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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834.

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Sie wundern sich gewiß, daß ich noch kein
Wort Politik gesprochen in diesen sechs Briefen; ich
wundere mich selbst darüber und ich weiß nicht wie
es kömmt .... O! es ist so langweilig, so lang¬
weilig! ich knurre wie ein alter Hund der unter dem
Ofen liegt und kann es vor lauter Bosheit nicht zum
Bellen bringen. Bosheit gegen wen? Nicht gegen
den bürgerfreundlichen Großherzog von Baden, der
die Professoren Rotteck und Welcker abgesetzt: son¬
dern gegen die Letzteren, die aus Schaafs-Gutmü¬
thigkeit, ein aktives Verbum haben zum passiven
werden lassen. Nicht gegen den Minister Winter in
Carlsruh, der sich für einen freisinnigen Mann aus¬
gegeben und den ich immer für einen Pascha von
drei Fuchsschweifen gehalten; sondern gegen die Nar¬
ren, die ihm das geglaubt. Nicht gegen die Scham¬
losigkeit der baierischen Regierung, die Landeskinder
nach Griechenland schickt, um deutsches zahmes Kuh¬
pockengift in das edle griechische Blut zu bringen,
damit ein Heldenvolk bewahrt werde vor dem Fieber

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Sie wundern ſich gewiß, daß ich noch kein
Wort Politik geſprochen in dieſen ſechs Briefen; ich
wundere mich ſelbſt darüber und ich weiß nicht wie
es kömmt .... O! es iſt ſo langweilig, ſo lang¬
weilig! ich knurre wie ein alter Hund der unter dem
Ofen liegt und kann es vor lauter Bosheit nicht zum
Bellen bringen. Bosheit gegen wen? Nicht gegen
den bürgerfreundlichen Großherzog von Baden, der
die Profeſſoren Rotteck und Welcker abgeſetzt: ſon¬
dern gegen die Letzteren, die aus Schaafs-Gutmü¬
thigkeit, ein aktives Verbum haben zum paſſiven
werden laſſen. Nicht gegen den Miniſter Winter in
Carlsruh, der ſich für einen freiſinnigen Mann aus¬
gegeben und den ich immer für einen Paſcha von
drei Fuchsſchweifen gehalten; ſondern gegen die Nar¬
ren, die ihm das geglaubt. Nicht gegen die Scham¬
loſigkeit der baieriſchen Regierung, die Landeskinder
nach Griechenland ſchickt, um deutſches zahmes Kuh¬
pockengift in das edle griechiſche Blut zu bringen,
damit ein Heldenvolk bewahrt werde vor dem Fieber

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[3/0015] Montag, den 12. November. Sie wundern ſich gewiß, daß ich noch kein Wort Politik geſprochen in dieſen ſechs Briefen; ich wundere mich ſelbſt darüber und ich weiß nicht wie es kömmt .... O! es iſt ſo langweilig, ſo lang¬ weilig! ich knurre wie ein alter Hund der unter dem Ofen liegt und kann es vor lauter Bosheit nicht zum Bellen bringen. Bosheit gegen wen? Nicht gegen den bürgerfreundlichen Großherzog von Baden, der die Profeſſoren Rotteck und Welcker abgeſetzt: ſon¬ dern gegen die Letzteren, die aus Schaafs-Gutmü¬ thigkeit, ein aktives Verbum haben zum paſſiven werden laſſen. Nicht gegen den Miniſter Winter in Carlsruh, der ſich für einen freiſinnigen Mann aus¬ gegeben und den ich immer für einen Paſcha von drei Fuchsſchweifen gehalten; ſondern gegen die Nar¬ ren, die ihm das geglaubt. Nicht gegen die Scham¬ loſigkeit der baieriſchen Regierung, die Landeskinder nach Griechenland ſchickt, um deutſches zahmes Kuh¬ pockengift in das edle griechiſche Blut zu bringen, damit ein Heldenvolk bewahrt werde vor dem Fieber 1*

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris05_1834/15>, abgerufen am 21.11.2024.