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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834.

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Staberl von Liberalen, entschuldigen sich, daß sie sie
nicht hätten einholen können weil sie rückwärts ge¬
laufen. Ohrfeigen den Gimpeln!

-- Victor Hugo hat vor einigen Tagen ein
neues Drama Le roi s'amuse auf das Theatre
Francais gebracht. Hinein zu kommen war mir
nicht möglich an diesem Tage; denn alle brauchbare
Plätze waren lange vorher bestellt. Das Stück
wurde fast ausgepfiffen und nur mit der größten
Anstrengung vermochten die Freunde des Dichters
es von gänzlichem Sturze zu retten. Ich habe ge¬
stern einen flüchtigen Blick in die Zeitungskritiken
geworfen. Alle Blätter und von den verschiedensten
Farben verdammen das Drama. Doch ich traue
nicht recht. Sie sagen Hugo habe Scherz und
Ernst, Possen und erhabene Reden unter einander
gemischt. Nicht Aristoteles, nicht Racines Lehren
habe er gekränkt -- über solche Pedanterie sei man
längst hinaus. Nein, die Natur selbst habe er be¬
leidigt. Es muß etwas Ungeheures seyn, was
Hugo begangen; er muß eine entsetzliche Schuld auf
sich geladen haben -- seit Müllner ist Hugo ein
Name schlimmer Vorbedeutung. Wir werden sehen;
in einigen Tagen wird das Stück gedruckt erscheinen.
Dazu kömmt noch, daß -- auf allerhöchste Ver¬

Staberl von Liberalen, entſchuldigen ſich, daß ſie ſie
nicht hätten einholen können weil ſie rückwärts ge¬
laufen. Ohrfeigen den Gimpeln!

— Victor Hugo hat vor einigen Tagen ein
neues Drama Le roi s'amuse auf das Theatre
Français gebracht. Hinein zu kommen war mir
nicht möglich an dieſem Tage; denn alle brauchbare
Plätze waren lange vorher beſtellt. Das Stück
wurde faſt ausgepfiffen und nur mit der größten
Anſtrengung vermochten die Freunde des Dichters
es von gänzlichem Sturze zu retten. Ich habe ge¬
ſtern einen flüchtigen Blick in die Zeitungskritiken
geworfen. Alle Blätter und von den verſchiedenſten
Farben verdammen das Drama. Doch ich traue
nicht recht. Sie ſagen Hugo habe Scherz und
Ernſt, Poſſen und erhabene Reden unter einander
gemiſcht. Nicht Ariſtoteles, nicht Racines Lehren
habe er gekränkt — über ſolche Pedanterie ſei man
längſt hinaus. Nein, die Natur ſelbſt habe er be¬
leidigt. Es muß etwas Ungeheures ſeyn, was
Hugo begangen; er muß eine entſetzliche Schuld auf
ſich geladen haben — ſeit Müllner iſt Hugo ein
Name ſchlimmer Vorbedeutung. Wir werden ſehen;
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[42/0054] Staberl von Liberalen, entſchuldigen ſich, daß ſie ſie nicht hätten einholen können weil ſie rückwärts ge¬ laufen. Ohrfeigen den Gimpeln! — Victor Hugo hat vor einigen Tagen ein neues Drama Le roi s'amuse auf das Theatre Français gebracht. Hinein zu kommen war mir nicht möglich an dieſem Tage; denn alle brauchbare Plätze waren lange vorher beſtellt. Das Stück wurde faſt ausgepfiffen und nur mit der größten Anſtrengung vermochten die Freunde des Dichters es von gänzlichem Sturze zu retten. Ich habe ge¬ ſtern einen flüchtigen Blick in die Zeitungskritiken geworfen. Alle Blätter und von den verſchiedenſten Farben verdammen das Drama. Doch ich traue nicht recht. Sie ſagen Hugo habe Scherz und Ernſt, Poſſen und erhabene Reden unter einander gemiſcht. Nicht Ariſtoteles, nicht Racines Lehren habe er gekränkt — über ſolche Pedanterie ſei man längſt hinaus. Nein, die Natur ſelbſt habe er be¬ leidigt. Es muß etwas Ungeheures ſeyn, was Hugo begangen; er muß eine entſetzliche Schuld auf ſich geladen haben — ſeit Müllner iſt Hugo ein Name ſchlimmer Vorbedeutung. Wir werden ſehen; in einigen Tagen wird das Stück gedruckt erſcheinen. Dazu kömmt noch, daß — auf allerhöchſte Ver¬

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris05_1834/54>, abgerufen am 27.11.2024.