Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834.
aux clercs, Musik von Herold. Die heutigen Das Stück von welchem die Rede ist spielt zur
aux clercs, Muſik von Herold. Die heutigen Das Stück von welchem die Rede iſt ſpielt zur <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><hi rendition="#aq #g"><pb facs="#f0124" n="112"/> aux clercs</hi>, Muſik von Herold. Die heutigen<lb/> Zeitungen rühmen dieſe neue Oper ſehr. Ich laſſe<lb/> mir das alles ſehr gern gefallen, denn ich profitire<lb/> davon. Seit zwei Jahren leiten die Boulevards-<lb/> Theater meine hiſtoriſche Studien. So oft ich ein<lb/> hiſtoriſches Schauſpiel geſehen, ließ ich mir den fol¬<lb/> genden Tag alle die Geſchichtsbücher, Memoiren und<lb/> Chroniken holen, die von der Zeit und der Ge¬<lb/> ſchichte handeln, die auf der Bühne vorgeſtellt wer¬<lb/> den, und ich las ſie. Jungen Leuten möchte ich dieſe<lb/> Art Geſchichte zu ſtudiren freilich nicht empfehlen;<lb/> aber für Kinder und bequeme Leute iſt das die rechte<lb/> Art und ob ich zwar ſchlecht beſtehen würde wenn<lb/> mich Schloſſer examinirte, ſo bin ich doch im <hi rendition="#g">Am¬<lb/> bigü Comique</hi> der gründlichſte Hiſtoriker.</p><lb/> <p>Das Stück von welchem die Rede iſt ſpielt zur<lb/> Zeit Carls <hi rendition="#aq">VI</hi>. und die Georges ſpielte die Iſabeau<lb/> von Baiern. Darüber brauchte ich aber nichts nach¬<lb/> zuleſen, denn die Geſchichte war mir aus Schillers<lb/> Jungfrau von Orleans ſchon längſt bekannt. Leider!<lb/> Der Menſch weiß immer zu viel; denn daher kam<lb/> es, daß mir das Drama lächerlich vorkam. Dieſe<lb/> Iſabeau iſt verliebt, aber nicht wie ein weiblicher<lb/> Satan, nicht wie eine alte Frau, nicht wie eine Ehr¬<lb/> geizige, nicht wie eine Königin, nicht wie eine Ra¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [112/0124]
aux clercs, Muſik von Herold. Die heutigen
Zeitungen rühmen dieſe neue Oper ſehr. Ich laſſe
mir das alles ſehr gern gefallen, denn ich profitire
davon. Seit zwei Jahren leiten die Boulevards-
Theater meine hiſtoriſche Studien. So oft ich ein
hiſtoriſches Schauſpiel geſehen, ließ ich mir den fol¬
genden Tag alle die Geſchichtsbücher, Memoiren und
Chroniken holen, die von der Zeit und der Ge¬
ſchichte handeln, die auf der Bühne vorgeſtellt wer¬
den, und ich las ſie. Jungen Leuten möchte ich dieſe
Art Geſchichte zu ſtudiren freilich nicht empfehlen;
aber für Kinder und bequeme Leute iſt das die rechte
Art und ob ich zwar ſchlecht beſtehen würde wenn
mich Schloſſer examinirte, ſo bin ich doch im Am¬
bigü Comique der gründlichſte Hiſtoriker.
Das Stück von welchem die Rede iſt ſpielt zur
Zeit Carls VI. und die Georges ſpielte die Iſabeau
von Baiern. Darüber brauchte ich aber nichts nach¬
zuleſen, denn die Geſchichte war mir aus Schillers
Jungfrau von Orleans ſchon längſt bekannt. Leider!
Der Menſch weiß immer zu viel; denn daher kam
es, daß mir das Drama lächerlich vorkam. Dieſe
Iſabeau iſt verliebt, aber nicht wie ein weiblicher
Satan, nicht wie eine alte Frau, nicht wie eine Ehr¬
geizige, nicht wie eine Königin, nicht wie eine Ra¬
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