giebt -- man gebe ihm so viel er braucht, so viel er wünscht, daß er zufrieden sey und uns zufrieden lasse; denn die üblen Launen eines Fürsten sind dem Lande verderblich, und zu allen Zeiten mußte das Volk sein Glück und seine Freiheit erkaufen. Son¬ dern das ist zu bedenken: jeder überflüssige Sold, den ein Volk seinem Fürsten giebt, den dieser nicht für sich und seine Familie verwenden kann, wird dazu gebraucht, einen Hof zu bilden und zu nähren, der als giftiger Nebel sich zwischen Fürst und Volk hinzieht, und eine traurige Thronfinsterniß hervor¬ bringt. Vielleicht ist es wahr, was die Fürstengläu¬ bigen behaupten: eine Krone sey etwas himmlisches, eine Art Sonne, die im reinsten Lichte strahle; aber woher wollen wir Bürger das wissen? Man zer¬ streue den Hofdunst, der jede Krone umgiebt, und dann werden wir sehen, was daran ist. Dann ist zu überlegen, daß man ganz falsch rechnet, wenn man blos die Millionen, die man einem Fürsten als Civilliste bewilligt, zählt. Diese Millonen sind nur das Saatkorn, das dreißigfachen Ertrag giebt; diese Civilliste ist nur die Waffe, womit ein Fürst sich Alles erbeutet von seinem Volke, wornach ihm gelü¬ stet. Ludwig XVIII. hatte fünf und dreißig Millio¬ nen; aber mit diesen fünf und dreißig Millionen holte er sich tausend andere, womit er sich und seine Creaturen für den durch die Emigration erlittenen
giebt — man gebe ihm ſo viel er braucht, ſo viel er wünſcht, daß er zufrieden ſey und uns zufrieden laſſe; denn die üblen Launen eines Fürſten ſind dem Lande verderblich, und zu allen Zeiten mußte das Volk ſein Glück und ſeine Freiheit erkaufen. Son¬ dern das iſt zu bedenken: jeder überflüſſige Sold, den ein Volk ſeinem Fürſten giebt, den dieſer nicht für ſich und ſeine Familie verwenden kann, wird dazu gebraucht, einen Hof zu bilden und zu nähren, der als giftiger Nebel ſich zwiſchen Fürſt und Volk hinzieht, und eine traurige Thronfinſterniß hervor¬ bringt. Vielleicht iſt es wahr, was die Fürſtengläu¬ bigen behaupten: eine Krone ſey etwas himmliſches, eine Art Sonne, die im reinſten Lichte ſtrahle; aber woher wollen wir Bürger das wiſſen? Man zer¬ ſtreue den Hofdunſt, der jede Krone umgiebt, und dann werden wir ſehen, was daran iſt. Dann iſt zu überlegen, daß man ganz falſch rechnet, wenn man blos die Millionen, die man einem Fürſten als Civilliſte bewilligt, zählt. Dieſe Millonen ſind nur das Saatkorn, das dreißigfachen Ertrag giebt; dieſe Civilliſte iſt nur die Waffe, womit ein Fürſt ſich Alles erbeutet von ſeinem Volke, wornach ihm gelü¬ ſtet. Ludwig XVIII. hatte fünf und dreißig Millio¬ nen; aber mit dieſen fünf und dreißig Millionen holte er ſich tauſend andere, womit er ſich und ſeine Creaturen für den durch die Emigration erlittenen
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giebt — man gebe ihm ſo viel er braucht, ſo viel
er wünſcht, daß er zufrieden ſey und uns zufrieden
laſſe; denn die üblen Launen eines Fürſten ſind dem
Lande verderblich, und zu allen Zeiten mußte das
Volk ſein Glück und ſeine Freiheit erkaufen. Son¬
dern das iſt zu bedenken: jeder überflüſſige Sold,
den ein Volk ſeinem Fürſten giebt, den dieſer nicht
für ſich und ſeine Familie verwenden kann, wird
dazu gebraucht, einen Hof zu bilden und zu nähren,
der als giftiger Nebel ſich zwiſchen Fürſt und Volk
hinzieht, und eine traurige Thronfinſterniß hervor¬
bringt. Vielleicht iſt es wahr, was die Fürſtengläu¬
bigen behaupten: eine Krone ſey etwas himmliſches,
eine Art Sonne, die im reinſten Lichte ſtrahle; aber
woher wollen wir Bürger das wiſſen? Man zer¬
ſtreue den Hofdunſt, der jede Krone umgiebt, und
dann werden wir ſehen, was daran iſt. Dann iſt
zu überlegen, daß man ganz falſch rechnet, wenn
man blos die Millionen, die man einem Fürſten als
Civilliſte bewilligt, zählt. Dieſe Millonen ſind nur
das Saatkorn, das dreißigfachen Ertrag giebt; dieſe
Civilliſte iſt nur die Waffe, womit ein Fürſt ſich
Alles erbeutet von ſeinem Volke, wornach ihm gelü¬
ſtet. Ludwig XVIII. hatte fünf und dreißig Millio¬
nen; aber mit dieſen fünf und dreißig Millionen
holte er ſich tauſend andere, womit er ſich und ſeine
Creaturen für den durch die Emigration erlittenen
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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris04_1833/42>, abgerufen am 21.11.2024.
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