Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834.aber nicht von ihrem Rechte. Sagt, daß die Völker aber nicht von ihrem Rechte. Sagt, daß die Völker <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div> <div> <p><pb facs="#f0196" n="184"/> aber nicht von ihrem Rechte. Sagt, daß die Völker<lb/> einen ligitimen Fürſten fürchten, ſagt aber nicht, daß<lb/> ſie ihn lieben. Die Franzoſen haben dreimal die<lb/> Bourbons verjagt, ſo legitim ſie waren, und haben<lb/> für den Uſurpator Napoleon mehr gethan als je für<lb/> einen ihrer Könige; denn ſie liebten ihn. Die<lb/> Schweizeriſche Republik lebt ſchon ein halbes Jahr¬<lb/> tauſend im Glücke und Frieden, weil ſie ihre Berge<lb/> gegen die Fürſten ſchützte oder dieſe über die Thei¬<lb/> lung des Raubes nicht einig werden konnten. Nord¬<lb/> amerika genießt ſeit ſechszig Jahren Freiheit und<lb/> Ordnung, weil es die Könige nicht erreichen können.<lb/> Don Pedro iſt ein legitimer Fürſt, warum gelingt<lb/> es ihm nicht? Weil er ſeinem Volke die Freiheit zu<lb/> geben gedenkt und ihn darum ſeine gekrönten Brüder<lb/> als ein unwürdiges Glied aus der Familie geſtoßen,<lb/> und ihm ſchaden ſoviel ſie können. Don Miguel iſt<lb/> ein Uſurpator, warum erhält er ſich? Weil er die<lb/> Tyrannei meiſterhaft handhabt, und die entzückten<lb/> Fürſten ihm darum heimlich Beiſtand leiſten. Das<lb/> iſt der Segen der Legitimität, daß iſt die Ruhe und<lb/> Ordnung in Monarchien: man findet ſich mit den<lb/> Räubern ab, und gegen den Beutel laſſen ſie uns<lb/> das Leben. Und will einer ſein Leben <hi rendition="#g">und</hi> ſeinen<lb/> Beutel behalten, ſchlägt man ihn todt und dann heißt<lb/> es: Seht! das ſind die blutigen Folgen der Revolu¬<lb/> tionen. Vor einigen Jahren machte Vidocq der<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [184/0196]
aber nicht von ihrem Rechte. Sagt, daß die Völker
einen ligitimen Fürſten fürchten, ſagt aber nicht, daß
ſie ihn lieben. Die Franzoſen haben dreimal die
Bourbons verjagt, ſo legitim ſie waren, und haben
für den Uſurpator Napoleon mehr gethan als je für
einen ihrer Könige; denn ſie liebten ihn. Die
Schweizeriſche Republik lebt ſchon ein halbes Jahr¬
tauſend im Glücke und Frieden, weil ſie ihre Berge
gegen die Fürſten ſchützte oder dieſe über die Thei¬
lung des Raubes nicht einig werden konnten. Nord¬
amerika genießt ſeit ſechszig Jahren Freiheit und
Ordnung, weil es die Könige nicht erreichen können.
Don Pedro iſt ein legitimer Fürſt, warum gelingt
es ihm nicht? Weil er ſeinem Volke die Freiheit zu
geben gedenkt und ihn darum ſeine gekrönten Brüder
als ein unwürdiges Glied aus der Familie geſtoßen,
und ihm ſchaden ſoviel ſie können. Don Miguel iſt
ein Uſurpator, warum erhält er ſich? Weil er die
Tyrannei meiſterhaft handhabt, und die entzückten
Fürſten ihm darum heimlich Beiſtand leiſten. Das
iſt der Segen der Legitimität, daß iſt die Ruhe und
Ordnung in Monarchien: man findet ſich mit den
Räubern ab, und gegen den Beutel laſſen ſie uns
das Leben. Und will einer ſein Leben und ſeinen
Beutel behalten, ſchlägt man ihn todt und dann heißt
es: Seht! das ſind die blutigen Folgen der Revolu¬
tionen. Vor einigen Jahren machte Vidocq der
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