Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834."mal zeigt, wenden sich plötzlich alle Blicke dahin. „mal zeigt, wenden ſich plötzlich alle Blicke dahin. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div> <div> <p><pb facs="#f0199" n="187"/> „mal zeigt, wenden ſich plötzlich alle Blicke dahin.<lb/> „Die Frau Herzogin von Berry erſcheint um ſo er¬<lb/> „habener, als alles rund um ſie her flach iſt. Ja,<lb/> „ſie hätte zu fürchten verkannt zu werden, denn ſie<lb/> „iſt dieſſeits oder jenſeits eines Jahrhunderts das<lb/> „ihres Gleichen hervorzubringen vermochte. Um zu<lb/> „bewundern muß man faſſen; der Muth bleibt der<lb/> „Furcht ſtets ein Geheimniß; die Mittelmäßigkeit<lb/> „knurrt den Genius an. Die Gefangene von Blaye<lb/> „iſt nicht von ihrer Zeit, ihr Ruhm iſt ein Anachro¬<lb/> „nismus.“ Larifari! Doch ſind es reſpektabele gol¬<lb/> dene Lügen und ich ziehe meinen Hut vor ihnen ab.<lb/> Es ſind noch keine vierzehen Tage, daß Chateaubri¬<lb/> ands Schrift erſchienen und ſchon ſind dreißig Tau¬<lb/> ſend Exemplare davon gekauft, die dem edlen <choice><sic>Ver¬<lb/> faſſar</sic><corr>Ver¬<lb/> faſſer</corr></choice> fünfzig Tauſend Franken eingebracht haben.<lb/> Die Legitimiſten nehmlich haben auf dieſe delikate<lb/> Weiſe ſeine Treue belohnen wollen. Jetzt kann doch<lb/> Chateaubriand mit ſeiner eigenen Achtung nach Genf<lb/> zurückkehren und in ſeiner Einſamkeit die ſehr ange¬<lb/> nehme Geſellſchaft von hundert Bankzetteln genießen.<lb/> Fünfzig Tauſend Franken für ſieben Bogen, die Ar¬<lb/> beit einiger Tage! So viel hat mir mein dicker Li¬<lb/> beralismus in meinem ganzen Leben nicht eingebracht.<lb/> Der Mund wäſſert einem darnach ein Royaliſt zu<lb/> werden. Zum Glücke bezahlen ſie einem in Deutſch¬<lb/> land ſchlecht. Um fünfzig tauſend Franken zu ver¬<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [187/0199]
„mal zeigt, wenden ſich plötzlich alle Blicke dahin.
„Die Frau Herzogin von Berry erſcheint um ſo er¬
„habener, als alles rund um ſie her flach iſt. Ja,
„ſie hätte zu fürchten verkannt zu werden, denn ſie
„iſt dieſſeits oder jenſeits eines Jahrhunderts das
„ihres Gleichen hervorzubringen vermochte. Um zu
„bewundern muß man faſſen; der Muth bleibt der
„Furcht ſtets ein Geheimniß; die Mittelmäßigkeit
„knurrt den Genius an. Die Gefangene von Blaye
„iſt nicht von ihrer Zeit, ihr Ruhm iſt ein Anachro¬
„nismus.“ Larifari! Doch ſind es reſpektabele gol¬
dene Lügen und ich ziehe meinen Hut vor ihnen ab.
Es ſind noch keine vierzehen Tage, daß Chateaubri¬
ands Schrift erſchienen und ſchon ſind dreißig Tau¬
ſend Exemplare davon gekauft, die dem edlen Ver¬
faſſer fünfzig Tauſend Franken eingebracht haben.
Die Legitimiſten nehmlich haben auf dieſe delikate
Weiſe ſeine Treue belohnen wollen. Jetzt kann doch
Chateaubriand mit ſeiner eigenen Achtung nach Genf
zurückkehren und in ſeiner Einſamkeit die ſehr ange¬
nehme Geſellſchaft von hundert Bankzetteln genießen.
Fünfzig Tauſend Franken für ſieben Bogen, die Ar¬
beit einiger Tage! So viel hat mir mein dicker Li¬
beralismus in meinem ganzen Leben nicht eingebracht.
Der Mund wäſſert einem darnach ein Royaliſt zu
werden. Zum Glücke bezahlen ſie einem in Deutſch¬
land ſchlecht. Um fünfzig tauſend Franken zu ver¬
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |