oder täuschen sie sich selbst -- ich weiß es nicht. Vielleicht heucheln sie diesen Grundsatz, um die Frauen für ihre Sekte zu gewinnen. Ist es ihnen aber Ernst, dann sind sie in einem Wahne befangen, der nur darum nicht verderblich ist, weil er nie zur Wirklichkeit werden kann. Bei einer flüchtigen Be¬ trachtung scheint es zwar Gewinn, wenn das weib¬ liche Geschlecht emancipirt würde, wenn es gleiche sittliche, gleiche politische Rechte mit den Männern erhielte; der Kreis der Menschheit, scheint es, würde dadurch erweitert werden. Aber es ist Täuschung. Selbstständigkeit des Weibes würde nicht allein die Bestimmung des weiblichen, sondern auch die des männlichen Geschlechts vereiteln. Nicht das Weib, nicht der Mann allein drücken die menschliche Natur aus; nur Mann und Frau vereinigt bilden den voll¬ kommenen Menschen. Nur in der Ehe, nur im Fa¬ milienleben wird der Zweck der Menschheit erreicht.
oder täuſchen ſie ſich ſelbſt — ich weiß es nicht. Vielleicht heucheln ſie dieſen Grundſatz, um die Frauen für ihre Sekte zu gewinnen. Iſt es ihnen aber Ernſt, dann ſind ſie in einem Wahne befangen, der nur darum nicht verderblich iſt, weil er nie zur Wirklichkeit werden kann. Bei einer flüchtigen Be¬ trachtung ſcheint es zwar Gewinn, wenn das weib¬ liche Geſchlecht emancipirt würde, wenn es gleiche ſittliche, gleiche politiſche Rechte mit den Männern erhielte; der Kreis der Menſchheit, ſcheint es, würde dadurch erweitert werden. Aber es iſt Täuſchung. Selbſtſtändigkeit des Weibes würde nicht allein die Beſtimmung des weiblichen, ſondern auch die des männlichen Geſchlechts vereiteln. Nicht das Weib, nicht der Mann allein drücken die menſchliche Natur aus; nur Mann und Frau vereinigt bilden den voll¬ kommenen Menſchen. Nur in der Ehe, nur im Fa¬ milienleben wird der Zweck der Menſchheit erreicht.
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oder täuſchen ſie ſich ſelbſt — ich weiß es nicht.
Vielleicht heucheln ſie dieſen Grundſatz, um die
Frauen für ihre Sekte zu gewinnen. Iſt es ihnen
aber Ernſt, dann ſind ſie in einem Wahne befangen,
der nur darum nicht verderblich iſt, weil er nie zur
Wirklichkeit werden kann. Bei einer flüchtigen Be¬
trachtung ſcheint es zwar Gewinn, wenn das weib¬
liche Geſchlecht emancipirt würde, wenn es gleiche
ſittliche, gleiche politiſche Rechte mit den Männern
erhielte; der Kreis der Menſchheit, ſcheint es, würde
dadurch erweitert werden. Aber es iſt Täuſchung.
Selbſtſtändigkeit des Weibes würde nicht allein die
Beſtimmung des weiblichen, ſondern auch die des
männlichen Geſchlechts vereiteln. Nicht das Weib,
nicht der Mann allein drücken die menſchliche Natur
aus; nur Mann und Frau vereinigt bilden den voll¬
kommenen Menſchen. Nur in der Ehe, nur im Fa¬
milienleben wird der Zweck der Menſchheit erreicht.
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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris04_1833/34>, abgerufen am 03.12.2024.
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