Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834.Herrschaft zu Ende geht. Ja alle diese unsere -- Heute kaufte ich einen schönen Geldbeu¬ Herrſchaft zu Ende geht. Ja alle dieſe unſere — Heute kaufte ich einen ſchönen Geldbeu¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div> <p><pb facs="#f0134" n="122"/> Herrſchaft zu Ende geht. Ja alle dieſe unſere<lb/> Feinde wiſſen das beſſer als wir ſelbſt; denn ihren<lb/> Untergang ſehen ſie durch das Glas ihrer Furcht<lb/> weit näher, als wir es ſehen durch das Glas unſe¬<lb/> rer Hoffnung. Aber weil ſie es wiſſen, darum wü¬<lb/> then ſie; ſie wollen ſich nicht retten, ſie wollen ſich<lb/> rächen. Es giebt in Europa keinen Fürſten mehr,<lb/> der ſo verblendet wäre, daß er noch hoffte, es werde<lb/> einer ſeiner Enkel den Thron beſteigen. Aber weil<lb/> ohne Hoffnung, iſt er auch ohne Erbarmen und nimmt<lb/> ſich die Tyranney ſeines Enkels voraus, ſie zu der<lb/> ſeinigen geſellend.</p><lb/> <p>— Heute kaufte ich einen ſchönen Geldbeu¬<lb/> tel für Sie, von der Farbe des griechiſchen Him¬<lb/> mels und der Königlich baieriſchen Nation: nämlich<lb/> hellblau, mit einem goldenen Saume und mit weißer<lb/> Seide gefüttert. So wonniglich weich anzufühlen,<lb/> daß es einer zarten Seele ſchwer fiele, hartes uner¬<lb/> bittliches Geld hineinzulegen. Aber Sie werden ihn<lb/> zu Almoſen beſtimmen. Hören Sie wie Sie dazu<lb/> gekommen. Noch fünf Minuten vorher dachte ich<lb/> nicht daran ihn zu kaufen, ob ich zwar an Sie dachte,<lb/> denn ich ſchrieb Ihnen gerade. Ich las die allge¬<lb/> meine Zeitung und darin von den hannöveriſchen<lb/> Ständen und von der Oeffentlichkeit die man ihnen<lb/> bewilligt, von der Größe eines Nadelſtichs; und wie<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [122/0134]
Herrſchaft zu Ende geht. Ja alle dieſe unſere
Feinde wiſſen das beſſer als wir ſelbſt; denn ihren
Untergang ſehen ſie durch das Glas ihrer Furcht
weit näher, als wir es ſehen durch das Glas unſe¬
rer Hoffnung. Aber weil ſie es wiſſen, darum wü¬
then ſie; ſie wollen ſich nicht retten, ſie wollen ſich
rächen. Es giebt in Europa keinen Fürſten mehr,
der ſo verblendet wäre, daß er noch hoffte, es werde
einer ſeiner Enkel den Thron beſteigen. Aber weil
ohne Hoffnung, iſt er auch ohne Erbarmen und nimmt
ſich die Tyranney ſeines Enkels voraus, ſie zu der
ſeinigen geſellend.
— Heute kaufte ich einen ſchönen Geldbeu¬
tel für Sie, von der Farbe des griechiſchen Him¬
mels und der Königlich baieriſchen Nation: nämlich
hellblau, mit einem goldenen Saume und mit weißer
Seide gefüttert. So wonniglich weich anzufühlen,
daß es einer zarten Seele ſchwer fiele, hartes uner¬
bittliches Geld hineinzulegen. Aber Sie werden ihn
zu Almoſen beſtimmen. Hören Sie wie Sie dazu
gekommen. Noch fünf Minuten vorher dachte ich
nicht daran ihn zu kaufen, ob ich zwar an Sie dachte,
denn ich ſchrieb Ihnen gerade. Ich las die allge¬
meine Zeitung und darin von den hannöveriſchen
Ständen und von der Oeffentlichkeit die man ihnen
bewilligt, von der Größe eines Nadelſtichs; und wie
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |