zwei iſt vier — glaube<lb/> ich es ihm nicht, und habe ich es früher gewußt,<lb/> fange ich an, daran zu zweifeln. Zwar weiß ich<lb/> recht gut, daß keine neue Kirche der monarchiſchen<lb/> Leitung entbehren kann; das Chriſtenthum ſelbſt blieb<lb/> ſchwach, ward verfolgt und geſchlagen, ſo lange es<lb/> republikaniſch war, und wurde erſt ſtark, ſiegend und<lb/> erobernd, als es einen höchſten Biſchof an ſeine<lb/> Spitze ſtellte. Jedem Staate iſt die monarchiſche<lb/> Gewalt in ſeiner Kindheit die Laufbank, in ſeinem<lb/> Greiſenalter eine Krücke; Freiheit gehört dem Jüng¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [14/0028]
haben, der iſt nun beſonders klein und ich glaube, daß
ſie ihn aus Schelmerei ſo gewählt, damit die Zu¬
hörer um ſo begieriger herbeiſtrömen. Wo die Pa¬
riſer keinen Platz finden, da eilen ſie am liebſten hin,
beſonders die Frauenzimmer; es iſt ihre Wonne, ge¬
ſtoßen und gedrückt zu werden.
Was mich bis jetzt von einer nähern Bekannt¬
ſchaft, nicht mit den Grundſätzen, ſondern mit den
Lehren der Simoniſten, abgehalten, iſt die monarchi¬
ſche Verfaſſung ihrer Kirche. Sie haben einen
Papſt; vor ſolchem kreuze ich mich, wie vor dem
Satan. Sie haben eine Autorität; die fürchte ich
noch mehr, als den Räuber im finſtern Walde. Ich
laſſe mich von keiner Wahrheit gern einſchränken;
ich trinke, wie der goldgelockte Felix im Wilhelm
Meiſter, am liebſten aus der Flaſche. Wenn ein
Pabſt mir ſagt: zwei mal zwei iſt vier — glaube
ich es ihm nicht, und habe ich es früher gewußt,
fange ich an, daran zu zweifeln. Zwar weiß ich
recht gut, daß keine neue Kirche der monarchiſchen
Leitung entbehren kann; das Chriſtenthum ſelbſt blieb
ſchwach, ward verfolgt und geſchlagen, ſo lange es
republikaniſch war, und wurde erſt ſtark, ſiegend und
erobernd, als es einen höchſten Biſchof an ſeine
Spitze ſtellte. Jedem Staate iſt die monarchiſche
Gewalt in ſeiner Kindheit die Laufbank, in ſeinem
Greiſenalter eine Krücke; Freiheit gehört dem Jüng¬
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