Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834.bleich und die Renten fallen. Menschenrechte -- das -- Gestern Abend sah ich zum erstenmale De¬ bleich und die Renten fallen. Menſchenrechte — das — Geſtern Abend ſah ich zum erſtenmale De¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0121" n="109"/> bleich und die Renten fallen. Menſchenrechte — das<lb/> iſt die Guillotine!</p><lb/> <p>— Geſtern Abend ſah ich zum erſtenmale De¬<lb/> moiſelle <hi rendition="#g">Georges</hi> ſpielen; nicht zum erſtenmale die¬<lb/> ſen Winter, ſondern zum erſtenmale im neunzehnten<lb/> Jahrhunderte. Dieſes Schickſal habe ich ſchon oft<lb/> in meinem Leben gehabt: daß ich den Sonnenauf¬<lb/> gang und den Mittag verſchlafen, und erſt beim<lb/> Sonnenuntergange munter geworden bin. Demoi¬<lb/> ſelle Mars habe ich voriges Jahr zum erſtenmale<lb/> geſehen, Talma kurz vor ſeinem Tode, mich ſelbſt<lb/> lernte ich erſt nach dem dreißigſten Jahre kennen und<lb/> ohne Sie hätte ich wahrſcheinlich erſt zehen Jahre<lb/> ſpäter meine angenehme Bekanntſchaft gemacht. Als<lb/> ich vor zwei Jahre nach Paris kam, war die Frei¬<lb/> heit ſchon im Untergehen, und ich mußte ſogar auf<lb/> einen hohen Berg der Begeiſterung ſteigen, um noch<lb/> ihre letzten Strahlen zu erwiſchen; denn im Thale<lb/> war es ſchon dunkel. So immer zu ſpät. Ein po¬<lb/> litiſcher Ketzer bin ich geworden, ſeitdem man nicht<lb/> mehr verbrennt und viertheilt, ſondern blos mit dem<lb/> Zuchthauſe auf unbeſtimmte Zeit und mit einer Ab¬<lb/> bitte vor dem Conterfei eines Königs beſtraft. Die¬<lb/> ſes Abbitten vor dem Bilde des Königs von Baiern<lb/> will mir gar nicht aus dem Kopf. Es iſt zu fürch¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [109/0121]
bleich und die Renten fallen. Menſchenrechte — das
iſt die Guillotine!
— Geſtern Abend ſah ich zum erſtenmale De¬
moiſelle Georges ſpielen; nicht zum erſtenmale die¬
ſen Winter, ſondern zum erſtenmale im neunzehnten
Jahrhunderte. Dieſes Schickſal habe ich ſchon oft
in meinem Leben gehabt: daß ich den Sonnenauf¬
gang und den Mittag verſchlafen, und erſt beim
Sonnenuntergange munter geworden bin. Demoi¬
ſelle Mars habe ich voriges Jahr zum erſtenmale
geſehen, Talma kurz vor ſeinem Tode, mich ſelbſt
lernte ich erſt nach dem dreißigſten Jahre kennen und
ohne Sie hätte ich wahrſcheinlich erſt zehen Jahre
ſpäter meine angenehme Bekanntſchaft gemacht. Als
ich vor zwei Jahre nach Paris kam, war die Frei¬
heit ſchon im Untergehen, und ich mußte ſogar auf
einen hohen Berg der Begeiſterung ſteigen, um noch
ihre letzten Strahlen zu erwiſchen; denn im Thale
war es ſchon dunkel. So immer zu ſpät. Ein po¬
litiſcher Ketzer bin ich geworden, ſeitdem man nicht
mehr verbrennt und viertheilt, ſondern blos mit dem
Zuchthauſe auf unbeſtimmte Zeit und mit einer Ab¬
bitte vor dem Conterfei eines Königs beſtraft. Die¬
ſes Abbitten vor dem Bilde des Königs von Baiern
will mir gar nicht aus dem Kopf. Es iſt zu fürch¬
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