Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834.stark die bestehende Ordnung der Dinge; aber ihr ſtark die beſtehende Ordnung der Dinge; aber ihr <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0048" n="36"/> ſtark die beſtehende Ordnung der Dinge; aber ihr<lb/> Eifer war doch mehr gegen die Staatsverwaltung<lb/> als gegen die Verfaſſung gerichtet. Rouſſeau's Sy¬<lb/> ſtem machte auf praktiſche Wirkung keinen Anſpruch<lb/> Voltaire ſchrieb nie auch nur ein einziges Wort ge¬<lb/> gen den Adel. Nur von Chamfort iſt mir bekannt,<lb/> daß er aufrühreriſche Wünſche und Hoffnungen aus¬<lb/> geſprochen; aber das geſchah ſehr ſpät, nur in ver¬<lb/> trauter mündlicher Unterhaltung, und ſeine Gleichge¬<lb/> ſinnten ſelbſt haben ihn wie einen tollen Menſchen<lb/> angehört. Der Haß und der Kampf aller jener <choice><sic>re¬<lb/> volutianären</sic><corr>re¬<lb/> volutionären</corr></choice> <choice><sic>Schrifſteller</sic><corr>Schriftſteller</corr></choice> waren nur gegen die Geiſt¬<lb/> lichkeit gerichtet. Es ſcheint alſo daß die geiſtliche<lb/> Macht, wenn auch nicht die ſtärkſte, doch die vorderſte<lb/> und höchſte Mauer bildete, welche als Befeſtigung<lb/> die Tyrannei umzog, und daß man erſt, nachdem<lb/> dieſe Mauer durchbrochen war, dahinter Adel und<lb/> Fürſtenthum als Graben und Wall, gewahrte, aus¬<lb/> füllte und ſtürmte. Waren ſelbſt damals die Philo¬<lb/> ſophen ſo blind, darf man ſich über die Verblendung<lb/> des Adels und der Fürſten gewiß nicht wundern.<lb/> Wie wurden die franzöſiſchen Schriftſteller des acht¬<lb/> zehnten Jahrhunderts von allen Großen geliebkoſt!<lb/> Freilich ſtellten ſie ſie nicht höher als gute Schau¬<lb/> ſpieler und ſchöne Opertänzerinnen; aber ſie wären<lb/> gewiß nicht ſo freundlich gegen ſie geweſen, hätten<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [36/0048]
ſtark die beſtehende Ordnung der Dinge; aber ihr
Eifer war doch mehr gegen die Staatsverwaltung
als gegen die Verfaſſung gerichtet. Rouſſeau's Sy¬
ſtem machte auf praktiſche Wirkung keinen Anſpruch
Voltaire ſchrieb nie auch nur ein einziges Wort ge¬
gen den Adel. Nur von Chamfort iſt mir bekannt,
daß er aufrühreriſche Wünſche und Hoffnungen aus¬
geſprochen; aber das geſchah ſehr ſpät, nur in ver¬
trauter mündlicher Unterhaltung, und ſeine Gleichge¬
ſinnten ſelbſt haben ihn wie einen tollen Menſchen
angehört. Der Haß und der Kampf aller jener re¬
volutionären Schriftſteller waren nur gegen die Geiſt¬
lichkeit gerichtet. Es ſcheint alſo daß die geiſtliche
Macht, wenn auch nicht die ſtärkſte, doch die vorderſte
und höchſte Mauer bildete, welche als Befeſtigung
die Tyrannei umzog, und daß man erſt, nachdem
dieſe Mauer durchbrochen war, dahinter Adel und
Fürſtenthum als Graben und Wall, gewahrte, aus¬
füllte und ſtürmte. Waren ſelbſt damals die Philo¬
ſophen ſo blind, darf man ſich über die Verblendung
des Adels und der Fürſten gewiß nicht wundern.
Wie wurden die franzöſiſchen Schriftſteller des acht¬
zehnten Jahrhunderts von allen Großen geliebkoſt!
Freilich ſtellten ſie ſie nicht höher als gute Schau¬
ſpieler und ſchöne Opertänzerinnen; aber ſie wären
gewiß nicht ſo freundlich gegen ſie geweſen, hätten
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