Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834.-- seitdem zwei Jahre älter geworden, bewunderte V. 3
— ſeitdem zwei Jahre älter geworden, bewunderte V. 3
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— ſeitdem zwei Jahre älter geworden, bewunderte
ich noch mehr die Jugendlichkeit dieſes Mannes.
So viel Punkte, ſo viel Küſſe ſind in ſeinen Briefen.
Und die unnachahmliche Kunſt, daß man durch die
zehen Jahre, die der Briefwechſel dauert, nie merkt,
wie alt ſie denn eigentlich iſt. Anfänglich war ich
ein dummer tugendhafter Deutſcher und urtheilte:
weil er mit ihr von gewiſſen Dinge auf eine gewiſſe
Art ſpricht, muß ſie wohl ihre Jugendzeit hinter ſich
haben. Als ich aber den dritten Band las, ſah' ich
ein wie ich mich geirrt. Da ſpricht Diderot einmal
von und mit ſeiner eigenen Tochter, die ſechszehen
Jahre alt iſt. Nein, das Blut kann einem dabei
gefrieren! Ueber Dinge in welchen ein Frauenzim¬
mer nicht eher Schülerin werden darf, als bis ſie
Meiſterin geworden, und worin ſie nur die Erfah¬
rung belehren ſoll, wird Diderots Tochter von ihrem
Vater wiſſenſchaftlich unterrichtet. Und er erzählt
ſeiner Freundin umſtändlich und mit väterlichem Ent¬
zücken, wie verſtändig ſich ſeine Tochter dabei benom¬
men. Gut — ſagt ſie zuletzt — wir wollen keine
Vorurtheile haben; aber der Anſtand, die Ueberein¬
kunft, der Schein iſt zu achten. Dann ſpricht ſie
von Geiſt und Materie wie Holbach und die Andern.
Der Satan von ſechszehen Jahren erkennt keine
V. 3
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