Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834.gegen den guten Staberl, der mir so viele frohe gegen den guten Staberl, der mir ſo viele frohe <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0053" n="41"/> gegen den guten Staberl, der mir ſo viele frohe<lb/> Stunden gemacht nicht undankbar bezeigen; ſonſt<lb/> würde ich das deutſche Volk mit ihm vergleichen.<lb/> Ich ſah einmal Staberl als Ehemann. An einem<lb/> rauhen Wintermorgen ſaß ſeine Frau vor dem Ofen<lb/> und trank Chocolade. Da kam Staberl mit einem<lb/> großen Korbe, der mit Gemüſen, Eiern, Hühnern<lb/> angefüllt war, vom Markte zurück. Die Frau lobte<lb/> oder ſchmähte den Gimpel, je nachdem ſie mit ſeinen<lb/> Einkäufen zufrieden oder unzufrieden war. „Wo<lb/> „ſind denn die Krebſe?“ fragte die Frau. „Ach —<lb/> „erwiederte Staberl — ſie ſind aus dem Korbe ge¬<lb/> „ſprungen, ich ihnen nach; da ſie aber rückwärts<lb/> „gingen, konnte ich ſie nicht einholen.“ Darauf gibt<lb/> ihm die Frau eine Ohrfeige. Aber Staberl ärgert<lb/> ſich nicht, ſondern bittet ſeine Frau unterthänigſt<lb/> freundlich um einen Kreutzer, ſich damit einen Bretzel<lb/> zu kaufen .... Iſt das deutſche Volk nicht ein<lb/> ächter Staberl. Seine Regierung, wie jede, iſt<lb/> ſeine Frau, beſtimmt ſeine Wirthſchaft und Haushal¬<lb/> tung zu führen. Statt deſſen aber geht das Volk,<lb/> der Mann, auf den Markt, während die Frau Re¬<lb/> gierung ſich gütlich thut, und das Gimpelvolk bettelt<lb/> bei ſeiner Regierung um einen Kreutzer, und iſt<lb/> glücklich wenn es ihn erhält! ... Und die Krebſe?<lb/><choice><sic>Run</sic><corr>Nun</corr></choice>, das ſind die conſtitutionellen Fürſten, und die<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [41/0053]
gegen den guten Staberl, der mir ſo viele frohe
Stunden gemacht nicht undankbar bezeigen; ſonſt
würde ich das deutſche Volk mit ihm vergleichen.
Ich ſah einmal Staberl als Ehemann. An einem
rauhen Wintermorgen ſaß ſeine Frau vor dem Ofen
und trank Chocolade. Da kam Staberl mit einem
großen Korbe, der mit Gemüſen, Eiern, Hühnern
angefüllt war, vom Markte zurück. Die Frau lobte
oder ſchmähte den Gimpel, je nachdem ſie mit ſeinen
Einkäufen zufrieden oder unzufrieden war. „Wo
„ſind denn die Krebſe?“ fragte die Frau. „Ach —
„erwiederte Staberl — ſie ſind aus dem Korbe ge¬
„ſprungen, ich ihnen nach; da ſie aber rückwärts
„gingen, konnte ich ſie nicht einholen.“ Darauf gibt
ihm die Frau eine Ohrfeige. Aber Staberl ärgert
ſich nicht, ſondern bittet ſeine Frau unterthänigſt
freundlich um einen Kreutzer, ſich damit einen Bretzel
zu kaufen .... Iſt das deutſche Volk nicht ein
ächter Staberl. Seine Regierung, wie jede, iſt
ſeine Frau, beſtimmt ſeine Wirthſchaft und Haushal¬
tung zu führen. Statt deſſen aber geht das Volk,
der Mann, auf den Markt, während die Frau Re¬
gierung ſich gütlich thut, und das Gimpelvolk bettelt
bei ſeiner Regierung um einen Kreutzer, und iſt
glücklich wenn es ihn erhält! ... Und die Krebſe?
Nun, das ſind die conſtitutionellen Fürſten, und die
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